Читать книгу Münster - Jede Woche hat ihre Geschichten - Carsten Krystofiak - Страница 20

In dieser Woche im Jahr 1872 …

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… brach in Westfalen der Kulturkampf aus.

Westfalen gehörte früher zu Preußen. Das konnte nicht gutgehen: Hier katholische Bauern – dort protestantische Beamte. Kanzler Bismarck wollte zeigen, wer in Westfalen das Sagen hat (nämlich der Staat) und ließ es auf eine Kraftprobe mit dem Bischof ankommen: Der Kirche wurde die Schulaufsicht entzogen. Münsters Katholiken sammelten Protestunterschriften. Der Staat revanchierte sich mit dem Boykott kirchlicher Feste. Darauf verweigerte der Bischof Theologiestudenten mit staatlichem Examen die Priesterweihe. Der Staat verhängte Bußgelder, die der Bischof nicht zahlte, darauf wurden seine Möbel gepfändet. Es gab nur in ganz Münster keinen Freiwilligen zum Abtransport der beschlagnahmten Güter. Schließlich fand man einen evangelischen Bürger, der sich bereit erklärte. Um ihn vor dem Lynchen zu retten, musste die Polizei ihn einsperren. Dem folgte die Zwangsversteigerung des bischöflichen Besitzes. Die Münsteraner kauften alles und gaben es dem Bischof zurück. Jetzt war das Maß voll: Der Bischof wurde abgesetzt und zur Flucht nach Holland gezwungen, sein Vermögen sollte beschlagnahmt werden. Rache: Der konfiszierende Beamte wurde von seiner Vermieterin auf die Straße gesetzt. Die Bischofsmitarbeiter hatten zudem die Buchhaltung frisiert, sodass in der Kirchenkasse offiziell ganze 45 Pfennig waren. Einer Razzia folgten Steinwürfe auf Polizisten. Dafür störten Militärkapellen die Andacht im Dom. Als über 2000 Eltern ihre Kinder nicht mehr zur Schule schickten, war eine Pattsituation erreicht. Nach neun Jahren Dauerkleinkrieg gaben die Behörden auf und setzten den Bischof wieder auf seinen Thron …


Sieg nach etlichen Runden durch technischen K. o. Die Katholiken hatten im erbitterten Kampf gegen Preußens Beamte die bessere Kondition …

Münster - Jede Woche hat ihre Geschichten

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