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Stimmen der Leidenschaft
ОглавлениеMenschenfrauen lassen sich zweifellos davon beeinflussen, wie sinnlich ihr männliches Gegenstück seine Stimme einzusetzen vermag. Eine sexy Radiostimme oder ein schönes Lied können uns selbst ohne den dazugehörigen visuellen Reiz verführen. Genau wie viele andere sexuelle Merkmale bei den unterschiedlichsten Tierarten sind die Lautäußerungen des Männchens eine Möglichkeit, sich Zugang zur Damenwelt zu verschaffen. Viele Weibchen leiten aus dem Gesang eines Männchens Informationen über seine biologische Fitness ab, und zwar nicht selten, ohne den Sänger dabei zu sehen. Wie bei jeder Art von sexuellen Ornamenten gibt es beim Hervorbringen eines Liedes sowohl einfache als auch schwierige Aspekte, wobei sich an den schwierigen Stellen die Spreu vom Weizen trennt. Mit anderen Worten: „Hänschen klein“ kann jeder zwitschern, nicht jedoch eine spektakuläre Interpretation von Beethovens Fünfter. Singvogelweibchen können ein Männchen nach Länge, Dialekt, Repertoire und Komplexität seiner Lieder beurteilen. Selbst die Konsistenz bei der Wiederholung ähnlicher Noten oder ein Triller (eine einzelne Silbe wird in rascher Folge wiederholt) fließt in die Gesamtnote mit ein. Alleinstehende Vögel singen in der Regel andere Lieder als Männchen, die sich bereits mit einem Weibchen verpaart haben (hier bitte einen Witz über die traurige Weise des Ex-Junggesellen einfügen). Das ist deswegen nur logisch, weil ein Männchen auf der Suche nach einer Partnerin vorrangig ganz andere Dinge signalisieren muss als eins, das gegenwärtig in festen Händen ist. Gegenwärtig ist dabei der springende Punkt, denn bei den meisten sozial monogamen Vogelarten sind außerpartnerschaftliche Kopulationen eher die Regel als die Ausnahme. Das bedeutet, die Männchen mehrerer Vogelarten verändern ständig ihren Gesang – je nachdem, ob sie mit ihrer besseren Hälfte zu Hause sitzen oder draußen auf der Suche nach einem heißen Abenteuer sind.
Einige Vogelarten beschränken sich nicht auf Paarungsrufe, sondern singen im Duett. In der Regel findet man dieses Verhalten bei sozial monogamen Arten; man nimmt an, dass es die Paarbindung nach außen demonstrieren soll. Im Duett singende Paare verwenden eindeutige Liedcodes, um ausschließlich den Partner anzusprechen, was etwa den Kosenamen oder Bezeichnungen entspricht, die menschliche Paare füreinander haben. Es ist gut nachzuvollziehen, dass ein solch paarspezifisches Signal die Paarbindung der im Duett singenden Vögel stärkt, allerdings herrscht noch große Uneinigkeit über seine biologische Bedeutung, vor allem angesichts des oben erwähnten hohen Vorkommens außerpartnerschaftlicher Kopulationen.
Vögel sind nicht die einzigen Lebewesen, die die sexuelle Macht des Gesangs nutzen. Schon die Komplexität des Gesangs von Tieren wie Amphibien und Insekten ist erstaunlich. Die Männchen der Froschart Babina daunchina bauen kleine Höhlen am Teichrand, in denen die Weibchen ablaichen. Das Männchen kümmert sich um den befruchteten Laich, bis die Kaulquappen geschlüpft sind, was ebenfalls in seiner Höhle stattfindet. Doch wie lockt ein Männchen eine potenzielle Partnerin an? Mit Gesang. Die Männchen geben sowohl in ihrer Höhle als auch davor Balzrufe von sich, wobei sich allerdings gezeigt hat, dass die Weibchen die Rufe aus dem Höhleninneren bevorzugen. Dies lässt sich wahrscheinlich auf die Tatsache zurückführen, dass sich aus den akustischen Eigenschaften der Rufe wichtige Informationen über die Höhle ableiten lassen. Es ist für ein Weibchen von entscheidender Bedeutung, sowohl das Männchen als auch die Ressourcen zu bewerten, die es mitbringt, einschließlich Fläche und Tiefe der Höhle, in der das Weibchen seine wertvolle Erbsubstanz hinterlegen soll. Die Männchen der baumbewohnenden Froschart Metaphrynella sundana vollbringen ähnliche akustische Glanzleistungen, indem sie für ihren Gesang die Eigenschaften der Baumhöhlen nutzen, in denen sie ihr Nest bauen. Die Höhlen sind meist zum Teil mit Wasser gefüllt, was die Akustik bestimmter Ruffrequenzen beeinflusst. Die Männchen rufen zunächst in verschiedenen Tonlagen nach einer potenziellen Partnerin; sobald sie jedoch die Frequenz gefunden haben, die ihr Signal am besten verstärkt, bleiben sie dabei und maximieren so ihre Chancen, eine Partnerin anzulocken.