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Wenn wir an die Partnersuche denken, landen wir schnell beim traditionellen Schema „Junge trifft Mädchen, Junge erobert Mädchen“. Viele Aspekte des Verhaltens im Tierreich stützen diese (vereinfachte) Sichtweise, aber häufig könnte die Wahrheit nicht weiter entfernt liegen. In vielen Fällen stimmen Verallgemeinerungen à la „wählerische Weibchen“ und „fordernde Männchen“, aber dank der unendlichen Vielfalt der Natur können wir erwarten, auch reichlich Gegenbeispiele zu finden.

Nicht alle Männchen sind gleich. Wir Menschenfrauen wissen genau, dass dies auf unsere Männer zutrifft, also ist es unsinnig anzunehmen, dass es zwischen adulten Vogel-, Echsen- oder Säugermännchen keine Unterschiede gibt. Zwar begegnen Männchen ihren unterschiedlichen Graden an Attraktivität häufig durch das gute alte authentische Signalsetzen (indem sie um Reviere oder Partnerinnen kämpfen oder die Rivalen mit ihrem Balzkleid, Lied, Tanz etc. ausstechen), doch einige greifen auf andere Taktiken zurück, die unter die Gürtellinie gehen.

Ein Lek-Paarungssystem ähnelt in gewisser Weise einer Bar, die Männchen betreten, um ihre Waren den Weibchen anzubieten, und in die Weibchen kommen, um besagte Männchen zu beobachten und einen Partner auszuwählen. Weibchen, die Leks (Balzplätze) aufsuchen (die meisten Forschungsarbeiten dazu wurden an verschiedenen Vogelarten durchgeführt), wissen genau, dass sie wegen einer Spermieneinlage kommen, und das war es dann auch schon. Die Männchen tragen selten etwas bei außer ihrer DNA. Ein Phänomen namens „Paarungsstörung“ tritt bei der Arenabalz häufig auf und ist genau das, wonach es sich anhört: Männchen setzen alles daran, die Paarungsversuche anderer Männchen zu stören, treten mit diesen in den Wettbewerb und erhöhen dabei möglicherweise ihren eigenen Paarungserfolg.

Die Männchen des südamerikanischen Tiefland-Felsenhahns (Rupicola rupicola) betreiben zwei Arten der Paarungsstörung. Zu den konfrontativen Störungen gehört direkter Körperkontakt zwischen zwei Männchen, während eins von ihnen sich gerade mit einem Weibchen paart. Dabei wird nicht nur die Kopulation gestört, sondern das Störermännchen kann auch versuchen, das Weibchen zu besteigen, während es sich noch im Revier des gestörten Männchens befindet. Bei einer nichtkonfrontativen Störung versucht ein Männchen, während der präkopulatorischen Balzrituale in Form von Rufen und Flügelschlagen ein Weibchen von einer Sitzwarte im Revier eines anderen Männchens zu locken. Gestörte Weibchen lassen sich nach der Störung mit größerer Wahrscheinlichkeit auf eine höhere Anzahl von Balzritualen mit mehr als einem Männchen ein, vielleicht als Absicherung des Befruchtungserfolgs nach einem unvollendeten Paarungsversuch.

Bietet diese Art von Verhalten überhaupt einen Nutzen? Offenbar ja. Störer, die sich bei direkten Konfrontationen auf bestimmte Weibchen konzentrieren, ziehen daraus meistens den größten Nutzen im Hinblick auf den Paarungserfolg. Sie stören nicht nur die Paarung eines anderen Männchens, sondern ergreifen auch die Gelegenheit, sich selbst mit dem gestörten Weibchen zu paaren. Diese Weibchen wenden ihre Aufmerksamkeit meist von dem Männchen, mit dem sie eben noch zusammen waren, ab und dem Männchen zu, das gerade da ist (dem Störer), auch wenn nicht ganz klar ist, warum das so ist.

Interessanterweise liegt der Fortpflanzungserfolg von störenden Männchen nicht automatisch höher. Nachdem sie eine Menge Zeit und Energie darauf verwendet haben, die romantischen Bemühungen anderer zu torpedieren, anstatt sich auf ihre eigenen zu konzentrieren, haben störende Männchen manchmal keine Reserven mehr, um ihr eigenes Revier gegen sitzengelassene Möchtegernverehrer oder andere Störer zu verteidigen, und möglicherweise bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit, um ein Weibchen auf die „altmodische Weise“ zu bezirzen. Als einer der Hauptgründe, warum solche Paarungsstörungen nicht bei Arten auftreten, deren präkopulatorisches Verhalten nur über kurze Zeiträume stattfindet, wird denn auch angenommen, dass Männchen, die den Paarungsvorgang bei anderen stören, dabei riskieren, selbst keine Partnerin zu finden. Das gilt beispielsweise für die Wood-Schlitznase, eine Fledermausart, deren Weibchen im Rahmen einer Arenabalz in einem begrenzten Zeitraum alle Männchen in einem Gebiet aufsuchen. Nachdem das Weibchen seine Favoriten gewählt hat, sucht es sie erneut auf und kopuliert drei bis fünf Minuten lang mit ihnen – nicht genug Zeit für andere Männchen, sie zu stören und das Weibchen ebenfalls zu umwerben.

Nicht alle Männchen stoßen sich auf so direkte Weise gegenseitig vor den Kopf. Laubenvogelmännchen (Familie Ptilonorhynchidae) haben sich auf eine Version von Paarungsstörung verlegt, die ihrem Wesen nach etwas hinterlistiger verläuft. Laubenvogelmännchen nehmen im Tierreich eine einzigartige Stellung ein, weil sie aufwendige „Junggesellenbuden“ oder Lauben errichten, an denen die Weibchen sie zur Paarung aufsuchen. Bestimmte Aspekte beim Bauen und Schmücken der Laube sind von wesentlicher Bedeutung für die Entscheidung eines Weibchens für ein bestimmtes Männchen, und die Männchen investieren daher eine Menge Zeit und Mühe, um ein Bauwerk zu errichten, das ihnen die Zuneigung des Weibchens sichert. Männchen aller bisher untersuchten Arten gehen dabei auch plündern, indem sie versuchen, die Lauben anderer Männchen zu zerstören und ihre Dekorationen zu stehlen. Laubenzerstörungen durch Männchen sind alles andere als selten; bei manchen Arten stehen die Lauben täglich unter Beschuss. Wenn ein männlicher Goldhaubengärtner (Amblyornis macgregoriae) im Experiment von seiner Laube getrennt wird, wird diese von anderen Männchen innerhalb von Stunden niedergerissen und vollständig zerstört. Diejenigen, deren Junggesellenbuden beschädigt wurden, können nicht darauf hoffen, die Aufmerksamkeit eines Weibchens zu erringen, bis die Laube repariert ist, womit der Paarungserfolg des zerstörerischen Männchens im Laufe der Zeit immer weiter steigt. Wenn das zerstörerische Männchen nicht nur eine Laube demoliert, sondern auch Dekorationen stiehlt und sie an seiner eigenen Laube anbringt, ist das Ergebnis ein doppelter Verlust für das Opfer und ein doppelter Gewinn für den Zerstörer.

Natürlich gibt es eine Art Ausgleich bei der Laubenzerstörung, denn während ein Männchen unterwegs ist, um die Lauben der anderen zu zerstören, ist gleichzeitig seine eigene Laube gefährdet. Es konnte gezeigt werden, dass Männchen „Stehlbeziehungen“ mit anderen Männchen eingehen, in denen die Partner im Wechsel das Liebesnest des jeweils anderen zerstören. Die Forscher haben festgestellt, dass optimale Plünderungsstrategien bei den unterschiedlichen Laubenvogelarten je nach Faktoren wie Reparaturzeit sowie Attraktivität und Fähigkeiten des Männchens variieren. Trotz der Risiken tun die Männchen, was sie können, um den Fortpflanzungserfolg ihrer Rivalen zu schmälern.

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