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Wein hinter Gittern

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Das Prinzip des kollektiven Weintresors erobert Deutschlands Städte. In Weinbanken lagert man seine Weine sicher – und genießt sie öffentlich.

Wenn Christian Ress von der Gründung seiner ersten Winebank im Rheingauer Hattenheim erzählt, merkt man ihm die spitzbübische Freude an der damaligen Aktion deutlich an. Nicht nur dass er just zu Beginn der Finanzkrise 2008, als traditionsreiche Geldinstitute wie Kartenhäuser zusammenklappten, bei Finanzierern ausgerechnet nach Geld zur Eröffnung einer Bank anfragte. Auch die brodelnde Gerüchteküche um die Baustelle macht ihm bis heute sichtlich Spaß. „Wir wollten unsere Pläne geheim halten, die Eröffnung sollte ein richtiger Paukenschlag werden“, sagt er. Als dann aber die an freizügige Szeneclubs erinnernden käfigartigen Schließfächer geliefert wurden, sei die Tratschvariante, in den Kellern in Downtown Hattenheim entstehe ein Kleintierzoo, noch die harmloseste gewesen. Am Nikolaustag 2009 kam die Auflösung.

Heute ist die Winebank Weltmarktführer unter den Anbietern öffentlicher Weinlager. Sieben Niederlassungen haben europaweit bereits geöffnet: die Kernzelle in Hattenheim, Filialen in Hamburg, Frankfurt, Mainz, im pfälzischen Wachenheim sowie in Wien und Basel. Weitere Standorte in Köln und Palma de Mallorca stehen kurz vor der Eröffnung. Und im kommenden Jahr geht es nach Austin und Washington D. C. sowie nach London und Saas Fee.

Neben dem Platzhirsch Winebank gibt es bislang zwei weitere Anbieter des Konzepts: Tresor Vinum in Pullach bei München und Vinarmarium in Mainz. Alle Weinkellerclubs eint die gleiche Grundidee: Clubmitglieder können in architektonisch in Szene gesetzten Kellergewölben Fächer unterschiedlicher Größe mieten, um dort Weine einzulagern. Eine Chipkarte gewährt ihnen rund um die Uhr Zugang zu den eindrucksvollen Räumen. Die Preise beginnen zweistellig pro Monat für ein kleines Fach. Es gibt aber auch die große Lösung: Der Keller „Bert Brecht“ in der Mainzer Winebank mit einem Fassungsvermögen von 3195 Flaschen und einer eigenen Theke kostet monatlich 2150 Euro.


Die Winebank in Frankfurt: Lager, Schaufenster, Social und Business Club. Mitglieder haben rund um die Uhr Zugang.

Die Tresore sind offen, aber vergittert, der Inhalt ist für alle Besucher sichtbar. Ganz klar: Hier geht es nicht nur ums Lagern, sondern auch ums Zeigen. Jedes Fach dient als kleines Schaufenster. So bringen Unternehmen etwa Messingschilder mit Schriftzug an den Türen zu ihren kleinen Schatzkammern an. Andere stellen Flyer oder Visitenkarten in Griffweite hinter das Gitter. „Als ich 2003 die Idee zur Winebank hatte, war schnell klar, dass wir nicht nur eine Lagermöglichkeit für Wein schaffen wollen. Wer zu seinem Wein in einen Gewölbekeller hinabsteigt, will das ja wahrscheinlich nicht alleine tun. Deshalb haben wir von vorneherein geplant, die Winebank zu einem Social und Business Club zu machen“, sagt Ress.

Das ist gelungen. In die verschiedenen Keller laden Fachinhaber ihre privaten Freunde oder Geschäftskunden auf eine besondere Flasche ein. Das Equipment ist vorhanden: Gläser, Wasser, Kühlmanschetten, Flaschenöffner. In der Frankfurter Winebank geht das Clubgefühl so weit, dass die Winebanker eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe haben, um sich auf eine besondere Flasche zu verabreden. Im Tresor Vinum und dem Vinarmarium gehört außerdem ein kulturelles Veranstaltungsprogramm zum Angebot. Einen anderen Vorteil haben die Clubmitglieder der Winebank: Ihre Karte passt an allen anderen Winebanks weltweit – und bald auch an Automaten, an denen sie Weine aus besonderen Flaschen zapfen können. Auf dass sie auch fern der Heimat nicht auf dem Trockenen sitzen mögen.

Katja Apelt

DIE WEIN-WEGSCHLIESS-CLUBS


Tresor Vinum, Pullach im Isartal

www.tresorvinum.de


Vinarmarium, Mainz

www.vinarmarium.de


wineBANK, diverse Standorte, darunter Hamburg, Köln, Frankfurt, Mainz

www.winebank.de


Gault&Millau WeinGuide Deutschland 2018

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