Читать книгу Salz im Tee - Birte Papenhausen - Страница 22
ОглавлениеDER KOMPETENTE FLUGHAFENMANAGER
Ich hatte in Nordthailand an einer Konferenz teilgenommen und war auf dem Weg nach Hause. Das Umsteigen in Bangkok war kein Vergnügen, vor allem weil der Inlandsflughafen und der internationale Flughafen an verschiedenen Enden der Stadt lagen und man mit dem Bus quer durch Bangkok musste. Eine riskante und zeitaufwendige Angelegenheit mit viel Potenzial für Verspätung und damit zum Flugverpassen.
Ich hatte drei Stunden Umsteigezeit. Das war knapp bemessen und ich war dementsprechend nervös. Auf einmal las ich auf dem Bildschirm in der Wartehalle, dass die Abflugzeit um eine Stunde verschoben worden war. Das bedeutete: nur zwei Stunden, um ganz Bangkok zu durchqueren. Ich würde es nicht schaffen, den Anschluss nicht erreichen, meinen internationalen Flug verpassen und meinen Ersatzflug selbst bezahlen müssen. Ich nahm mein Handgepäck, eilte zum Schalter der Fluggesellschaft und erklärte dem Schalterbeamten aufgeregt mein Problem. Er lächelte und meinte höflich, da könne man nichts machen. Ich blieb trotzig stehen und zeigte immer wieder auf meine Flugtickets.
Irgendwann bot er an, den Manager zu rufen. Der kam auch gleich aus seinem Büro. Er erschien mir unglaublich jung und mein erster Gedanke war: »Du hast diesen Posten als Manager sicher nur durch Beziehungen und Geld bekommen und nicht, weil du so unglaublich fähig bist.« Ich erwartete ein Lächeln, aber sonst nicht viel.
Ich bekam tatsächlich ein Lächeln, dann stellte er mir die Frage, wie er mir helfen könne. Ich erklärte mein Problem. Er nickte, sagte etwas auf Thai zu seinem Kollegen, schaute auf den Computerbildschirm und informierte mich, dass mich in 40 Minuten ein Flugzeug direkt zum internationalen Flughafen fliegen würde. Der Flug koste 50 Euro und ich müsse mich jetzt entscheiden, weil die Zeit knapp sei und es noch einiges zu regeln gebe.
Es war die perfekte Lösung, also dachte ich nicht lange nach und sagte Ja. Und dann ging es los. Wie mein Gepäckstück aussähe, fragte der Manager und gab Anweisungen, meinen Rucksack aus dem bereits eingecheckten Flugzeug zu holen. Er wartete, als ich das Geld für den Flug am Automaten holte, nahm es und eilte im Laufschritt, stets Passagieren und Kofferwagen ausweichend, vor mir her zu dem Schalter der anderen Fluggesellschaft. Dort sprach er schnell und nachdrücklich, einige Gesten, ein paarmal Kopfnicken und schon hatte ich das neue Ticket in der Hand.
»Hier hinauf«, sagte er, begleitete mich von der Rolltreppe zu einer VIP-Lounge und bot mir Kaffee und Gebäck an. »Sie müssen spätestens in zehn Minuten am neuen Gate sein. Ich hoffe, Ihnen zur vollen Zufriedenheit gedient zu haben, und wünsche Ihnen noch einen guten Tag und einen sicheren Flug.« Damit war er weg.
Ich nickte nur, lächelte beeindruckt, hielt meinen Kaffee in der Hand und sagte mehrfach Danke. Im Stillen schämte ich mich meines so voreiligen Urteils über ihn. Dieser Mann war auf dem richtigen Posten und hatte mir seine Kompetenz und Fähigkeiten eindrucksvoll bewiesen.