Читать книгу Abgebrühte Mörderkunst: 6 Strand Krimis - Cedric Balmore - Страница 18
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ОглавлениеMilo und ich suchten zusammen mit Agent Scott Graham noch einmal das Apartment von Larry Primrose auf, um nach Anhaltspunkten für den Verbleib des Fahrers in den Diensten von General Biotech zu suchen.
Unsere Erkennungsdienstler Mell Horster und Sam Folder hatten zugesagt, so schnell wie möglich nach zu kommen, um kriminaltechnische Untersuchungen durchzuführen. Ein Durchsuchungsbefehl lag jedenfalls vor.
Den Sportwagen parkten wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Scott Graham setzte seinen unscheinbaren Chevy dahinter. Wir stiegen aus und überquerten die Straße.
„Ich schlage vor, dass wir die Konkurrenz zwischen uns ein für allemal begraben“, meinte ich an Graham gerichtet. „Schließlich haben wir doch dasselbe Ziel!“
Graham verzog das Gesicht. Ein schwer beschreibbarer Ausdruck prägte jetzt seine Züge. Er lag irgendwo auf halber Strecke zwischen Zynismus und Verachtung.
„Was die Ziele anderer angeht, kann man sich da nie ganz sicher sein“, meinte er. „Jedenfalls nicht, solange es nicht irgendwelche Telepathen gibt, die in der Lage wären, das zu überprüfen!“
Milo und ich tauschten einen kurzen Blick. Nach all den Jahren, die wir schon zusammen arbeiteten, brauchten wir manchmal keine Worte, und wussten trotzdem haargenau, was der andere gerade gedacht hatte.
Milo hob die Augenbrauen.
Es hat keinen Sinn, Jesse, schien er mir sagen zu wollen.
Graham legte offenbar auf einen Waffenstillstand für die Dauer ihrer gemeinsamen Ermittlungen keinerlei Wert.
Die Eingangstür zum Haus mit der Nr. 332 war verschlossen. Wir klingelten bei einer der anderen Mietparteien, meldeten uns mit unserem Respekt einflößenden Standardspruch und konnten schon Augenblicke später die Tür öffnen.
Ich registrierte sofort, dass es offenbar so gut wie überhaupt keine Überwachungs- und Sicherheitstechnik gab. Weder Video-Kameras noch sonst etwas.
Wir fuhren mit dem Lift hinauf in den dritten Stock.
Wenig später standen wir vor dem Apartment von Larry Primrose.
Von innen waren Geräusche zu hören.
Wir zogen unsere Dienstwaffen.
„Mister Primrose scheint wieder zu Hause zu sein“, meinte Milo.
Milo postierte sich rechts der Tür, Graham links.
Ich postierte mich ebenfalls rechts von der Tür, allerdings in der Mitte des Flurs.
„Warum haben Sie eigentlich nicht gleich Verstärkung gerufen, als Sie in Mister Primroses Apartment aufgewacht sind?“, fragte ich an Graham gewandt.
„Sind Sie jetzt plötzlich mein Dienstvorgesetzter – oder was?“
„Ich frage ja nur!“
„Der Kerl war seit Stunden über alle Berge! Was hätte das gebracht?“
Milo klingelte.
Einen Augenblick lang geschah gar nichts. Hinter der Tür war es vollkommen still. Dann waren Schritte zu hören.
„Wer ist da?“, fragte jemand von innen.
„FBI. Larry Primrose?“, fragte ich.
„Was wollen Sie?“
Scott Graham schüttelte den Kopf. Offenbar glaubte er nicht, dass die Stimme von Primrose war. Andererseits fragte ich mich, wie intensiv er sich wirklich mit ihm unterhalten hatte, bevor der Fahrer von General Biotech ihn bewusstlos schlug.
Ich nahm meine SIG Sauer P226 mit beiden Händen.
Mit wem auch immer wir da jetzt redeten, vielleicht ließ er sich ja dazu herab, uns die Tür wenigstens einen Spalt zu öffnen, was den Zugriff mit Sicherheit erleichterte.
„Wir haben ein paar Routinefragen im Zusammenhang mit dem Einbruch bei General Biotech in Yonkers an Sie“, sagte ich. „Leider konnten wir Sie bislang noch nicht vernehmen, da Sie heute Urlaub haben.“
Einige Sekunden lang war es auf der anderen Seite der Tür vollkommen still.
Dann gab es plötzlich einen Knall.
Ein Schuss schlug durch die dünne Holztür und riss ein daumendickes Loch. Kurz hintereinander folgten vier weitere Schüsse aus einer offenbar ziemlich großkalibrigen Waffe. Anschließend waren schnelle, sich entfernende Schritte zu hören.
Ich schnellte nach vorn, trat die Tür ein. Sie flog zur Seite. „Waffe weg, FBI!“, rief ich, aber da er niemand mehr.
Mit der Waffe in beiden Händen stürmte ich durch den kleinen Vorraum.
Milo und Graham waren mir dicht auf den Fersen. Milo trat die Tür zum Bad auf, aber da war niemand.
Ich stieß die halb offen stehende Tür zum Wohnzimmer zur Seite.
Ein Mann im pelzbesetzten Parka und einem Base Cap mit der Aufschrift ,Homeboy’ war gerade im Begriff, die Balkontür zu öffnen. Er feuerte einen ungezielten Schuss in meine Richtung. Blutrot leckte das Mündungsfeuer aus seiner 45er Automatik hervor. Die Kugel zischte knapp an meinem Kopf vorbei und schlug in den Rahmen der Wohnzimmertür ein, wo sie ein ziemlich großes Loch riss.
Ich feuerte zurück.
Der Kerl ließ sich im selben Moment durch die geöffnete Balkontür fallen und feuerte Schuss um Schuss in meine Richtung.
Ich zuckte zurück und nahm neben der Tür Deckung, während mir die Kugeln nur so um die Ohren flogen. Zum Glück war er ein schlechter Schütze.
Der Geschosshagel verebbte.
Sein Magazin musste so gut wie leer geschossen sein. Ich tauchte mit der Waffe in beiden Händen aus der Deckung hervor.
„Stehen bleiben!“, rief ich.
Der Mann mit der ,Homeboy’-Cap schwang sich gerade über das Balkongeländer. Er landete auf dem Absatz einer Feuertreppe, die neben dem Balkon in die Tiefe führte.
Im ersten Moment wollte ich ihm nachsetzen.
Mein Instinkt für Gefahr ließ mich zögern.
Dann bemerkte ich den eiförmigen Gegenstand auf dem Teppich. Es war tarnfarben und hob sich vom Fleckenmuster des Teppichbodens kaum ab.
Eine Handgranate.
Ich zuckte zurück, riss Milo mit mir, der ebenfalls gerade im Begriff gewesen war, dem Mann mit der ,Homeboy’-Basecap nachzusetzen. Wir warfen uns zu Boden, während im Nebenraum die Hölle losbrach.