Читать книгу Abgebrühte Mörderkunst: 6 Strand Krimis - Cedric Balmore - Страница 17

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Larry Primrose hatte in der hintersten Ecke von Tonys Coffee Shop, 233 Elizabeth Street, Platz genommen und blickte nervös auf die Uhr. Draußen fegte ein eisiger Wind durch die Straßen. Es hatte angefangen zu schneien. Allerdings schmolzen die wenigen Flocken gleich wieder weg. Die Vorboten eines drohenden Blizzards waren das noch nicht.

Larry bestellte einen Cappuccino, wofür er von der Bedienung nur ein müdes Lächeln erntete.

Larry nippte an dem heißen Getränk und blickte angestrengt nach draußen. Er tickte unruhig mit den Fingerkuppen auf der Tischplatte herum und bot damit eine Art rhythmischer Begleitung zu der im Hintergrund laufenden Musik. Italienischer Belcanto mit dem typischen Pathos.

Larry ging der Gesang ziemlich auf die Nerven. Aber er hatte diesen Treffpunkt ja auch nicht ausgemacht.

Durch das Fenster sah er eine vermummte Gestalt durch das graue Wetter schleichen.

Wenig später ging die Tür des Coffee Shops auf und ein hoch gewachsener Mann in einem grünen Parka trat ein. An der Kapuze war ein Fellkragen. Der Kopf wurde von einer Base Cap mit der Aufschrift ,Homeboy’ bedeckt.

Der Kerl schaute sich erst um.

Im Augenblick waren nicht viele Gäste im Coffee Shop. Auf der gegenüberliegenden Seite des Schankraums saßen ein paar ältere Männer um einen runden Tisch und erzählten lautstark davon, wie sehr sich Little Italy in den letzten Jahren doch verändert hätte und das man drauf und dran sei, einen Straßenzug nach dem anderen an Chinatown zu verlieren. Little Italy war seit Jahren in einem Prozess der Schrumpfung begriffen, während Chinatown wuchs.

Der Mann mit dem ,Homeboy’-Cap setzte sich zu Larry Primrose an den Tisch.

„Wie geht’s, Larry?“, fragte er.

„Du hast gut reden! Wie soll’s schon gehen? Beschissen natürlich.“

Der ,Homeboy’-Mann blieb gelassen. Er verzog das Gesicht zu einem dünnen, kalten Lächeln und deutete auf den Cappuccino.

„Du wolltest wohl unbedingt auffallen, was?“

„Wieso?“

„Kein Italiener trinkt nach elf noch einen Cappuccino. Das ist einfach stillos!“

„Du hast wirklich Sorgen“, knurrte Larry. Er beugte sich etwas vor und sprach dann in gedämpftem Tonfall weiter. „Ich sitze bis zum Hals in der Scheiße und du hast mir das ganze eingebrockt! Jetzt musst du mir auch dabei helfen, aus diesem Sumpf wieder herauszukommen!“

„Nun mal ganz ruhig. Es hat doch alles wunderbar geklappt!“

„Hast du eine Ahnung!“

Der Mann mit der ,Homeboy’-Mütze seufzte.

„Was ist denn passiert, Larry?“

„Heute Morgen hatte ich in aller Frühe einen unfreundlichen Besuch von einem NSA-Agenten, der ziemlich viel zu wissen schien!“

„Und? Wie kommt es, dass du dann hier vor mir sitzt und nicht etwa in einer Zelle auf Rikers Island?“

„Ich habe ihn ausgeknockt.“

„Ist er tot?“

„Nein, natürlich nicht. Glaubst du, ich will mir einen Mord ans Bein binden?“

„Du denkst zu negativ, Larry.“

„Ach ja?“

„Ja. Denn du gehst davon aus, dass sie dich schnappen. So darf man nie an die Sache rangehen.“

„Ich brauche von dir kein kluges Gequatsche sondern Hilfe! Wahrscheinlich muss ich untertauchen und so schnell wie möglich zusehen, dass ich ins Ausland komme. Für die Dollars, die ich von dir bekommen habe, ist das natürlich alles nicht zu machen!“

„Du bist für deinen kleinen Dienst fürstlich entlohnt worden“, stellte der Mann mit der ,Homeboy’-Mütze kühl fest. „Und eigentlich hätte dir von Anfang an klar sein müssen, dass jeder sein Risiko selbst trägt!“

„Ich brauche Hilfe. Denk doch mal nach, wenn die mich in Verdacht haben, ist es nur eine Frage der Zeit, wann sie auf deine Spur kommen!“

„Das glaube ich nicht, Larry.“ Die Stimme des ,Homeboy’-Mützenträgers klang wie Eis. Er kratzte sich am Kinn und bleckte die Zähne. Dann griff er unter seine Jacke, holte einen Block hervor und schrieb etwas darauf. Er riss das Blatt ab und schob es Larry über den Tisch. „Das ist die Adresse eines Bekannten. Da kannst du ein paar Tage untertauchen. Sag ihm, dass ich dich geschickt habe.“

Larry runzelte die Stirn und blickte auf den Zettel.

„Ethan Darrington, 567 Lazenby Road, Hoboken.“

„Er ist ein guter Kumpel. Du kannst ihm vertrauen. Außerdem ist es wahrscheinlich tatsächlich das Beste, wenn du erstmal aus der Schusslinie kommst.“

„Ich brauche Geld, einen Pass, eine neue Identität!“

„Nicht so ungeduldig, Larry.“

„Versuch nicht, mich reinzulegen! Wenn ich hochgenommen werde, dann geht es auch den anderen an den Kragen!“

Das Gesicht des Mannes mit der ,Homeboy’-Cap wurde zu einer eisigen Maske. Harte Linien furchten sich durch sein Gesicht und gaben ihm Züge, die wie aus Stein gemeißelt aussahen.

„Verlier nicht die Nerven, Larry.“

„Du hast verdammt gut reden!“

„Wie lautet der Name dieses NSA-Agenten?“

Larry Primrose griff in die Innentasche seiner Jacke und holte eine ID-Card der NSA hervor. „Das ist sein Dienstausweis. Ich dachte mir schon, dass ihr den gerne hättet.“

Der Mann mit der ,Homeboy’-Cap steckte die ID-Card ein.

„Mal sehen, was sich so für dich tun lässt. Spätestens morgen ist alles für dich vorbei. Das verspreche ich dir.“

Abgebrühte Mörderkunst: 6 Strand Krimis

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