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Frohe Feste

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Tante Inge hat mehrere smarte, schlanke Offizie­re einquartiert und feiert mit ihnen jeden Abend lustige Feste. Mutter wird natürlich nie zu diesen Feiern eingeladen. Sie bleibt auch lieber in unserem kleinen Zimmer. Wenn sie auf dem Sessel beim Socken stopfen eingenickt ist, schleichen Arne und ich durch den langen gruseligen, dunklen Flur nach vorne. Der Salon, wo die Tante mit den Offizieren feiert, hatte große Flügeltüren mit Glasscheiben. Da spicken wir beide heimlich durch und finden es toll, wie Tante Inge als einzige Frau mit den Männern zu den Tönen des Grammofons tanzt.

„Vor der Kaserne, vor dem großen Tor ...“ singen alle mit. Inge wackelt mit den Hüften im engen, seidenen Rock. Heimlich übe ich diesen Hüftschwung. Das Lied mit der „Lili Marlen“ kann ich auswendig und gebe es noch lange zum Besten. Die Erwachsenen wollen es immer wieder hören und ich träume davon, später einmal Halbweltdame, Soubrette, Schauspielerin oder Gutsbesitzerin zu werden.

Die Glasscheiben haben am Rand einen besonderen Facettenschliff und die Szenen innen vervielfachen sich, wenn man schräg darüber in den Raum schaut. Inge raucht Zigaretten durch eine meterlange Zigarettenspitze und trinkt Prickelndes aus langen, hohen Gläsern. Dass das Champagner ist, weiß ich damals noch nicht. Ich finde das jedenfalls ganz toll und will später so werden wie Tante Inge: mondän und elegant und nicht so sorgenvoll wie Mutter in ihrer Kittelschürze.

Hau ab! Flüchtlingskind!

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