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Der neue König ist einer von hier

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Bleibt die Überschreibung der kyburgisch-laufenburgischen Rechte im Aargau und in der Innerschweiz nebulös, ist es die Wahl Rudolfs von Habsburg zum König im Herbst desselben Jahres weniger. Rudolf lag im Sommer 1273 erneut in Fehde mit der Bischofsstadt Basel, die er wohl als das natürliche Zentrum seines Herrschaftsbereichs angesehen hätte. Während dieser Belagerung erhielt er die Nachricht von seiner Wahl zum König des Heiligen Römischen Reichs. Richard von Cornwall war verstorben und die Reichsfürsten und der Papst akzeptierten den Gegenkönig Alfons von Kastilien nicht. Nach über 20 Jahren kürten sie quasi wieder einen aus den eigenen Reihen zum König. Zwar kein Reichsfürst mit einem Herzogtum im Rücken, aber einen mächtigen Potentaten aus dem Südwesten, einem der Kernländer des Reichs. Rudolf von Habsburg wird ein Kompromisskandidat gewesen sein. Einer, der selbst nicht zu mächtig war, dem aber die Wiederherstellung der Reichsidee und des Reichsfriedens zugetraut wurde. Er erwies sich denn auch als tatkräftiges und fähiges Reichsoberhaupt, das die Reichsfürsten rasch für sich einnehmen oder falls nötig in die Schranken weisen konnte. Er schaffte es innert weniger Jahre, durch eine aktive Heiratspolitik seine Nachkommen in den wichtigen Reichsfürstenfamilien zu positionieren und seine schärfsten Konkurrenten im Reich zu neutralisieren. Primär war dies der böhmische König Ottokar, der während des Interregnums die östlichen Herzogtümer Österreich, Steiermark und Kärnten aus dem babenbergischen Erbe okkupiert hatte. Rudolf zog die Herzogtümer zuhanden des Reichs ein und musste sie in einem Krieg gegen Ottokar erstreiten, was ihm 1278 gelang. Ganz im Sinn seiner Vorgänger und Nachfolger verband er Reichsmit familiärer Hausmachtpolitik, und er schaffte es, 1282 die Zustimmung der Reichsfürsten zur Verleihung der Herzogtümer Österreich und Steiermark an seine Söhne Albrecht und Rudolf zu erwirken. Das Herzogtum Kärnten ging an seine wichtigen Supporter gegen den böhmischen König, die Grafen von Görz-Tirol, und kam schliesslich 1335 an Österreich zurück. Damit hatten die Habsburger im Osten eine zu ihrem Stammbesitz am Ober- und Hochrhein ungleich grössere Machtbasis gewonnen.26

Was für eine Auswirkung hatte die Wahl Rudolfs zum König im Raum der späteren Eidgenossenschaft? Man könnte sagen, mit Rudolf war einer der ihren zum König gewählt worden. Ein Wechsel auf dem Königsthron war für die unmittelbar dem Reich verpflichtete Gefolgschaft Anlass, sich die Reichslehen oder die Reichsfreiheit bestätigen zu lassen. Nachgewiesen ist dies zum Beispiel für Abtei und Stadt Zürich am 2. November 1273 in Köln, am 8. Januar 1274 für Ammann und Gemeinde von Uri in Colmar, am 15. Januar dann für die Stadt Bern in Basel, am 25. Januar für das Kloster Engelberg und am 26. Januar für das Kloster Einsiedeln, beide Male in Zürich ausgestellt. Am 9. Januar stellte Rudolf in Colmar auch ein Privileg für die Stadt Luzern aus, allerdings nicht als Reichsoberhaupt, sondern als Stadtherr.27 Der neu gewählte König unternahm also nach seiner Krönung in Aachen Ende Oktober seine erste Reise dem Rhein entlang in sein Herkunftsgebiet.

In den ersten zwei Regierungsjahren war der neue König zwischen Bodensee und Genfersee präsent, verhandelte 1275 in Lausanne mit dem Papst über eine Kaiserkrönung, die aber nicht zustande kam. In den folgenden Jahren verlagerten sich seine Aktivitäten in den Osten. Die Auseinandersetzung mit dem böhmischen König und die Gewinnung der österreichischen Herzogtümer standen im Vordergrund. Erst ab 1281 und nach der Konsolidierung der habsburgischen Herrschaft durch seinen Sohn Albrecht in Österreich verlagerte Rudolf von Habsburg seine Aktivitäten wieder in den Westen.

Mit seiner zweiten Heirat mit Elisabeth von Burgund 1284, der Schwester des burgundischen Herzogs Robert, richtete Rudolf sein Augenmerk auf den burgundischen Raum, de jure Teil des Heiligen Römischen Reichs. Für seine Aktivitäten benötigte er Geld. Die geplante Erhebung einer Reichssteuer rief vehementen Widerstand vor allem bei den Reichsstädten hervor, führte zum Beispiel in Hagenau und Colmar im Elsass zu offenem Aufruhr. Aber auch Bern verweigerte sich der Steuer, suchte den Schutz der Grafen von Savoyen und verbündete sich in einer burgundischen Koalition gegen den König. Der König rückte gegen Bern vor, eine überraschende Einnahme der Stadt scheiterte aber. Sein gleichnamiger Sohn schloss die Stadt ein und besiegte im Frühling 1289 ein aus der Stadt ausfallendes Kontingent an der Schosshalde. Bern unterwarf sich dem König, konnte aber seinen Reichsstatus behalten und wurde nicht in den habsburgischen Machtbereich integriert. Der König nahm im Mai desselben Jahres in Baden die Huldigung des Berner Schultheissen Ulrich von Bubenberg entgegen. Anschliessend brach er erneut zu einem Kriegszug gegen Burgund auf. Gemäss der chronikalischen Überlieferung war in seinem Gefolge auch ein grösseres Kontingent aus Schwyz dabei, das vor Besançon mit einem nächtlichen Überfall eine Entscheidung gegen die Koalition des Pfalzgrafen von Burgund erzwang. Wie 1240 vor Faenza waren die Schwyzer als Söldner im Königsdienst engagiert.28

Als ihr Anführer wäre wohl am ehesten Ludwig von Homberg in Frage gekommen, der Ehemann der Elisabeth von Rapperswil und damit Haupt des Rapperswiler Erbes. Allerdings war Ludwig von Homberg im Frühling des Jahres beim Gefecht an der Schosshalde in Bern umgekommen. Das Rapperswiler Erbe, nun wieder verwaist, wird für die nächsten drei Jahrzehnte von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Waldstätte sein. König Rudolf wird das erkannt haben, hatte er doch schon nach dem Tod des Rudolf von Rapperswil 1283 die Reichsvogtei Urseren zu seinen Handen genommen. Die Nachricht von einem in Urseren abgeschlossenen Bündnis zwischen Oberwalliser Potentaten und dem Kloster Disentis im August 1288 deutet darauf hin, dass auch in der Talschaft Urseren unterschiedliche Interessen gegeneinander standen.29 Eine Steuer in Urseren ist noch im Habsburger Urbar zu Beginn des 14. Jahrhunderts erwähnt, allerdings mit dem Hinweis, die Einkünfte aus Bussen seien so gering, dass sie jeweils dem Ammann vor Ort überlassen werden könnten.30

Zu Beginn des Jahres 1291 reiste der über 70-jährige König von seinem letzten grossen Hoftag in Erfurt zurück in den Aargau und erreichte im Februar Baden. Am 19. Februar bestätigte er in der Bäderstadt den Leuten aus Schwyz, dass sie als Leute freien Standes keine unfreien Richter zu akzeptieren hätten. Dieses Richterprivileg ergänzt wahrscheinlich ein älteres Dokument, das 1282 oder kurz davor in der königlichen Kanzlei Erwähnung fand. Darin hatte Rudolf den Schwyzern zugestanden, dass sie nicht vor auswärtige Gerichte geladen und nur vor ihm, seinen Söhnen oder dem gewählten Richter des Tales belangt werden könnten.31 Ob der König dies im Sinn einer Reichsvogtei oder im Sinne eines landgräflichen Gerichts verstanden hat, wissen wir nicht. Rudolf setzte Reichsvögte ein, die auch als Landvögte über seine Hausmacht eingesetzt waren. Ob diese Vögte aufgrund königlicher oder gräflicher Kompetenzen handelten, ist häufig nicht zu unterscheiden.

Mitte Juli 1291 starb der 73-jährige König in Speyer. Er wurde in der Gruft der salischen Könige beigesetzt. Sein Grab wurde mit einer Platte geschlossen, auf der er sich als alter König, vielleicht sogar lebensecht, hatte porträtieren lassen. Drei Monate zuvor hatte er noch zusammen mit seinem Sohn Albrecht der überschuldeten elsässischen Abtei Murbach für 2000 Mark Silber deren Besitzungen südlich des Rheins abgekauft, das heisst auch die Stadt Luzern mit den Höfen im Aargau und in Unterwalden.

Richterprivileg für Schwyz, Kauf von Murbach-Luzern, kaum identifizierbarer habsburgischer Besitz in Schwyz und Unterwalden sowie das unklare Erbe von Rapperswil: das sind die Ingredienzen, die nach dem Tod Rudolfs von Habsburg für die Entwicklung des Raums rund um den Vierwaldstättersee und am Gotthard entscheidend sein sollten.

Vil krieg in landen. Hertzog Albrecht von Österrich krieget wider sin eigne bluotzfründ und wider andre herren. Zürich und die gräfin von Raperswil verbundend sich zesamen druy jar lang. Die von Bern namend den grafen von Safoi zum Schirmherren bis ein künig erwelt wurd.

Nach künig Rudolfs tod ward ein ufruerisch wunderbar wesen in disen obern landen, dann sin sun hertzog Albrecht von Osterrich was ze kriegen gericht, hat vil herren und stett geistlich und weltlich bi sines vatters seligen des künigs ziten beleidiget. Das tett er aber, wie liecht er ein ansprach fand, im was nieman ze lieb, er verschonet siner eignen blutzfründen nit. […] Es hat ouch gemelter hertzog Albrecht vor vil jaren sin vatter den künig seligen wider die von Zürich ze ungnaden bewegt, die doch etwa des künigs liebste fründ gewesen und einandern beider sits vil diensten getan, das was alles vergessen, dann der hertzog was denen von Zürich gramm und hette si ouch gern under das joch gebracht. […] Es verbündend sich ouch die von Zürich und die gräfin Elsbeth von Raperswil, wilund graf Ludwigs seligen von Homberg verlassne witfrow, uff mitwuch vor Bartholomei dis 1291. jars, drüy jar lang zesamen einandern ze helffen und ze raten mit irn vestinen stetten landen und lüten, lib und guot ze retten. Dise gräfin hat ein sun bi graf Ludwig irm gemachel seligen, graf Wernher genant. Sie ist die letst person des stammens der grafen von Raperschwil gewesen, hat sich harnach wider verhijratet mit dem obgemelten jungen graf Rudolffen von Habspurg, herren zu Louffenberg […]. (Aegidius Tschudi, Chronicon Helveticum, nach Stettler 3, 1980, 110–112)

Von Morgarten bis Marignano

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