Читать книгу Münster - Noch mehr wöchentliche Geschichten - Carsten Krystofiak - Страница 16

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In dieser Woche im Jahr 2004 …

… kam der seltsame Dr. Rath nach Münster.

Der Fall ging durch die gesamte deutsche Presse: Der Wissenschaftler Dr. Rath hatte den verzweifelten Eltern des krebskranken Dominik versprochen, ihren Sohn mit seiner »Zellularmedizin« zu heilen. Münsters Uniklinik-Direktor Prof. Jürgens griff Rath daraufhin öffentlich als Scharlatan an. Die Mediziner lieferten sich einen juristischen und publizistischen Kampf, bei dem beide heftige Tiefschläge austeilten.

Rath nannte Jürgens einen »Handlanger des Pharmakartells« und erstattete Anzeige wegen versuchten Totschlags, weil sich der Zustand des kleinen Dominik unter der Chemotherapie von Jürgens zusehends verschlechterte. Jürgens ließ im Gegenzug den Eltern von Dominik das Sorgerecht entziehen, um Rath den Zugang zu dem kranken Jungen zu verbauen.

Das Landgericht Münster hatte sich mit den gegenseitigen Anschuldigungen auseinanderzusetzen und entschied zugunsten des Uniklinik-Profs. Rath ließ das nicht auf sich sitzen und organisierte eine Deutschlandtour mit einem Vortrag über den Fall aus seiner Sicht. Die Show wurde von einer imposanten (und sicher sehr teuren) Werbeaktion begleitet: Rath ließ Großflächenplakate kleben und Broschüren an alle Haushalte verteilen.

Der Auftritt in der Halle Münsterland war eine Generalabrechnung mit den Pharmakonzernen, enthielt aber wenig Aussagen über sichtbare Heilungsergebnisse seiner »Zellularmedizin«.

Ein Gericht untersagte Rath, seine Vitaminpräparate weiter mit Werbeaussagen über Krebsheilung zu vertreiben. Darüber ging eine andere Meldung fast unter: Dem kranken Jungen hat der Streit der Medizinmänner nicht geholfen – er verstarb bald darauf.


Wenn zwei sich streiten, stirbt der Dritte: Dominik wurde Opfer eines Glaubenskrieges zwischen Weißkitteln und Wunderheiler …

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