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Außen hui – und innen?

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Denkt man an das Paarungsverhalten von Tieren (einschließlich Menschen), mit denen das andere Geschlecht beeindruckt werden soll, fallen einem als Erstes vor allem fassbare Aspekte wie das Erscheinungsbild ein. Visuell geprägte Arten wie wir werden zunächst vom Aussehen eines potenziellen Partners angezogen. Wir betonen zwar gern, dass auch andere Aspekte wie Persönlichkeit, Intelligenz oder Humor wichtig sind, aber die erste Form der Anziehung ist normalerweise die körperliche. Das kann vor allem für unsere Art recht knifflig sein, da wir unser Aussehen mit allen möglichen unnatürlichen Verschönerungstechniken verbessern. Für die meisten anderen Lebewesen ist die äußere Erscheinung eine ehrliche und zuverlässige Darstellung der eigenen Gesundheit und des genetischen Potenzials im Allgemeinen. Es kristallisiert sich jedoch immer stärker heraus, dass auch Tiere sich bei der Partnerwahl auf Aspekte der „Persönlichkeit“ verlassen. Ein anspruchsvolles Weibchen muss sich nicht immer zum buntesten, schillerndsten oder sangesfreudigsten Männchen hingezogen fühlen, sondern kann seinen Partner auch eher aufgrund seiner Charakteranlage wählen als aufgrund seiner Erscheinung.

Eine wachsende Anzahl an Studien zur Ökologie von „Tierpersönlichkeiten“ zeigt, dass es ausgeprägte Verhaltenstypen innerhalb von Tierarten gibt und dass diese Variationen die Menge der erreichten sexuellen Handlungen beeinflussen – ganz unabhängig von anderen Aspekten der körperlichen Erscheinung. In der Vergangenheit wurden solche individuellen Verhaltensunterschiede als „Rauschen“ um einen allgemeinen Mittelwert abgetan. Je mehr Daten gesammelt werden, desto klarer wird jedoch, dass unverwechselbare Tierpersönlichkeiten die Grundlage für viele Aspekte des Verhaltens bilden, einschließlich der Fortpflanzung. Sie finden ihren Platz in Populationen wegen eindeutiger Vorlieben (also nicht auf Zufall basierender Partnerwahl) sowohl von Männchen als auch von Weibchen innerhalb einer Art.

So zeigt sich bei männlichen Siamesischen Kampffischen (Betta splendens) die Zugehörigkeit zu einem von drei unterschiedlichen Verhaltenstypen, wenn sie einem Männchen und einem Weibchen gleichzeitig begegnen: Sie sind entweder Verehrer, Kämpfer oder Störer. Verehrer richten ihre gesamte Aufmerksamkeit auf das Weibchen, Kämpfer auf das Männchen und Störer verteilen ihre Aufmerksamkeit auf beide. Weibchen paaren sich in der überwältigenden Mehrzahl eher mit Verehrern als mit Kämpfern oder Störern, wahrscheinlich aufgrund der Tatsache, dass überaggressive Männchen mit größerer Wahrscheinlichkeit die Weibchen während der Balz verletzen. Warum sollten sie auch einen Partner wählen, der seinen Testosteronüberschuss an ihnen auslässt? In ähnlicher Weise wählen Japanwachtel-Weibchen (Coturnix japonica) eher weniger aggressive Männchen – also die Kandidaten, die vor der Balz Kämpfe gegen größere Männchen verloren haben. Diese „Verlierertypen“ haben vielleicht nicht den Zugang zu allen Ressourcen, die den „Rowdys“ zur Verfügung stehen, aber auch hier sind sie ihren Partnerinnen gegenüber weniger aggressiv. Bei diesen Vögeln besteht das Balzverhalten im Wesentlichen darin, dass das Männchen ein Weibchen jagt, es ständig an Kopf und Körper bepickt, es an den Federn herumzerrt und wiederholt auf seinen Rücken springt; da überrascht es kaum, dass Weibchen die Zuneigungsbekundungen von etwas sanftmütigeren Verehrern vorziehen.

Geschlechtsreife männliche Silberlachse (Oncorhynchus kisutch) gehen bei den Persönlichkeitsunterschieden noch einen Schritt weiter. Es gibt zwei verschiedene morphologische Ausprägungen mit unterschiedlichen Persönlichkeitstypen: „Jacks“ sind klein und verlegen sich bei der Partnersuche auf eine Strategie des Anschleichens. „Hooknoses“ dagegen sind groß und aggressiv und gehen bei der Paarung meist mit Zwang gegen die Weibchen vor. Hooknoses wurden schon dabei beobachtet, wie sie Jacks angriffen oder sogar töteten, wenn diese einem laichenden Weibchen zu nahe kamen. Sie nutzen ihre Größe und Kraft aus, um sich zu paaren, und haben damit auch oft großen Erfolg. Wie wir an den Beispielen weiter oben gesehen haben, lässt sich das Herz eines Weibchens jedoch nicht immer mit Muskeln und Machogehabe erobern. Weibliche Silberlachse zeigen bei der Paarung eine deutliche Vorliebe für Jacks und verbringen mehr Zeit mit dem Graben von Nestern und in Laichstellung, wenn nur Jacks anwesend sind. (Beide Aktionen führen zu einem größeren Befruchtungserfolg bei den Jacks.) Es ist möglich, dass Weibchen sich überhaupt nur mit Hooknoses paaren, um den hohen Preis der sexuellen Nötigung (Beißen, Jagen, Mitzerren) nicht zu zahlen, aber sie tragen ihren Teil dazu bei, um die Befruchtungschancen der kooperativen Jacks zu erhöhen.

Bei Tierpersönlichkeiten geht es nicht nur um aggressive und nicht aggressive Typen. Es gibt eine deutliche Diversität in den Verhaltensmustern, die ein Temperament ausmachen, und Attraktivität hat nicht unbedingt nur damit zu tun, ob ein Individuum ein harter Kerl oder ein Softie ist. Weibliche Zebrafinken (Taeniopygia guttata) scheinen ihre Partner aufgrund der Ausprägung ihres Erkundungsverhaltens auszuwählen, genau wie männliche Kohlmeisen (Parus major) ihre Partnerinnen. Beide Vogelarten gründen Elternfamilien und sind sozial monogam, potenzielle Partner bzw. Partnerinnen werden also sowohl durch die Männchen als auch durch die Weibchen mit großer Sorgfalt ausgesucht. In diesem Fall geht es nicht nur um die Persönlichkeit eines potenziellen Partners, sondern auch um die Persönlichkeit des wählenden Partners. Finkenweibchen und Meisenmännchen, die selbst ein ausgeprägteres Erkundungsverhalten an den Tag legen, wählen häufig Partner vom eigenen Verhaltenstyp – genau wie auch Menschen sich Gleichgesinnte für abenteuerliche Aktivitäten wie Fallschirmspringen oder Rafting suchen. Ein ähnliches Muster wurde bei der Brückenkreuzspinne beobachtet: Aggressivere Männchen paaren sich hier eher mit aggressiveren Weibchen und umgekehrt. Bei Brückenkreuzspinnen gibt es keinen sexuellen Kannibalismus und Männchen und Weibchen sind etwa gleich groß.

Aber was ist mit den Gegensätzen, die sich angeblich anziehen? Diese Aussage stimmt immer noch. Wenn sowohl Weibchen als auch Männchen unverwechselbaren Verhaltenstypen zugeordnet werden können, bilden gleichgesinnte Individuen nicht immer das perfekte Paar. Aggressivere Männchen der Haubennetzspinne Anelosimus studiosus können ihre friedlicheren männlichen Artgenossen im Einzelkampf zwar mühelos schlagen. Solche kampflustigen Männchen werden jedoch auch viel häufiger von aggressiven Weibchen gefressen, während friedliche Männchen sich eher erfolgreich mit aggressiven Weibchen verpaaren – vielleicht wegen ihrer Fähigkeit, sich „lautlos“ anzuschleichen und die Paarung mit minimalem Störfaktor zu vollziehen. Aggressive Männchen dagegen erreichen bei der Paarung mit friedlichen Weibchen größere Fortpflanzungserfolge als friedliche Männchen. Dies könnte sich daraus erklären, dass aggressive Männchen problemlos ihre friedlicheren Konkurrenten ausstechen, wenn es um Weibchen geht, die für sie keine Bedrohung darstellen. Auf diese Weise erhält sich eine gewisse Bandbreite an Verhaltensweisen in den Populationen von selbst.

Orang-Utan-Männchen (Gattung Pongo) können gegenüber paarungsbereiten Weibchen ein äußerst nötigendes und gewalttätiges Verhalten an den Tag legen; daher ist es für das Weibchen durchaus sinnvoll, sich vor der Paarung gründlich über den Persönlichkeitstyp eines bestimmten Männchens zu informieren. Dazu greift es auf das Konzept der Nahrungsteilung zurück oder besser gesagt, auf das der Nahrungsentwendung. Die Weibchen versuchen, sich einer Nahrung zu bemächtigen, die sich bereits im Besitz eines Männchens befindet, indem sie es aus seinen Händen, Füßen oder seinem Mund nehmen. Dabei geht es nicht einmal um besonders hochwertige Nahrungsmittel; was das Weibchen zu stehlen versucht, ist überall zu finden. In der Menschenwelt wäre das etwa so, als würde man versuchen, dem potenziellen Partner ein paar Fritten vom Teller zu klauen. Dem Weibchen geht es eigentlich nicht um die Nahrung. Tatsächlich ist es meistens nicht einmal hungrig. Es nimmt sie nur, um die Reaktion des Männchens abzuschätzen und auf diese Weise Aspekte seiner Persönlichkeit zu untersuchen, die ihm verraten, ob er ein passender Partner und/oder Vater sein wird. Das Elegante daran ist die Einfachheit der Aktion – als würde das Weibchen sagen: „Ich könnte mir leicht selbst etwas besorgen, aber ich nehme mir jetzt einfach mal deins. Komm damit klar.“ Auf diese Weise sammelt es Informationen, die ihm bei der Partnerwahl helfen. Die Männchen reagieren ganz unterschiedlich auf Weibchen, die dieses Verhalten an den Tag legen, von einfachem Zulassen bis zur gewalttätigen Zurückeroberung der Nahrung oder sogar dem Entreißen der Nahrung von anderen Weibchen in der Nähe. Diese Art von Verhaltensbewertung ist für das Weibchen ein wichtiges Werkzeug bei der Wahl des idealen Partners, auch wenn bei den Orang-Utans genau wie bei den Silberlachsen und den Japanwachteln die aggressiven Männchen unabhängig von der Wahl der Weibchen oft einen großen Teil der Paarungen für sich beanspruchen. Die großen, harten Kerle werden sich also in gewissem Umfang immer erfolgreich fortpflanzen, aber die Weibchen verschiedener Arten haben Strategien entwickelt, um ihre Dominanz zu entschärfen.

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