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1. Grundlegende Prämissen 1.1. Aufführbarkeit

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Bevor auf die Konzeption des senecanischen Chores eingegangen werden kann, muss zunächst zu einigen wesentlichen, bis heute umstrittenen Diskussionspunkten Stellung bezogen werden, um die Prämissen festzulegen, unter denen das Thema bearbeitet wird.

So steht an erster Stelle die Frage nach der Aufführbarkeit der Stücke und damit nach ihrer Konzeption als Bühnen- oder Lesestücke.1 Aufführungen sind von der Renaissance bis heute zuhauf belegt,2 was zeigt, dass es zumindest möglich ist, die Stücke auf die Bühne zu bringen. Es ist jedoch Aristoteleszu bedenken, ob die Frage nach der Aufführbarkeit im Grunde nicht müßig ist:3 Dass die Stücke anders gestaltet sind als die griechischen Vorlagen, ist nur natürlich, da Seneca unter völlig veränderten zeitlichen Voraussetzungen schreibt.4 Welche Darbietungsform (Selbstständiges Lesen, Rezitieren oder Bühnenaufführung) letztlich gewählt wird, ändert nichts an der Tatsache, dass sich Seneca bewusst für die Gattung der Tragödie entschieden hat und sich damit vielleicht gerade die Vielfalt individuell an den Kontext anpassbarer Methoden offenhalten wollte.5 So konstatiert auch Grimal: „Il est donc effectivement possible que ces tragédies nʼaient jamais été que récitées et non jouées. Mais cela ne signifie point quʼelles nʼaient été conçues que pour la lecture et ne se rattachent pas à une tradition théâtrale.“6 Deswegen ist es bei der Betrachtung der Stücke vonnöten, die Dramaturgie mit zu beachten, denn als Konzept ist sie stets maßgeblich und darf nicht vernachlässigt werden. Ebenfalls muss in stärkerem Maße als etwa in einem philosophischen Traktat die Wirkung auf den Rezipienten oder gar das Publikum mitberücksichtigt werden.7 Viele zunächst erstaunlich wirkende Elemente sind dem Theaterkontext geschuldet. In diesem Sinne sollen die senecanischen Tragödien auch im Folgenden als das behandelt werden, was sie sind: Theaterstücke.

Der Schlüssel zur Tragödie

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