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Guido

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»Hallo?«, meldet sich eine junge sehr sympathische Stimme.

»Bist du Guido?«, frage ich. »Ich bin Bono, wir haben eben zusammen gechattet.«

»Hallo Bono, ich freue mich, dass du anrufst. Offen gesagt, habe ich mit deinem Anruf nicht gerechnet, denn die meisten haben im Chat einfach nur große Klappe, und wenn man dann zur Sache kommt, kneifen sie.«

Ich schweige einen Moment verlegen, denn im Grunde weiß ich gar nicht, was ich ihm sagen soll, und so entschließe ich mich einfach ganz geradeaus zu sein und die Dinge auszusprechen, wie sie sind.

»Ja, ich weiß, wenn ich ehrlich bin, habe ich auch darüber nachgedacht, einfach nicht anzurufen. Aber ich bin geil drauf und wünsche mir das schon sehr lange, so dass ich jetzt nicht kneifen will, denn das würde ich mir ewig vorwerfen. Außerdem ist meine Neugier größer als die Angst, wenn auch nur ein kleines bisschen.«

»Prima. Das hat man nicht oft. Du machst das wirklich zum ersten Mal?«, fragt er.

»Ja, für mich ist das eine Premiere, und ich bin jetzt wirklich sehr nervös.«

»Du brauchst nicht nervös zu sein«, entgegnet Guido, »es ist nichts Verwerfliches daran, und ich bin auch kein Menschenfresser. Wir treffen uns, sehen uns in die Augen, und entweder es passt, oder du drehst dich um und gehst wieder. Ich weiß, man kann das nicht erzwingen, aber wenigstens probieren sollte man es.«

»Ja, du hast wahrscheinlich recht, aber ich habe so etwas halt wirklich noch nie gemacht und bin schon jetzt ein bisschen durch den Wind. Du musst damit rechnen, dass ich sehr viel Angst haben werde, wenn ich komme.«

»Ich werde dich schon irgendwie runterholen. Vielleicht trinken wir auch einfach nur einen Kaffee, um uns kennen zu lernen.« Guido schafft es tatsächlich, mich ein bisschen zu beruhigen.

»Wirst du wirklich kommen, wenn ich dich darum bitte?«, fragt er, und ich verspreche ihm hoch und heilig es ganz sicher zu tun.

Wir verabreden uns schon für den kommenden Tag, und ich erkläre ihm, dass ich nach der Arbeit nicht nach Hause fahre, sondern sofort zu ihm kommen werde.

»Das ist super. Ich freue mich total«, sagt er. Wir führen unser Telefonat noch eine ganze Weile fort, und natürlich planen wir auch, was wir morgen miteinander anstellen wollen. An dieser Stelle ist Guido deutlich erfahrener. Er ist wesentlich selbstbewusster als ich und hat ziemlich genaue Vorstellungen von dem was er will. Zwar bin ich sehr fasziniert, neugierig und zumindest im Augenblick auch geil, aber eben auch sehr ängstlich und denke deshalb, dass es für mich einfacher wäre, wenn er nicht so ein detailliertes Drehbuch entwerfen würde. Eigentlich will ich gar nicht so genau wissen, was auf mich zukommt, denn jedes Detail könnte, wenn es mein Missfallen erregen sollte, dazu beitragen, dass ich am Ende doch noch kneife. Je länger er redet, desto nervöser werde ich wieder. Also beende ich das Gespräch unter irgendeinem plausiblen Vorwand.

Ich durchstöbere das Internet nach einem Routenplaner, werde schnell fündig und suche mir den Weg zu Guidos Adresse in Bonn heraus. Sie ist nicht gerade um die Ecke, und ich werde ziemlich sicher über eine Stunde für den Weg brauchen, falls ich mich verfahren sollte auch länger. Mit der für heute letzten Mail, kündige ich ihm meine Ankunft für zirka 18.30 Uhr an.

Mein Herz klopft heftig, und eine Panikattacke streckt ihre Finger nach mir aus. Ich schalte den Computer aus und schleiche nach unten. »Auf was lässt du dich da ein?«, frage ich mich und ziehe in Erwägung, dass Guido, mit dem ich vor wenigen Minuten noch telefonierte, mich einfach nur verarscht. Beunruhigt sehe ich mich morgen irgendwo in Bonn an einer Tür klingeln, die zwar nach wenigen Sekunden aufgeht, aber vor mir steht ein Fremder, der von einem Guido gar nichts weiß. Mindestens genauso beunruhigt mich der Gedanke, dass er mich nicht verarscht haben könnte, denn ich weiß nicht, wie ich das Gespräch mit dem Menschen, der in der Tür stehen wird, beginnen soll. Ich mache mir Sorgen, und es dauert eine ganze Weile, bis der Schlaf die Angst überwältigt.

Am nächsten Tag ist an vernünftiges Arbeiten gar nicht zu denken, denn meine Gedanken kreisen ununterbrochen um die Dinge, die an diesem Abend auf mich zukommen werden. Kaum gewinnt die Vorfreude auf ein solches noch nie dagewesenes Ereignis die Oberhand, wird sie von der Angst vor der eigenen Courage überschattet und schließlich wieder verdrängt.

»Du fährst einfach nicht hin«, versuche ich mich zu beruhigen, aber das funktioniert nicht, weil ich mich kenne und weiß, wie wechselhaft ich sein kann, und dass ich meine Entscheidungen zuweilen im Minutentakt verwerfe. Meine Nervosität kann auch deshalb nicht vergehen, weil der boshafte Bono permanent auf mich einwirkt und mir pausenlos erklärt, dass da heute Abend etwas extrem Geiles passieren wird. Er zaubert ein Bild von einem imaginären Guido, einem wahren Adonis, dessen großen schöngewachsenen Schwanz ich leidenschaftlich blase, während er den meinen ebenfalls immer wieder tief in seinem Rachen verschwinden lässt. In Gedanken beobachte ich unser Treiben nicht nur, ich spüre es förmlich. Mein Schwanz drückt von innen gegen meine Hose, und ich erwische mich dabei, wie ich ihn mit der Hand durch den dünnen Stoff massiere. Ich bin sehr geil auf dieses Abenteuer, aber gleichzeitig habe ich auch fürchterliche Angst.

Der Feierabend kommt, und ich habe praktisch nichts erledigt. Mein Schreibtisch ist ein einziges Chaos, weil ich irgendwelche Papierstapel geistesabwesend durcheinandergewirbelt und andere von links nach rechts verschoben habe, nur um sie im nächsten Augenblick wieder von rechts nach links zu verschieben. Was ich spontan nicht einordnen konnte, fand den Weg in den Papierkorb. Pünktlich um siebzehn Uhr verlasse ich mein Büro. Ich bin noch immer unentschlossen und verschiebe die Entscheidung ob ich zu Guido fahren werde oder nicht, auf den Moment, in dem ich in meinen Wagen einsteigen werde.

Am Auto angekommen, zögere ich kurz, was völlig unsinnig ist, denn einsteigen muss ich, egal wohin mein Weg mich führt. Also lasse ich mich auf dem Fahrersitz nieder und deponiere die ausgedruckte Wegbeschreibung auf dem Beifahrersitz. Ich versuche an nichts zu denken, starte den Motor und fahre los.

»Irgendwann musst du eine Entscheidung treffen«, maßregele ich mich still. »Wenn du heute nicht zu Guido fährst, wird er dir sicher keine zweite Chance geben.« Das klingt so plausibel, dass ich mich zu der Entscheidung zwinge. Monatelang habe ich gesucht, um jemanden wie ihn zu finden, und ich würde mich ewig darüber ärgern, wenn ich diese Chance vertuen würde. Also fahre ich nicht nach Hause, sondern lenke meinen Wagen in Richtung Bonn. Die Fahrt ist eine Katastrophe, aber nicht, weil ich mich durch den Berufsverkehr schlängele, sondern weil immer wieder große Zweifel in mir aufsteigen. Bestimmt ein Dutzend Mal entschließe ich mich zur Umkehr. Es bleibt allerdings bei diesen Entschlüssen, und ich kehre nicht um.

Nach einer gefühlten Ewigkeit endlich, erreiche ich mein Ziel. Zwar kenne ich die Adresse, nicht aber, wie mir erst jetzt auffällt, Guidos Nachnamen, und so rufe ich ihn vom Auto aus noch einmal an. Aus dem Hörer tutet es dreimal, viermal, fünfmal, und sofort beschleicht mich ein Gefühl zwischen großer Erleichterung und leidlicher Enttäuschung. Bin ich wirklich verarscht worden? Gibt es diesen Guido vielleicht gar nicht?

»Hallo«, vernehme ich seine Stimme plötzlich aus dem Telefon und zucke vor Schreck zusammen.

»Hallo Guido«, bringe ich heiser hervor. »Hier ist Bono. Ich stehe vor der Tür. Wo muss ich denn klingeln?«

»Klingel bei Kämper. Ich mache dann auf.«

»Ok, bis gleich«, sage ich und betätige den roten Hörer auf der Tastatur meines Handys. Ich stecke es in eine Jackentasche und steige, zitternd vor Aufregung, aus dem Auto. Die Straße hier ist nicht besonders belebt. Es scheint eine ›bessere‹ Gegend zu sein, denn es ist ordentlich hier, und das Haus, auf das ich nun zusteuere, sieht von außen sehr gepflegt aus.

An der Haustür angekommen, suche ich auf den Klingelschildern nach dem Namen Kämper und klingele dort. Nach wenigen Sekunden ist das Brummen des Türöffners zu hören, ich lehne mich gegen die Tür, drücke sie auf und betrete das Treppenhaus. Es gibt einen Aufzug, aber ich entscheide mich, zu Fuß hinaufzugehen, denn ich hoffe darauf, dass ich auf eine geöffnete Tür treffen werde, weil ich nicht weiß, in welches Stockwerk ich muss. Das Treppenhaus bestätigt den Eindruck, den dieses Haus von außen macht. Die Stufen sind aus Marmor, die Wände sind strahlend weiß verputzt, und alles ist wie geleckt.

Weit nach oben muss ich nicht. Schon im Hochparterre steht eine der Wohnungstüren offen, und eine Gestalt lehnt lässig im Türrahmen. Auf den ersten Blick kann ich keine Ähnlichkeit zu dem jungen Mann auf dem Bild, das Guido mir geschickt hat, entdecken. Der Typ hier ist, vorsichtig formuliert, deutlich weniger schlank als sein Konterfei auf dem Bild. Die Haare sind wesentlich kürzer, und er trägt einen Vollbart. Ich mache gute Miene zum bösen Spiel.

»Hallo Guido« begrüße ich ihn und strecke ihm meine Hand entgegen.

»Hallo Bono«, erwidert er meinen Gruß. Die Stimme ist die des Guidos, mit dem ich telefoniert habe. Zwar fühle ich mich nicht völlig hinters Licht geführt, aber hier passiert gerade etwas, was ›man‹ so eigentlich nicht will.

In meiner Vorstellung war er bis zu diesem Augenblick gertenschlank und durchtrainiert, und auf dem Foto, das er mir schickte, gab es auch keinen Bart. Eigentlich sollte ich das strahlende Lächeln eines perfekt rasierten Gesichtes sehen. Das Lächeln ist zwar da, aber es strahlt nicht und wird außerdem von einer Brille geziert. Da sind sie also, die drei B’s, die ich und die vielen anderen Suchenden meist für sich ausgeschlossen haben. Mir wird mulmig, und ich überlege die Flucht anzutreten. Guido nimmt mir die Entscheidung ab, indem er meine Hand ergreift und mich durch die Wohnungseingangstür zieht. Dabei mustert er mich, und ich habe das deutliche Gefühl, dass ihm gefällt, was er sieht.

»Ich freue mich, dass du wirklich gekommen bist«, sagt er so, dass ich es ihm glaube. »Ich hätte nicht drauf wetten wollen. Sollen wir vielleicht erstmal einen Kaffee trinken und uns ein bisschen unterhalten?«, fragt er.

Mir geht das deutlich zu schnell, und ich habe die Hose gestrichen voll. »Erstmal?«, zitiere ich diesen Teil seiner Frage in Gedanken. »Wegen mir könnten wir es bei dem Kaffee belassen«, denke ich boshaft.

»Klar, gerne«, antworte ich. Guido bedeutet mir, mich an den Wohnzimmertisch zu setzen und entschwindet in die Küche. Ich sehe mich um. In seiner Wohnung gibt es sehr viele weiße Möbel, viel Chrom, und sie macht, wie das ganze Haus, einen ausgesprochen ordentlichen Eindruck. Nichts liegt herum, alles blitzt. Obwohl ich sie irgendwie cool finde, wirkt sie auf mich, wie die Wohnung eines stocksteifgeschissenen Spießers. Meine in dieser Hinsicht möglicherweise fehlgeleiteten Gedanken, schließen jedoch aus, dass ein Schwuler spießig sein kann.

»Kommst du jetzt direkt von der Arbeit?«, ruft er aus der Küche.

»Ja, ich habe bis fünf gearbeitet und habe dann knapp über eine Stunde gebraucht. Ich habe mir eine Route ausgedruckt. Hierher zu finden, war kein Problem.«

»Prima«, erwidert er, kommt zurück ins Wohnzimmer und entnimmt einem Schrank zwei Tassen und zwei Untertassen.

»Hast du hier einen eigenen Garten?«, frage ich und blicke zu einer Terrassentür, durch die ich ein Stück Wiese und eine Umzäunung in Form einer hochgewachsenen Hecke erkenne.

»Ja«, bestätigt er, »ich habe hier ein eigenes Gartengrundstück.«

Guido geht noch einmal in die Küche und kehrt mit einer silbernen Kaffeekanne zurück. Wir trinken unseren Kaffee und versuchen uns zu unterhalten. Was ihm gut gelingt, kriege ich nicht hin. Er erzählt von sich, und es scheint ihn nicht sonderlich zu stören, dass ich sehr zurückhaltend bin. Ich beobachte voller Argwohn, dass er seinen Kaffee sehr schnell trinkt und mich dabei ebenfalls keine Sekunde aus den Augen lässt.

»Du bist ja echt schnuckelig«, stellt er unvermittelt fest. So hat mir das noch nie jemand gesagt, und von einem Mann klingt so ein Kompliment ziemlich befremdend, aber ich finde, er hat recht, denn ich bin schlank, gut gewachsen und am heutigen Tage auch sehr gut angezogen. Er greift nach meinem Arm und schlägt vor, auf das Sofa umzuziehen, um zur Sache zu kommen. Mein Magen wird immer schwerer, und ich verspüre echte Angst, denn das ist, wenn ich mich heute auf diesen Mann einlasse, seit meiner frühesten Pubertät, mein erster homosexueller Kontakt.

Ich zwinge mich keinen Rückzieher zu machen, denn ich weiß genau, wenn ich jetzt hier rausgehe und unverrichteter Dinge ins Auto steige, werde ich mich schon nach dem ersten Kilometer unsagbar über mich ärgern. Die Stunden, die ich damit verbrachte, genau die Situation herbeizuführen, aus der ich mich jetzt nur zu gern herauswinden würde, kann ich nicht mehr zählen. Wofür das alles? Nur um jetzt im entscheidenden Augenblick wie ein Angsthase das Weite zu suchen? Nein, das würde ich nicht tun. Ich schelte mich einen Vollidioten und eine Memme und wehre mich nicht, als Guido mich vom Stuhl in Richtung Sofa zieht.

»Ich möchte aber nicht küssen«, werfe ich hektisch ein.

»Ok, kein Problem«, sagt er.

Auf dem Sofa angekommen, greift er mir sofort in den Schritt. Zu meiner eigenen Überraschung findet er unter dem dünnen Hosenstoff einen hoch aufgerichteten Schwanz vor. Ich habe mir im Vorfeld über mein Standvermögen niemals Gedanken gemacht, denn ich bin ein Mann, der voll im Saft steht. Erektionsproblem ist ein Fremdwort für mich. Angesichts meiner Überrumpelung hinsichtlich seines Aussehens und der unumstößlichen Tatsache, dass ich das, was jetzt hier passieren wird, nicht wirklich will, bin ich dennoch erstaunt, dass mein kleiner Freund sich so deutlich sichtbar freut.

Guido fackelt nicht lange. Er öffnet versiert meinen Gürtel und verschafft sich mit einer kurzen eleganten Bewegung den direkten Zugriff auf das Körperteil seiner Begierde. Es ist nicht unangenehm, aber weit davon entfernt echte Lust in mir hervorzurufen, also lasse ich es einfach nur zu. Er zerrt an meiner Hose, so dass ich wenige Augenblicke später mit nacktem Hintern auf seinem Sofa sitze. Es ist fast völlig still, weil keiner von uns etwas sagt. Das einzig wirklich Hörbare ist sein Atem, der immer hektischer wird. Mich stört das sehr, denn ich denke, Reden

oder überhaupt ein wenig Geräuschkulisse würde mich vielleicht etwas entspannen. So habe ich das Gefühl, das zumindest für mich ja auch zutrifft, dass wir hier einfach nur deshalb etwas abspulen, weil wir es so verabredet haben. Wie aus der Ferne sehe ich, dass Guidos Hand nach einem Schwanz greift. Und das ist tatsächlich meiner? Findet das Ganze wirklich jetzt und hier statt? Ich bin gerade gnadenlos überfordert.

Er beginnt ihn mit festem Griff zu penetrieren, und ich muss gestehen, er kann das und macht es gut. Endlich findet meine Lust ihren Weg in die für sie zuständigen Gehirnregionen und legt dort ein paar Schalter um. Ich entspanne mich ein wenig und atme gleichmäßig tief ein und aus. Er wichst meinen Schwanz immer schneller, meine Atemfrequenz steigt stetig weiter, und meine Hüfte entwickelt ein lustbedingtes Eigenleben.

»Wenn du etwas davon haben willst«, sage ich, »musst du etwas langsamer machen.«

Guido begreift, was ich ihm erklären will und nimmt sich etwas zurück. Dann beugt er seinen Oberkörper zu meinem Schoß und beleckt meine Eichel. Aus meiner Position sehe ich seinen Hinterkopf, seinen breiten Nacken, seinen kompakten Körper und wie sehr sein Hemd auf seinem Rücken spannt. Mir gefällt das überhaupt nicht, denn das, was da gerade meinen Schwanz lutscht, ist ein gewaltiger Brocken, der nichts, aber auch gar nichts, mit dem zu tun hat, was ich mir wünschte, und ich bin einfach nicht in der Lage darüber hinweg zu sehen. Ich benötige sehr viel Selbstbeherrschung, um mich zu zwingen, jetzt nicht einfach aufzustehen und mich seinem Zugriff zu entziehen, sondern bewegungslos sitzen zu bleiben.

»Steh auf«, keucht er, »damit ich besser an deinen Schwanz komme!«

Ich folge seiner Aufforderung, und er platziert mich so vor sich, dass mein bestes Stück direkt in sein Gesicht deutet. Meine Hose rutscht mir auf die Knöchel, mein Hemd schlabbert über meine Hüften, und ich komme mir lächerlich vor. Immer wieder blicke ich skeptisch zur Terrassentür, die mir plötzlich sehr wichtig erscheint, weil man von dort aus alles beobachten könnte, und auch das stört mich und verhindert, dass ich der Situation irgendetwas abgewinnen kann.

»Kann hier keiner gucken?«, frage ich nervös.

»Nein, das Grundstück ist von einer hohen Hecke umgeben. Die ist so hoch, dass meine Wohnung von außen nicht einsehbar ist. Mach dir keine Sorgen.«

Guidos Zunge findet den Weg zu meiner Eichel und spielt mit ihr. Jetzt sehe ich von oben in das Gesicht dieses Mannes mit dem Vollbart, der gierig an meinem Pimmel leckt und finde es widerlich. »Worauf habe ich mich da nur eingelassen?«, frage ich mich stumm.

Sein Spiel wird wilder, seine Lippen saugen meinen Schwanz in sich auf und ohne Probleme lässt er ihn bis zum Anschlag in seinem Mund verschwinden. Als er wieder zum Vorschein kommt, ist er in einen Mantel aus Speichel gehüllt. Ekel steigt in mir auf. »Ich will das nicht«, denke ich noch einmal und versuche meinen wachsenden Widerwillen in den Griff zu bekommen.

Guido bläst sehr leidenschaftlich, und er gibt sich bestimmt echte Mühe, aber in diesem Augenblick weiß ich das nicht zu schätzen. Seine Zunge wandert zu meinem Hodensack, saugt eines meiner Eier in sich auf, lässt es wieder herausschnellen und beleckt dann mein Gemächt, beginnend am Damm bis hoch zur Eichel, in voller Ausdehnung.

Er erhebt sich vom Sofa, öffnet seine Hose und befreit nun seinen eigenen Schwanz aus der Gefangenschaft. »Was um Gottes willen tust du hier?«, schießt es mir durch den Kopf, und ich lasse das Bild, das sich mir nun bietet auf mich wirken. Sein kleiner Freund ist kein kleiner Freund. Im Gegenteil, er ist recht groß, auf jeden Fall sichtbar größer als meiner, und ich kann ihn riechen.

»Stopp!«, entfährt es mir. »Warte einen Augenblick. Das geht mir zu schnell. Ich glaube, ich kann das nicht«, erkläre ich.

Ungläubig starrt Guido mich an. Sein Gesichtsausdruck zeigt für wenige Sekunden große Überraschung, wechselt dann über zu langsamem Begreifen und am Ende zu gewaltiger Enttäuschung. Einige Sekunden verharrt er bewegungslos und lässt sich dann wie ein nasser Sack auf das Sofa fallen.

»Wieso?« fragt er vorwurfsvoll.

»Gib mir eine Minute bitte. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob mir das hier gefällt«, erkläre ich verlegen. Argwöhnisch darauf achtend, zumindest so viel Abstand zu wahren, dass er nicht nach mir greifen kann, ohne aufzustehen, setze ich mich ebenfalls wieder auf das Sofa.

Die Enttäuschung in seinem Gesicht nimmt tragische Dimensionen an.

»Es tut mir sehr leid«, setze ich zu einer Entschuldigung an. »Ich kann einfach nicht über meinen Schatten springen. Es geht mir alles zu schnell, und irgendwie hatte ich mir das auch anders vorgestellt.«

»Was hast du gedacht, was hier passieren würde?«, fragt er mich, ohne dabei unfreundlich zu klingen.

»Ich weiß es doch auch nicht. Es ist für mich das allererste Mal, dass ich mich mit einem Mann treffe.«

»Ok«, sagt Guido, »vielleicht lassen wir es ganz langsam angehen. Beruhige dich erstmal, und dann sehen wir weiter.«

Ich sehe ihn an. Die Enttäuschung ist aus seinem Gesicht verschwunden, stattdessen verrät seine Miene, dass er angestrengt nach einer Lösung sucht, denn er will es, er will es unbedingt. Mich überkommt ein schlechtes Gewissen, einer der Bonos macht mir Vorwürfe, aber ich glaube trotzdem nicht, dass ich das hier noch irgendwie zu Ende bringen kann.

»Es ist ein Versuch, nur ein Versuch…«, denke ich und suche für mich selbst nach einer Entschuldigung und für Guido nach einer Ausrede. Ich möchte ihm nicht sagen, dass der ausschlaggebende Punkt für meinen Rückzieher, der Geruch seines Geschlechtsteils ist.

Umständlich ziehe ich meine Hose hoch und besiegele damit, dass die Sache hier endet. Allerdings setze ich mich wieder hin. »Ich kann doch jetzt nicht einfach gehen«, denke ich und beschließe, dass ich noch ein bisschen reden will. Guidos Hose hängt noch immer auf der Höhe seiner Knöchel. Er lehnt in einer Ecke seines Sofas, während ich, wie hypnotisiert, seinen Schwanz anstarre. Der hat ein wenig an Größe verloren, aber er ist immer noch beachtlich groß und wohl das, was man unter einem Fleischpenis versteht. Guido beginnt sich selbst zu streicheln.

Es folgt ein peinliches Schweigen, derweil ich wie betäubt zuschaue, wie seine Hand sich bemüht ein völliges Einknicken seiner Erektion zu verhindern. Ich komme in dieser bizarren Situation nicht auf die Idee, dass er taktiert, um sich aus der aus seiner Sicht misslichen Lage zu befreien. Mein Widerwille schrumpft unmerklich in sich zusammen, ganz vorsichtig und in sehr kleinen Schritten kehrt die Lust zurück. Vielleicht würde ich diesen Schwanz doch gerne anfassen wollen. Blasen kommt aufgrund des Geruches nicht in Frage, denn der stört mich sehr. Dabei riecht er gar nicht wirklich unsauber. Guido macht insgesamt einen sehr gepflegten Eindruck, und er hat bestimmt nicht versäumt, sich gründlich zu waschen, aber sein Schwanz riecht sehr nach Mann und damit für mich einfach unangenehm. Möglicherweise rieche ich genauso. Meine unzulängliche Beweglichkeit verwehrt mir, meine Nase so dicht an mein Geschlechtsteil heran zu führen, dass ich meinen eigenen Geruch wahrnehmen kann.

»Es tut mir sehr leid«, stammele ich. »Ich bin mit der Situation überfordert.«

»Das muss dir nicht leidtun«, lenkt Guido ein. »Es ist zwar sehr schade, aber ich verstehe das natürlich. Wenn ich mir so einen Frischling wie dich suche, muss ich, wenn ich ehrlich bin, natürlich zugeben, dass sowas wie das hier passieren kann.«

Wir schweigen uns ein paar weitere Minuten peinlich an, während derer er nicht aufhört, sich zu befummeln.

»Ich mache dir einen Vorschlag«, setze ich an. »Ich würde dir einen runterholen, wenn du mir versprichst, dass du mich nicht anfasst. Bleib einfach liegen, und lass es geschehen.«

Seine Miene erhellt sich schlagartig.

»Ok«, sagt er hektisch. »Das verspreche ich dir.«

Mein Blick ist starr auf sein Geschlechtsorgan gerichtet, das ich ganz bewusst zum Mittelpunkt meiner Wahrnehmung mache. Ich vermeide Blicke in sein Gesicht und auf seinen restlichen Körper und verdränge damit alles was mir als Makel erscheint für kurze Zeit aus meinem Hirn. Guidos Schwanz hat zu seiner ursprünglichen Größe zurückgefunden und schwebt in einem spitzen Winkel über seinem Bauch. Ganz langsam rücke ich näher, lege meine Hand auf seinen Oberschenkel und erwische mich dabei, tief durch die Nase einzuatmen, um zu prüfen, ob der Geruch noch da ist. Mein Gesicht aber ist offenbar zu weit entfernt, um etwas zu riechen, und das macht es leichter.

Ich ergreife seinen wahrhaft wuchtigen Luststab mit der rechten Hand und vergleiche das Gefühl mit dem Gefühl meinen eigenen Schwanz in der Hand zu halten. Dieser hier fühlt sich sehr viel dicker an, und das ist er auch. Sehr vorsichtig richte ich ihn auf, bis er steil in die Höhe ragt und beginne dann meine Hand auf und ab zu bewegen. Guido schließt die Augen und lässt es geschehen. Sein Atem geht langsam und gleichmäßig. Ich habe das Gefühl durch einen Tunnel zu starren und sehe meine Hand, die seinen ›großen Freund‹ langsam penetriert. Ganz bewusst mache ich sehr tiefe ›Abbewegungen‹, denn ich möchte, dass Guidos Eichel in ihrer ganzen Pracht sichtbar wird. Auch wenn dieser Schwanz vielleicht nicht gut riecht, finde ich, dass er schön ist.

Kurz überlege ich, ihn doch in den Mund zu nehmen, entscheide mich aber dagegen. Mein Griff wird fester und meine Bewegungen schneller. Sein Atem wird vernehmbar lauter, und ich hoffe, dass es ihm gefällt.

»Irgendwie ist es schon doof, wenn ich dich nicht anrühren darf«, sagt er plötzlich. Ich sehe ihm in seine nun geöffneten Augen und erstarre erschrocken in meiner Bewegung.

»Du hast es mir versprochen.«

»Ok, alles gut, ich habe es versprochen«, rudert er zurück und schließt seine Augen wieder.

Erleichtert nehme ich meine unterbrochene Verrichtung wieder auf. Mein Griff bleibt fest, aber meine Bewegungen werden schneller, denn ich will nicht, dass er Gelegenheit bekommt, sein Versprechen doch noch zu brechen.

Guido beginnt leise zu stöhnen, allerdings klingt es noch nicht nach einem nahenden Orgasmus, also werde ich noch schneller. Das zeigt Wirkung, und er fängt an seine Hüfte in die Höhe zu recken. Ich glaube, ich mache alles richtig und werde nochmals ein bisschen schneller. So geht das einige Minuten. Gerade denke ich, dass es wohl doch nicht so einfach ist, als sein Stöhnen deutlich lauter wird. Mein Blick richtet sich wie gebannt auf seine Eichel, an deren Spitze ein großer Lusttropfen zu sehen ist. Ich verfestige meinen Griff noch etwas, und dann endlich geschieht es. Eine erste Welle seines Spermas schießt einige Zentimeter in die Höhe und landet auf meiner Hand. Auch diesmal kann ich es riechen, doch dieser Geruch ist mir vertraut, denn den kenne ich auch von mir. Dennoch beschleicht mich der Ekel noch einmal, aber aufgeben kommt jetzt nicht mehr in Frage, und ich mache verbissen weiter. Zwei weitere Wellen folgen der Ersten und dann ist ruckartig Schluss. Guidos Hand ergreift die meine, hält sie fest und bedeutet mir damit jetzt aufzuhören.

»Wo kann ich mir die Hände waschen?«, frage ich ihn ohne Zeit zu verlieren. Ich fühle, wie das noch warme Sperma an meiner Hand herunterläuft, und ekele mich so sehr, dass ich nicht hinsehen will. Jetzt will ich nur noch zwei Dinge, Händewaschen und danach sofort nach Hause.

»Rechts um die Ecke ist das Badezimmer«, sagt er und klingt erschöpft.

Hektisch springe ich auf, finde das Bad und wasche mir gründlich die Hände. Während ich das tue, bereite ich meinen Abgang vor, und der wird kurz und schmerzlos.

»Guido, sei mir bitte nicht böse, aber ich möchte jetzt sofort nach Hause fahren. Ich muss erstmal wieder runterkommen«, sage ich, während ich in aller Eile meine Jacke anziehe.

»Alles ok«, seufzt er und hält mir die Hand hin. In diesem Augenblick mag ich Guido nicht und möchte ihn auch nicht mehr berühren. Eine Sekunde überlege ich, ob ich sie nehmen soll, aber alles andere wäre unhöflich. Ich will nur noch nach Hause und das möglichst ohne jede Diskussion, und so nehme ich seine Hand.

»Mach’s gut«, sage ich, entziehe mich ihm hastig und gehe. »Du auch« ruft er mir hinterher, und dann bin ich auch schon durch die Tür.

*****

Während der gesamten Rückfahrt zitterte ich wie Espenlaub, denn die Geschehnisse hatten mir sehr zugesetzt, und ich fühlte mich schlecht. Erstaunlicherweise war es in erster Linie die Wut, die mich erzittern ließ. Ich hätte keine Tasse Kaffee halten können, ohne den größten Teil zu verschütten. Immer wieder schlug ich auf das Lenkrad ein.

»Warum, warum, warum?«, fragte ich mich lautstark. Kaum war ich aus Guidos Tür heraus, wurde ich von starken Schuldgefühlen, tiefer Scham und von heftigem Ekel heimgesucht. Der Geruch seiner Männlichkeit erschien mir nun noch sehr viel abscheulicher. Mein Kopfkino war grausam und ergänzte mein Spiel mit Guido um einige Einzelheiten, wie beispielsweise um eine innige und gierige Fellatio. Ich sah mich diesen stinkenden Schwanz in den Mund nehmen. Das was bisher nur ein Geruch war, schmeckte ich nun, und ich musste nicht in den Spiegel sehen, um zu wissen, was sich in meinem Gesicht abspielte. Blitzartig stellten sich homophobe Gefühle ein.

»Wie konnte ich das nur tun?«, fragte ich mich diesmal still, schlug dafür noch ein paar Mal heftig auf das Lenkrad ein und begann mich zu beschimpfen. »Du blöde schwule Sau! Den Schwanz abschneiden sollte man dir, du Arschloch. Wie doof kann man nur sein? Das machst du nie, nie, nie wieder, du dämliche Sau!«

Ich erwischte mich dabei, an meiner rechten Hand zu schnuppern. Zwar hatte ich mir die Hände gewaschen, aber in diesem Augenblick bildete ich mir ein, die Ausdünstungen Guidos Geschlechtsorgans an mir riechen zu können.

»So riechen also Schwule«, dachte ich wohlwissend das der Gedanke völlig absurd war, denn warum sollten Schwule anders riechen als Heteros, aber ich brauchte ein Ventil. Ich fand es in der Taktik, Schwule für ihre Entartung zu verachten und mir in diesem Atemzug felsenfest vorzunehmen, dass ich mich dazu nie wieder würde hinreißen lassen.

Dieses Negativerlebnis sorgte dafür, dass ich für eine Weile die Schnauze voll hatte und meine diesbezüglichen Aktivitäten vollständig einstellte.

Meine Beziehung zu Maria erlebte eine kurze Renaissance. Durch unsere langanhaltende körperliche Entwöhnung und meiner damit verbundenen Frustration waren mir zärtliche Gefühle für sie weitestgehend abhandengekommen. Plötzlich waren sie wieder da, und ich entwickelte ein nie dagewesenes Verständnis für unsere Problematik und insbesondere für ihre Situation. Mein Verstand versuchte mir zu vermitteln, dass sie schon immer recht hatte, denn ich war ein Arschloch und habe sie über lange Zeit einfach zu sehr bedrängt. Wie hätte sie anders reagieren können, als sich mir zu verweigern? Auf einmal sah ich alles glasklar, alles war meine Schuld, mehr noch, ich glaubte aufgrund dieser unerwarteten Erkenntnis einen Weg finden zu können, all unsere Probleme zu lösen.

Ich ging zwar immer noch nicht zeitgleich mit Maria ins Bett, aber ich schaute tatsächlich nur noch etwas fern. Sozusagen geläutert, hörte ich auf jede Nacht zum Tag zu machen und stellte in der Folge fest, dass ich mich besser konzentrieren konnte. Wie aus heiterem Himmel bewältigte ich meine Aufgaben in der Firma viel schneller, und auch mir selbst ging es besser, denn ich war nicht mehr so abgespannt und müde und kam auch morgens deutlich leichter aus dem Bett. Eigentlich war alles besser.

Mein Kopfkino war bedient, wenn auch anders als ich es mir vorgestellt und gewünscht hatte. Damit kehrte Ruhe ein. Nach zwei Wochen aber holte mich die Sehnsucht nach dem Verbotenen, nach dem Anstößigen wieder ein. Meine Schuldgefühle verblassten, und auch der Ekel ging zurück. Was blieb war die Scham. Trotz meiner gewonnenen Erkenntnisse veränderte sich mein Leben nicht. Zwar gingen Maria und ich seit diesem Ereignis vertrauter miteinander um, allerdings mündete diese Vertrautheit noch immer nicht in sexueller Erfüllung. Einige Tage widerstand ich dem Wunsch nach neuen aufregenden Abenteuern noch, aber dann stieg ich die Treppe zu meinem Dachbodenzimmer wieder hoch, schaltete den Computer ein und rief AOL auf.

Ich begann von Neuem damit, die Chatrooms nach potenziellen Sexualpartnern und Partnerinnen zu durchforsten. Vorsorglich veränderte ich mein Pseudonym und verhinderte damit, dass Guido und ich uns noch einmal ›begegneten‹. Sehr schnell war der alte Trott wiederhergestellt. Jeden Abend schlich ich mich nach oben und verbrachte Stunde um Stunde mit dieser fast aussichtslosen Suche nach einem neuen Spielpartner.

Koexistenz!

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