Читать книгу Münster - Noch mehr wöchentliche Geschichten - Carsten Krystofiak - Страница 14

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In dieser Woche im Jahr 1955 …

… kam es zum Krach um die Kellerfenster.

Im Oktober 1943 pulverisierten alliierte Bomber Münsters Altstadt. Den Piloten hatte man gesagt: »Euer Ziel sind die Stufen des Doms.« Sie hatten gut gezielt; der Dom blieb als Ruine zurück. Unter anderem wurde das Hauptportal an der Westseite, Richtung Überwasser, zerstört.

Nach dem Krieg wurde der Dom, so gut es ging, originalgetreu wieder aufgebaut. Nur das Hauptportal an der Westwand wurde einfach zugemauert und der Eingang auf den Domplatz verlegt.

Die Münsteraner murrten und maulten darüber. Doch endgültig lief das Fass über, als sie die Pläne für die neuen Fenster in der Westwand sahen! Statt der mittelalterlichen gotischen Fenster, hatte ein Prof. aus Trier 16 kreisförmig angeordnete Rundfenster entworfen. Die Münsteraner waren außer sich: Auf den Leserbriefseiten der Lokalzeitungen tobte ein Sturm der Empörung.

Der SPIEGEL berichtete über den Architekturstreit und bewunderte: »Mit fast berlinerischer Treffsicherheit haben die Einwohner von Münster für die kahle Westfassade mit der Lochrose schon zwei neue Namen gefunden. Sie nennen sie »Wählscheibe« und »Seelenbrause«.« Sie hatten sogar noch einen dritten: »Kellerfenster«, in Anspielung auf Bischof Keller, der den Auftrag zum Bau erteilte. Doch Münsters konservativer Landeskonservator lehnte die Pläne einfach als »untragbar« ab. Es musste erst der (evangelische) Kultusminister eingreifen, um den Bau durchzudrücken.

Die Münsteraner haben Bischof Keller nie vergeben: Er wurde nicht mehr warm mit seiner Gemeinde.


»Seelenbrause«, »Wählscheibe«, »Kellerfenster« – Münsters Wut-Katholiken hassten die neue Dom-Architektur.

Münster - Noch mehr wöchentliche Geschichten

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