Читать книгу Münster - Noch mehr wöchentliche Geschichten - Carsten Krystofiak - Страница 7

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In dieser Woche im Jahr 1956 …

… fand das erste Kramermahl statt.

Um 1835 hatten Münsters Kaufleute eine gute Idee: Sie gründeten eine Lobby – den Verein der Kaufmannschaft.

Um ein identitätsstiftendes Ritual einzuführen, griffen sie tief in die Geschichte der mittelalterlichen Gilden zurück:

Sie trafen sich zum gemeinsamen Essen und nannten das Event »Kramermahl«.

WN-Verleger Hüffer erinnerte sich 1956 an diese Tradition und erfand sie neu. Rund 400 hochrangige Vertreter aus Münsters Wirtschaft, Lokalpolitik und Society treffen sich seitdem einmal im Jahr im Rathaus. Dann schmeißen sie sich in altmodische Fräcke, essen Grünkohl, schmöken Stutenkerlpfeifen und machen »Networking«. Lange waren dabei nur Männer zugelassen, heute ist auch Weibsvolk anwesend, wenn auch deutlich in der Minderzahl.

Das Kramermahl ist ein »Gala«-Ereignis mit überregionaler Bedeutung, über das auch größere Zeitungen berichten. Das liegt zum einen daran, dass Bosse und Medien unser Oldschool-Brauchtum so originell und irgendwie cool finden.

Aber auch daran, dass jedes Mal ein echter Promi eingeladen wird, z. B. Angie Merkel, Schäuble oder der Telekom-Chef.

Im Jahr 2007 war Bahnchef Mehdorn da und ließ sich nach soviel gemütlicher Geselligkeit dazu hinreißen, die Sanierung von Münsters Bahnhof zu versprechen. Sein Pech, dass es alle gehört haben. Sicher hat er sich hinterher geärgert und kommt nie mehr zum Kramermahl, auch wenn der Grünkohl noch so lecker ist!

Wenn Ihr auch eine Einladung haben wollt, solltet Ihr schon ein mittelständisches Unternehmen führen, mindestens aber Mitglied im Zwei-Löwen-Club sein …


Hier gibt‘s lecker Grünkohl – und manchmal einen neuen Bahnhof als Nachschlag.

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