Читать книгу Münster - Noch mehr wöchentliche Geschichten - Carsten Krystofiak - Страница 9

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In dieser Woche im Jahr 1978 …

… flog die »Schleuse« in die Luft.

An der Stelle der Überführung des Schiffahrter Dammes war früher ein beschrankter Bahnübergang. Ein paar Meter dahinter, zwischen Straße und Kanal, lag die alte Kneipe »Zur Schleuse«.

Zu der Wirtschaft, auf deren Fassade ein großer Neptun prangte, gehörten noch mehrere Nebengebäude aus der Vorkriegszeit.

Die finstere Spelunke war nicht nur für ihre Brathähnchen bekannt, sondern auch als eine Art Mini-St. Pauli für Bauern und Binnenschiffer berüchtigt, auch wenn der Wirt entsprechende Gerüchte teils durch einen Anwalt dementieren ließ.

In einem Appartement-Anbau, in welchem Lokalpresse und Ortspolitiker rege »Dirnen« vermuteten, wohnten mehrere Gastarbeiterfamilien.

Mitte Januar zerriss morgens um halb zehn plötzlich eine gewaltige Explosion das Gebäude. Zwei Arbeitslose, die zuhause waren, wurden schwer verletzt. Ein Mädchen blieb unversehrt, weil ihre Wohnung an einen alten Flakbunker angebaut war.

Polizei und Feuerwehr fanden schnell heraus, dass bei der Detonation jemand nachgeholfen hatte: Eine 11-Kilo-Propangasflasche war vom Gasherd getrennt und aufgedreht worden. Die Vernehmungen ergaben, dass sich einer der arbeitslosen Mieter trotz längerer Kündigung weigerte, seine Wohnung zu räumen. Am Tag zuvor hatte der Vermieter ihn ultimativ zum Verlassen aufgefordert. Tja, raue Sitten damals …

Dabei war diese Brachialmethode eigentlich überflüssig: Wenige Jahre später wurde das gesamte Gebäudeensemble sowieso für die neue Bahnüberführung abgerissen. Heute stehen nur noch einige Reste des alten Bunkers.


Brathähnchen und Rotlicht in der Schifferspelunke am Schiffahrter Damm – bis der finstere Bau in die Luft flog.

Münster - Noch mehr wöchentliche Geschichten

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