Читать книгу Madonna-Mörder: Super Krimi Sammelband 3 Romane - Cedric Balmore - Страница 20

Оглавление

13


Guiseppe Malveri lag auf dem Bett in der drittklassigen Herberge und kämpfte mit schmerzverzerrtem Gesicht gegen die Ohnmacht, die ihn ständig bedrängte. Er hatte Wundfieber und war vom Blutverlust geschwächt. Das Etablissement verfügte nicht einmal über einen Fahrstuhl. Seine Kumpane hatten Malveri die Stufen hinaufgeschleppt und Rocco Tommasi, der Anführer des versprengten Haufens, hatte der misstrauischen Vermieterin weisgemacht, Malveri sei betrunken.

„Er verträgt den Bourbon nicht. Er ist nur Wein gewohnt“, meinte der Italiener und versuchte, die Schlagzeilen der Zeitung zu entziffern, die vor der molligen Frau lag.

Er konnte sich denken, dass die Treibjagd längst eröffnet war. Polizei und Mafia hetzten die fünf restlichen Neapolitaner, die es gewagt hatten, in einer zivilisierten Stadt wie New York die alten Gesetze der Blutrache anzuwenden.

Tommasi trat schließlich den Rückzug an, ohne mehr herausbekommen zu haben, als dass in dem Artikel von Tonio Sciavo die Rede gewesen war, der auch ein Bild des brutal aussehenden Mafiabosses zeigte. Den Rest konnte er sich denken.

Und auch die Vermieterin würde bald schalten. Es war nur die Frage, wen sie zuerst alarmierte.

„Wir können nicht hierbleiben“, entschied Tommasi.

„Aber es ist unmöglich, Malveri zu transportieren. Er braucht unbedingt Ruhe“, widersprach Cesare Lamoni, der Jüngste der Truppe. „Vielleicht bekommt er Wundfieber.“

„Er hat es schon“, stellte Faro Donati fest. Er hatte als Arzthelfer gearbeitet und kannte sich aus.

Die Stimmung der Truppe befand sich auf dem Nullpunkt. Ihr Anschlag auf den verhassten Sciavo war fehlgeschlagen. Sie befanden sich in der Defensive, ja, auf der Flucht. Und das in einer fremden Stadt, unter fremden Menschen. Ihre Geldmittel waren begrenzt. Sie ahnten, dass die Niederlage dicht bevorstand.

Am Bett des Unglücklichen, den sie mit einem Bauchschuss in einem Krankenhaus abgeliefert hatten, saß längst die Polizei und stellte unbequeme Fragen. Soviel stand fest.

Malveri gehörte auch mit Sicherheit zu den Verlierern des Kommandos. Und wenn sie sich nicht in Acht nahmen, würden sie alle hinter Gittern landen, während der Todfeind, Tonio Sciavo, sich bester Gesundheit erfreute.

„Lasst mir einen Revolver mit einer Patrone da“, verlangte Malveri mit schwacher Stimme.

„Wir könnten ihn auch ins Krankenhaus bringen“, meinte Faro Donati. „Wenn er standhaft bleibt und leugnet, etwas mit uns zu tun zu haben, können sie ihn nicht anklagen. Aber er ist gerettet.“

„Ich vertrage keine Gitter vor den Fenstern“, stöhnte der Verwundete. „Wir wussten alle, worauf wir uns einlassen.“

„Wir können nicht mit ihm durch die halbe Stadt gondeln. Die Polizei wird bereits nach uns suchen“, seufzte Tommasi. „Im Gegenteil - wir müssen uns trennen. Wir dürfen uns nur zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort treffen. Dann verabreden wir den nächsten Anschlag. Einverstanden?“

Schweren Herzens stimmten die anderen zu. Ihnen graute bei dem Gedanken, von der Gruppe getrennt zu werden. Was man gemeinsam noch verkraften konnte, warf den Einzelnen glatt um. Niemand von ihnen war ein geborener Einzelgänger.

„Und wo? Und wann?“, fragte Lamoni bedrückt.

„Morgen um neunzehn Uhr am Empire State Building. Das kennen wir schließlich alle“, entschied Tommasi.

„Und ich?“, schrie Malveri. Er schoss ein wenig hoch, ließ sich aber mit einem halb erstickten Schrei wieder fallen.

„Du wirst keinen Selbstmord begehen“, befahl Tommasi.

„Es ist der einzige Ausweg. Sie brummen mir zehn Jahre auf für die Schießerei in Little Italy. Schließlich hat es Tote auf beiden Seiten gegeben. Einen kennen wir: Luigi Sciavo, den Vater von Tonio.“

„Um den ist es nicht schade gewesen. Er hat geholfen, den Kirchenschatz von Terezzo zu klauen“, meinte Faro Donati. Er biss nervös auf seinen Fingernägeln herum.

„Du wirst es schaffen“, sagte Tommasi und entschied damit die Debatte. Er räumte alles weg, was Malveri dazu benutzen konnte, Selbstmord zu begehen.

Das Bett konnte der Mann schlecht verlassen. Er war fast bewusstlos vor Fieber und erkannte bisweilen die Mitverschworenen nicht mehr, die ihr Geld redlich teilten und dann nacheinander das schäbige Hotel verließen, um in der Millionenstadt unterzutauchen.

Rocco Tommasi verabschiedete sich als Letzter von seinem verwundeten Freund. Er nahm dessen Hand und flüsterte: „Wir werden dich herausholen. Wenn wir erst mit Tonio Sciavo fertig sind, werden wir dich herausholen, egal, in welches Gefängnis sie dich stecken. Verlass’ dich auf uns! Ich schwöre es dir. Wir lassen dich niemals im Stich.“

„Ich halte durch“, gelobte der Angeschossene, neben dessen Bett sich von Blut gerötete Handtücher türmten. Er konnte mittlerweile nicht einmal mehr den Kopf bewegen, ohne dass ihn die stark angeschwollene Schulter wie die Hölle schmerzte. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen.

Tommasi drehte sich schnell um und ging.

Im Empfang lauerte ihm die Vermieterin auf.

„Wann kommen Sie zurück?“, fragte die Blondine.

„Ich gehe nur mit meinen Freunden essen“, vertröstete sie Tommasi. „Wenn Sie sich Sorgen machen um die Bezahlung der Zimmer - hier, bitte, bedienen Sie sich.“ Er hielt ihr ein paar größere Geldscheine hin, aber sie zierte sich, weil sie ihn aufhalten wollte. Jeden Augenblick mussten die Leute von Tonio Sciavo auftauchen. Sie hatte es vorgezogen, den Mafiaboss anzurufen. Von der Polizei erhielt man - wenn alles gutging - vielleicht eine Belohnung, von der Mafia aber mit Sicherheit eine gehörige Abreibung, wenn man falsch geschaltet hatte. Misses Swineburne hätte es nicht gerne gesehen, wenn ihre Absteige in Flammen aufgegangen wäre. Sie war auf die Einnahmen angewiesen. Und die Mafia verpasste einem meist noch ein wenig schönes Andenken in Form einer entstellenden Narbe oder eines gebrochenen Armes.

Tommasi witterte die Absicht seiner Gesprächspartnerin, deshalb ließ er sie einfach stehen.

Er hatte kaum einen Häuserblick zwischen sich und die Herberge gebracht, da fuhr auf der Gegenfahrbahn ein Krankenwagen vorbei. Das Blaulicht auf dem Dach kreiselte.

Tommasi blieb stehen.

Er war erleichtert. Es hätte schlimmer werden können für Malveri. Offenbar hatte die neugierige Vermieterin ihn gefunden und die Ambulanz angerufen.

Tommasi wartete, bis die Träger mit Malveri wieder aus dem Hotel kamen. Sie verstauten ihn sehr routiniert und nicht besonders rücksichtsvoll in dem Wagen und fuhren wieder ab.

Tommasi ahnte nicht, dass die Mafia die Hand im Spiel hatte.

Madonna-Mörder: Super Krimi Sammelband 3 Romane

Подняться наверх