Читать книгу Der Schlüssel zur Tragödie - Caroline Dänzer - Страница 7

Einführung

Оглавление

Im Jahre 1668, vor gut 350 Jahren, verstarb der Jesuitenpater Jakob Balde, der als einer der wichtigsten neulateinischen Autoren in die Literaturgeschichte eingehen sollte.1 1604 im elsässischen Ensisheim geboren, führte ihn sein Weg nach Ingolstadt, Innsbruck, München, Landshut, Amberg und Neuburg an der Donau. Dort war er unter anderem als Lehrer, Rhetorikprofessor, Hofhistoriograph und Prediger tätig, doch machte er sich vor allem als Dichter einen Namen. Balde hat ein umfangreiches Erbe hinterlassen, das sich auf nahezu alle neulateinischen Gattungen erstreckt und sich in einer schier unüberschaubaren Menge an Erzeugnissen manifestiert.2 Berühmt wurde er besonders für sein lyrisches Werk, das ihm den Titel Deutscher HorazHoraz einbrachte. Auch heute widmet sich die Forschung vorrangig seinen OdenOden und SatirenSatiren.3 Deutlich weniger Beachtung fand hingegen Baldes Betätigung als Dramatiker. Dies steht weder im Verhältnis zur Qualität noch zur Quantität der überlieferten Schriften. Neben den zwei durchgehend dramatischen Stücken, der Tragikomödie Iocus seriusIocus serius und der Bibeltragödie JephtiasJephtias, ist eine Fülle von Werken unterschiedlicher dramatischer Ausprägung erhalten: Das Regnum poetarumRegnum poetarum, der TillyTilly, die PhilomelaPhilomela, das Drama GeorgicumDrama Georgicum und der Arion ScaldicusArion Scaldicus. Insgesamt sind diese Werke nur unzureichend erschlossen. Neben einem grundlegenden Aufsatz von Stroh zum Dramatiker Balde4 existieren vor allem Einzelstudien zu einigen der Stücke, besonders zur JephtiasJephtias.5 Nicht hinreichend untersucht sind jedoch bislang Techniken und Elemente, die für Baldes dramatisches Schaffen insgesamt konstitutiv sind. Dies gilt besonders für den Chor: Bis auf das Drama GeorgicumDrama Georgicum sind alle dramatischen Werke Baldes mit Chorpartien versehen. Je nach Kontext werden ihnen bestimmte Funktionen beigemessen, die Aufschluss darüber geben, wie Balde Stücke strukturiert und Gattungskonventionen definiert. Im Falle der JephtiasJephtias spielen die Chorlieder eine so zentrale Rolle, dass weder Dramaturgie noch Ästhetik und Intention des Werks ohne sie verstanden werden können.Jephtias6 Der Chor stellt ein Kernelement dar, das erschlossen werden muss, um Baldes dramatische Technik zu verstehen.

Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, die Konzeption des Chores in Baldes dramatischen Werken zu untersuchen. Hierfür ist es nötig, zunächst zwei Einflussfaktoren zu benennen, die Balde Referenzpunkt und Reibungsfläche gleichermaßen bieten: Erstens den institutionellen Rahmen des Jesuitenordens, in dem Baldes schriftstellerische Tätigkeit verortet ist, und zweitens die Tragödien Senecas, die als literarisches Vorbild für die tragischen Werke, insbesondere für die JephtiasJephtias, fungieren.

Der Schlüssel zur Tragödie

Подняться наверх