Читать книгу Madonna-Mörder: Super Krimi Sammelband 3 Romane - Cedric Balmore - Страница 11

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Für gewöhnlich hielt Tony Sciavo Geschäft und Familie sauber auseinander und vermengte nicht das eine mit dem anderen. Er wohnte in einem teuren Apartmenthaus auf den Columbia Heights, in Sichtweite des Brooklyn Queens Connection Highway. Er war verheiratet und Vater zweier fast erwachsener Kinder. Der Sohn sollte in seine Fußstapfen treten und studierte Jura an der vornehmen Columbia University. Die Tochter hatte ein College besucht und wurde streng gehalten, bis sie eines Tages dem Mann begegnete, den sie heiraten würde. In diesem Punkt konnte Tony Sciavo den Italiener nicht verleugnen. Ansonsten aber war er völlig amerikanisiert. Er blickte längst mit Verachtung auf die Mustache Petes herab, die Schnurrbartfritzen, die Männer der ersten Stunde, die die Mafia aufgebaut hatten. Und sein Sohn wiederum würde mit Verachtung von den dilettantischen Methoden seines Erzeugers reden.

Er jedenfalls machte sich seine eigenen Gedanken. Er hielt sich stets in der Nähe seines Vaters auf, angeblich, um von ihm zu lernen, tatsächlich aber, um ihn abzusetzen, sobald der taktisch richtige Moment gekommen war. Der Kronprinz war noch machtgieriger als der Familienkaiser selbst, der seinen Vater gleich nach dem Kriege auf die übliche Mafiaart beerbt hatte: Ein gutes Essen, ein guter Wein, ein Schuss, während die Lieblingsplatte des Erblassers sich noch drehte.

Mario Sciavo war nicht abgeneigt, seinem Vater ein gleiches Schicksal zu bereiten.

An jenem Tage, als Tony Sciavo gegen seine Gewohnheit im Haus der Familie seinen Geschäften nachging, saß sein Sohn neben ihm und lauschte dem Telefongespräch. Der Boss hatte Mühe, sich zu beherrschen. Er tat es nur seinem scharfen Beobachtern und unerbittlichen Kritikern zuliebe. Am liebsten wäre er bei den Nachrichten, die ihn erreichten, aus der Haut gefahren.

„Ihr habt euch in die Flucht schlagen lassen?“, erkundigte er sich ungläubig. „Von zwei lächerlichen Figuren?“ Sein Gesprächspartner verteidigte sich wortreich. „Es waren nicht die Diebe? Wer hat sich denn da eingemischt?“ Tony Sciavo winkte aufgeregt, damit sein Sohn die zweite Hörmuschel nahm und mithörte. „Was heißt das: Ihr habt keine Ahnung? Und wo sind die Kerle, die in die Kirche eingebrochen sind?“

„Im Gewahrsam der City Police“, antwortete der dicke Perucci, Unterhäuptling im Sciavo Clan. Er war schweratmig und japste vor Aufregung. Irgendwo in einer Bar musste er stehen. Man hörte Stimmengemurmel und Musik.

„Versuche, Kaution stellen zu lassen! Setze dich mit Carlos in Verbindung!“, befahl der Don. „Carlos weist einen festen Wohnsitz für die beiden Kerle nach, zahlt das Geld für sie und sie werden in Freiheit gesetzt. Ob sie wollen oder nicht. Dann könnt ihr sie schnappen und mir bringen. Ich verlasse mich auf dich, Pietro.“

Der letzte Satz bedeutete nicht mehr und nicht weniger, als dass Sciavo ein zweites Versagen seines Unterführers nicht dulden würde. Perucci wusste jetzt, dass es um den eigenen Kopf ging und würde alles daransetzen, die Kirchenräuber vor seinen Boss zu schleifen, der nach Rache dürstete.

„Warum widmest du dich dieser Sache so angestrengt?“, fragte Mario Sciavo sanft, als das Gespräch beendet war.

„Die Klunkern sind ein Vermögen wert“, erklärte sein Vater.

„Sie sind eine Belastung für uns. Solange sie in der Kirche blieben, haben sie mich nicht beunruhigt“, erwiderte sein Sohn, der zwanzig Jahre alt war und ungewöhnlich gut aussah. Nur seine Augen passten nicht zum sonstigen romantischen Charme seiner Erscheinung. Er hatte jettschwarze Augen, deren Ausdruck tückisch und verschlagen wirkten, wenn er sich nicht besonders darauf konzentrierte, sie strahlen und leuchten zu lassen. Diese Methode beherrschte er und wandte sie an, sobald es darum ging, eine neue Freundin zu betören. Für gewöhnlich aber musterte er seine Mitmenschen mit jenem eiskalten Blick, der Neulingen einen Schauer über den Rücken jagte.

„Ich hänge an den Steinen. Sie waren der Grundstein für mein jetziges Vermögen. Ich habe sie mehrmals beliehen und immer wieder eingelöst, bis ich es geschafft hatte“, klagte Tony Sciavo. „Ich will sie wiederhaben.“

„Wenn sie dir so wichtig sind, kümmere ich mich selbst darum“, erklärte sein Sohn entschlossen.

„Du studierst besser anstatt ...“, unterbrach der Don.

So hart er seine Gang anpackte, so weich erwies er sich gegenüber seiner Familie. Praktisch konnte er sich gerade noch gegenüber den weiblichen Mitgliedern durchsetzen, weil die italienischen Mädchen und Frauen das Gehorchen gewöhnt waren. Sein Sohn, in den Tony Sciavo vernarrt war, konnte ihn um den Finger wickeln. Der Gedanke, dass Mario sich in Gefahr begab, erschreckte den besorgten Vater.

„Vielleicht lässt du doch lieber die Finger davon“, warnte er. „Ich muss erst herausfinden, wer sich da eingemischt hat. Sonst läufst du in eine Falle.“

„Die Gefahr reizt mich. Sonst könnte ich ja gleich Aktionär werden und mein Geld im Lehnstuhl verdienen“, wies Mario Sciavo den Einspruch entschlossen zurück.

Madonna-Mörder: Super Krimi Sammelband 3 Romane

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