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Herkunft ist Trumpf

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Die Lagen der Nation: Im Weingesetz von 1971 kamen sie unter die Räder, heute erleben sie eine Renaissance. Warum Herkunft und Qualität untrennbar zusammengehören.

Fünfzig Euro pro Quadratmeter“ raunt es anerkennend, wenn man dieser Tage in Winzerkreisen das Stichwort Saumagen fallen lässt. Und oft erst im zweiten Moment: „Hammerweine …“ Die Rede ist von der Pfälzer Lage Kallstadter Saumagen. Sie gehört zurzeit zu den Hotspots der deutschen Weinlandschaft. „Noch vor fünf Jahren waren Parzellen dieser Lage nicht einmal halb so teuer“, sagt Valentin Brodbecker, Weinfinanzexperte bei der Firma Wine-Land, die Weingüter etwa beim Kauf und Verkauf berät.

Ähnliche Entwicklungen beobachtet man auch anderswo. Zu den rheinhessischen In-Lagen gehören Pettenthal und Hipping im Roten Hang bei Nierstein, im Rheingau ist der Hallgartener Hendelberg en vogue, in der Pfalz weckt neben dem Saumagen der Kastanienbusch in Birkweiler Begehrlichkeiten. Junge Winzer und gestandene Weingüter suchen nach besonderen Terroirs. Weinbergslagen werden neu entdeckt oder interpretiert. Und selbst interessierte Laien diskutieren mittlerweile über die Unterschiede zwischen Marcobrunn und Siegelsberg wie die Franzosen über Meursault versus Puligny-Montrachet. Der Trend in Deutschlands Weinszene: Herkunft gilt wieder was.

Einen Teil dieses Erfolgs kann sich der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) auf die Fahnen schreiben. Denn der VDP-Leitgedanke „Je enger die Herkunft, desto höher die Qualität“ hat heute eine Reichweite, die deutlich über die rund 200 VDP-Mitglieder hinausgeht. So schlossen sich im Februar 2017 rund 70 rheinhessische Winzer – davon drei Viertel Nicht-VDPler – zur Winzervereinigung „Maxime Herkunft Rheinhessen“ zusammen. Der Kernpunkt des Maxime-Bekenntnisses: eine dreistufige Qualitätspyramide, deren Systematik an den VDP angelehnt ist. Die VDP-Klassifikationspyramide setzt ganz klar auf Herkunft. An ihrer Spitze stehen Weine aus den besten deutschen Rebbergen – den klassifizierten „VDP Großen Lagen“. Trocken ausgebaut heißen sie „VDP Großes Gewächs“, abgekürzt GG. Eine Stufe darunter folgen die Weine aus „VDP Ersten Lagen“, dann die Orts- und Gutsweine. Der Vorteil für den Verbraucher: Er weiß jederzeit, auf welcher Qualitätsebene er trinkt und woher der Wein stammt.

© VDP

Ein Blick zurück: Die Vergangenheit des Umgangs mit dem Wert einzigartiger Weinbergslagen in Deutschland ist eine dunkle. Mit bestem Vorsatz fasste man 1971 in einem neuen Weingesetz deutschlandweit rund 30.000 Lagen auf ein Achtel dieser Zahl (2658) zusammen. Die neu geschaffenen Großlagen erhielten oft Namen, die zuvor wertvollen Einzellagen mit charakteristischem Terroir vorbehalten waren. Fortan waren die „Filetstücke“ von den neu hinzugekommenen, weniger hochwertigen oder homogenen Parzellen nicht mehr zu unterscheiden. Die Intention war ehrenhaft: Winzer mit vielen Kleinstlagen sollten wieder eine vermarktbare Menge Wein unter einem Lagennamen herstellen können. Doch man schoss über das Ziel hinaus. Das Ergebnis: Die deutschen Lagen verloren an Glaubwürdigkeit und Bedeutung, weil sie keine Qualität mehr garantierten.

Spätestens seit Mitte der 1980er Jahre ging der VDP massiv gegen diese Verwässerung an. 2012 verabschiedete der Verband dann die heutige Klassifikationspyramide. Dem VDP eigen ist dabei die Bewertung der klassifizierten Weinberge. Als „VDP Große Lage“ gelten nur besonders hochwertige Terroirs, die etwa Böden mit expressivem Charakter sowie eine optimale Sonneneinstrahlung und Hangneigung besitzen. Das bedeutet, dass der VDP innerhalb der amtlichen Lagen oft nur Teilstücke als „Große Lage“ anerkennt. So weit ist man bei Maxime Herkunft Rheinhessen noch nicht. „Wir wollen das Profil Rheinhessens schärfen und die Region in ihrer Vielfalt abbilden. Deshalb nennen wir die Lage namentlich auf dem Etikett. Eines Tages werden wir uns aber wahrscheinlich auch Gedanken über die Güteklassifizierung unserer Lagen machen“, sagt Johannes Geil-Bierschenk, Erster Vorsitzender der Maxime.


Begehrtes Terroir: die rheinhessische In-Lage Pettenthal.

Übrigens: Die Hottest Spots, die Deutschland zu bieten hat, sind zugleich auch die traditionellsten. „In den besten Lagen der Mosel wie der Brauneberger Juffer Sonnenuhr kostet der Quadratmeter mindestens 150 Euro“, sagt Finanzexperte Brodbecker. Im Berncasteler Doctor und an der Saar sei gar nichts mehr zu haben. Die großen Namen der Saar tauchten bereits auf noblen Restaurantkarten der 1920er Jahre auf, etwa im Berliner Hotel „Adlon“: der Wiltinger Scharzhofberg natürlich, der Wiltinger Gottesfuß oder die Ayler Kupp. Hundert Jahre ist das her – und manche Lagen, wie der Gottesfuß, waren zwischenzeitlich kaum mehr sichtbar. Heute erleben sie eine neue Hochphase. Und das Revival der Lagen hat gerade erst begonnen.

Katja Apelt

© VDP

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