Читать книгу Münster - Jede Woche hat ihre Geschichten - Carsten Krystofiak - Страница 11

In dieser Woche im Jahr 2007 …

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… wurde die MZ-Redaktion entsorgt.

Anfang des Jahres kam der damalige Verlagsgeschäftsführer der Münsterschen Zeitung im Auftrag seines Dortmunder Traditionsverlegers Lambert Lensing-Wolff in die MZ-Lokalredaktion und erklärte den fassungslosen Mitarbeitern, sie seien überflüssig. Laptops und Firmenhandys konnten sie gleich abgeben. Zur Begründung hieß es, sie wären eben faul, träge und unkreativ. Dabei hatten die Redakteure bereits lange zuvor selbst ein Innovationskonzept verfasst und dem Redaktionsleiter als Anregung übergeben. Der hatte die Erneuerungsvorschläge jedoch mit dem Hinweis verworfen, sowas sei völlig unnötig. Die Nachricht vom ungalanten Rauswurf verbreitete sich rasant und schlug hohe Wellen. Die allgemeine Solidarisierung führte zu massiven Abo-Kündigungen. Höhepunkt der Proteste war eine Kundgebung sämtlicher Vertreter von Münsters Medien- und Kunstszene mit über tausend Gästen und einem Spontanauftritt von Götz Alsmann. Die Stimmung war explosiv; Lensing-Wolff tat gut daran, nicht zu erscheinen. Die MZ gibt es trotzdem noch. Die Mitarbeiter arbeiten heute teils zu außertariflichen Bedingungen. Doch was damals noch Massen empörte, wirkte als Dammbruch in der Verlagsbranche: Überall ziehen die Unternehmensberater mit dem Rasenmäher durch die Redaktionen, um teure Stellen einzusparen und das US-amerikanische »newsdesk«-System einzuführen. Die Zeitungen wird das nicht retten: Es wird Qualität gespart, weil immer weniger Zeitung gelesen wird; weil immer mehr Qualität gespart wird, wird immer weniger Zeitung gelesen usw. usf. …


Großer ver.di-Tamtam vor dem MZ-Haus am Roggenmarkt. Gebracht hat‘s nix. Aber langfristig sind die Printmedien sowieso nicht zu retten.

Münster - Jede Woche hat ihre Geschichten

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