Читать книгу Abgebrühte Mörderkunst: 6 Strand Krimis - Cedric Balmore - Страница 12
5
ОглавлениеSpäter traf der Justiziar von General Biotech ein. Er hieß George W. McConnor, ein Harvard-Absolvent, der früher in einer großen New Yorker Kanzlei als Anwalt tätig gewesen war, bis er die juristische Vertretung von General Biotech übernommen hatte.
Unglücklicherweise unterstützte er Grahams Linie, wonach keiner der angestellten Wissenschaftler zu Details der bei General Biotech Betriebsforschung Stellung nehmen sollte.
„Diese Einschränkung betrifft wirklich nur alles das, was mit unseren Forschungen zu tun hat“, erläuterte George W. McConnor, ein kleiner, übergewichtiger Mann, der unter seinem Jackett sowohl Gürtel als auch Hosenträger trug. Er war also wohl jemand, der in jeder Hinsicht auf Nummer sicher ging. „Was den Tathergang angeht oder eventuell sonstige sachdienliche Hinweise, Aussagen zu besonderen Beobachtungen, die im Zusammenhang mit der Tat gemacht wurde und der gleichen mehr, haben die Mitarbeiter unserer Firma natürlich eine umfassende Aussageerlaubnis. Zumindest sehe ich da keinerlei juristische Probleme.“
„Zu gütig“, knurrte Milo. Ich sah ihm an, wie sehr ihn diese Spitzfindigkeiten innerlich kochen ließen.
Aber gegenwärtig mussten wir uns mit den Gegebenheiten abzufinden. Natürlich hätten wir formal die Möglichkeit gehabt, alle, von denen wir annahmen, dass sie sachdienliche Hinweise zurückhielten, in Gewahrsam zu nehmen und im Bundesgebäude an de Federal Plaza zu verhören. Gegebenenfalls war sogar nach richterlicher Anordnung Beugehaft möglich, um eine Aussage zu erzwingen, aber es war anzunehmen, dass sich die Betreffenden dann auf den 5. Zusatz zur US-Verfassung beriefen, wonach jedermann das Recht hat, gegenüber der Justiz zu schweigen, wenn er sich durch wahrheitsgemäße Aussage selbst belasten würde.
Und so lange der Kompetenzstreit mit der NSA nicht geklärt war, hatte ein Staatsanwalt wohl auch kaum Chancen, Beugehaft für irgendeinen der wissenschaftlichen Köpfe von General Biotech bei Gericht durchzusetzen.
Etwa gegen 10.00 Uhr traf unser Kollege Clive Caravaggio zusammen mit seinem Einsatzpartner Orry Medina am Tatort ein. Der flachsblonde Italoamerikaner Clive war im Rang der zweite Mann bei uns im Field Office, während unser indianischer Kollege Orry Medina als bestangezogendster G-man im Bundesgebäude an der Federal Plaza galt. Von seinem Maßanzug war unter der Schutzkleidung, die natürlich auch er tragen musste, nichts mehr zu sehen.
Etwas später trafen noch unsere Erkennungsdienstler Sam Folder und Mell Horster ein. Trotz der Tatsache, dass sich das FBI Field Office New York zumeist auf die Dienste der Scientific Research Division verlässt, verfügen wir darüber hinaus selbstverständlich auch noch über unsere eigenen Spezialisten, die wir gegebenenfalls hinzuziehen können.
Von Clive erfuhr ich, dass unsere Kollegen Jay Kronburg und Leslie Morell damit beauftragt worden waren, die angekündigten Biowaffenspezialisten vom John F. Kennedy Airport abzuholen.
„Ich schätze, die stecken jetzt in einem richtig schönen Stau“, meinte Orry dazu. „Kam vorhin durch den Lokalfunk. Auf dem Bruckner Expressway ist nur noch ein Fahrstreifen befahrbar, nach dem ein Dreißigtonner aus der Spur geraten ist und sich quer gelegt hat!“
„Na, dann kann das ja noch ein bisschen dauern“, murmelte ich.
„Ist dieser Graham noch mal aufgetaucht?“, wandte sich Clive Caravaggio an mich.
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein. Zum Glück nicht.“
„Wahrscheinlich werden da jetzt hinter den Kulissen die Messer gewetzt.“
„Bin mal gespannt, wer die schärferen hat!“
„Einfach zu dumm, diese übertriebene Geheimniskrämerei der NSA-Kollegen!“
„In einem anderen Fall ärgern die sich vielleicht über uns“, meinte Milo.
Tatsache war, dass man in den vergangenen Jahren immer wieder versucht hatte, derlei Kompetenzwirrwarr zu entflechten. Trotzdem kam es immer wieder vor, dass die verschiedenen Geheimdienste und Polizeieinheiten in Einzelfällen miteinander konkurrierten, anstatt zu kooperieren.
Captain Bronstein bekam in diesem Augenblick eine Meldung über Funk.
Ein Lieutenant aus seiner Abteilung meldete sich.
„Wir haben gerade die Überprüfung der Videoaufzeichnungen abgeschlossen“, erklärte er.
„So schnell?“, fragte Captain Bronstein skeptisch.
Seine Zweifel waren berechtigt. Wenn man in Betracht zog, dass im Hauptgebäude von General Biotech sämtliche Flure sowie alle Räume im sicherheitsrelevanten Bereich Videoüberwacht wurden, musste eine Unmenge von Material gesichtet werden.
„Das Ergebnis wird Sie überraschen, Sir!“