Читать книгу Madonna-Mörder: Super Krimi Sammelband 3 Romane - Cedric Balmore - Страница 8

Оглавление

1


Salvatore Pacutti besuchte die kleine Kapelle in der Mulberry Street dreimal, dann kannte er das Alarmsystem und den besten Weg in das Innere des Gotteshauses. Zu seiner Entschuldigung muss angeführt werden, dass der Italo-Amerikaner eigentlich in St. Louis zu Hause war und sich in New York, speziell im Italienerviertel, nicht auskannte. Er wusste nur um die Spendenfreude seiner Landsleute, wenn es um die Kirche ging, und lebte seit Jahren davon, dieselbe von ihren irdischen Gütern in Form wertvoller Madonnen und kostbarer Reliquien zu befreien.

Damit ihn die Polizei später nicht mit dem Kirchenraub in Verbindung bringen konnte, hatte Pacutti in einer drittklassigen Absteige in Brooklyn Quartier gemacht. Er war der Kundschafter des Teams, und was er herausfand, versetzte Paolo Quadrone, seinen Freund und Zunftbruder, in einen Begeisterungstaumel.

„Wenn nur die Hälfte der Edelsteine echt sind, machen wir leicht einen Schnitt von dreißigtausend Dollar und mehr, selbst wenn wir an Ort und Stelle verkaufen“, schwärmte der dreißigjährige Pacutti.

Er hatte früher als Artist gearbeitet, und zwar als Flieger in einer Trapeztruppe, nach einem Unfall aber feststellen müssen, dass es höchstens noch für Häuserfassaden reichte.

„Taugt der Hehler etwas?“, fragte Quadrone, gleichaltrig und weniger behindert, aber fest entschlossen, es nicht erst mit ehrlicher Arbeit zu versuchen.

„Er ist der Beste in Manhattan“, erwiderte Pacutti beleidigt, während er einpackte, was sie auf ihrem nächtlichen Beutezug brauchten. Er verstaute alles in einer Transportkiste. Gemeinsam schleppten sie das Gepäck zu dem unauffälligen mausgrauen Mitsubishi Lambda, den Quadrone ,besorgt‘ hatte. Sie fuhren über die Brooklyn Bridge nach Manhattan und erreichten ihr Ziel kurz nach Mitternacht. Sie gelangten auf Umwegen zu der schmalbrüstigen Kirche, benutzten den genau ausbaldowerten Weg über die Südroute, die im Schlagschatten, weit weg von den hell erleuchteten Geschäften und Straßen voller flanierender Menschen lag, die, ihrer südländischen Gewohnheit treu, erst sehr spät schlafen gingen.

Pacutti leistete ganze Arbeit, als er ein wertvolles Kirchenfenster zersägte. Kein Glassplitter klirrte verräterisch. Quadrone stand Schmiere. Sie verankerten ihr Kletterseil an einem Sims und ließen sich hinab in die nächtliche Kühle des Gotteshauses.

Das ewige Licht brannte seitlich vom Altar. Es roch schwer und süß nach Weihrauch.

„Die letzte Vorstellung war um acht“, flüsterte Pacutti.

Das kennzeichnete aber eher sein sprachliches Unvermögen als seine Einstellung zu den Dingen, die von der Kirche vertreten wurden. Denn um seinen Hals schlang sich eine feine Silberkette, von der ein Bild des heiligen Gennaro baumelte.

Salvatore Pacutti brauchte zehn Minuten, um die Alarmanlage außer Betrieb zu setzen, die ertönte, sobald jemand die Statue von ihrem Sockel hob.

Quadrone hüllte die Beute, die etwa sechzig Zentimeter hoch war und gut dreißig Pfund wog, in eine Decke. Die Madonna, geschnitzt aus Olivenholz, reichlich mit Blattgold versehen und mit einer Krone nebst Strahlenkranz suchte ihresgleichen auf der Welt. Sie trug einen hellblauen faltenreichen Umgang, der übersät war mit massiven silbernen Sternen. Die Krönung aber war der Schmuck, diese Fülle von feurig blitzenden Brillanten und Diamanten.

Die leeren Bänke und die Kanzel, das helle Parkett und die Empore, wo sonntags ein vielgerühmter Laienchor auftrat, trugen den Staub langer Jahre.

Die beiden Einbrecher legten den Rückweg schweigend zurück. Zuerst kletterte Pacutti hinauf, saß rittlings im zerschnittenen Fenster und holte den Strick ein, an dem die Statue hing. Dann seilte er sich ab, während Quadrone folgte. Die Madonna wurde vorsichtig hinuntergelassen.

Pacutti, für den es besser gewesen wäre, er hätte sie fallen lassen wie eine heiße Pellkartoffel, trug sie behutsam auf seinen Armen zum Wagen, verstaute sie im Kofferraum und setzte sich hinter das Lenkrad. Quadrone folgte mit dem Werkzeug, das leise in der Aktentasche klimperte, sechs Minuten später. Pacutti sah auf die Uhr und nickte anerkennend.

Dann fuhr er los.

Unangefochten erreichten sie die Lower East Side. Dort in der Nähe des alten jüdischen Friedhofs, fast an der Grenze zur Bowery, wohnte ein Mann, der einen großen Namen trug. Frederick Boernson dealte alles, was gut und teuer war. Der alte Schwede hielt sich seit fünf Jahrzehnten im Milieu, weil er auf beiden Schultern trug. Wenn er aber auf ein Geschäft einging, hielt er Wort. Das machte seinen guten Namen in einschlägigen Kreisen aus.

Boernson empfing seine Besucher in einem verwaschenen grünen Bademantel, türkischen Pantoffeln und einem rosa Handtuch, das sich als Schal um den dürren faltigen Hals wand. Er hatte eine schlechte Körperhaltung bei einer Länge von eins neunzig. Seine Finger waren vom Nikotin verfärbt. Aber er war nicht halb so verschlafen wie er aussah.

Obwohl er keine Leibwächter entdecken konnte, bemerkte Pacutti sofort die abgesägte Schrotflinte in einer Spezialhalterung am Schreibtisch. Beide Besucher saßen auf Stühlen, die sich nicht verrücken ließen, genau im Streubereich der Büchse.

„Lasst sehen!“, verlangte der Skandinavier.

Mit bebenden Händen knüpfte Pacutti die Verschnürung auf, und zerrte die Wolldecke beiseite.

Boernson zuckte zurück, als hätte er eine giftige Schlange vor der Nase.

„Seid ihr wahnsinnig?“, kreischte der Hehler. „Wisst ihr, was ihr da angerichtet habt, ihr Trottel?“

„Keine Ahnung“, murmelte Salvatore Pacutti, der das Ganze für ein raffiniertes Manöver hielt, das darauf abzielte, den Preis zu drücken. Er hatte es nicht anders erwartet.

„Wisst ihr Unglücksraben, wer Tony Sciavo ist?“

„Er ist ’ne ziemliche Nummer drüben in Brooklyn“, erwiderte Quadrone zögernd.

„Er ist der Spender dieser Statue. Seine Eltern wohnen in Little Italy. Sciavo fährt jeden Sonntag, den Gott kommen lässt, dorthin zur Messe.“ Boernson schrie fast. Seine Erregung hatte sich gesteigert. „Die Klunkern sind echt und unbezahlbar. Egal, ob ihr die Madonna zurückbringt oder nicht - ihr lebt keine vierundzwanzig Stunden mehr.“

Salvatore Pacutti erholte sich am schnellsten von diesem Schock.

„Wenn wir ohnehin nichts zu verlieren haben, behalten wir das Ding. In St. Louis bekommen wir das Doppelte“, entschied er scheinbar ruhig. Er packte zusammen.

Boernson rührte sich nicht vom Fleck. Weder machte er einen Versuch, seine Kunden aufzuhalten, noch begleitete er sie zur Tür. Er saß nur da und starrte sie an. Er schauspielerte nicht. Soviel konnte jeder sehen.

Der Hehler atmete hörbar mit leicht offenem Mund wie alle starken Raucher. Seine Hände zitterten. Die beiden Italiener aus St. Louis schnürten ihr Bündel und machten, dass sie wegkamen.

„Wir müssen den Wagen loswerden“, sagte Pacutti, der seinen kühlen Kopf behielt. „Boernson kennt die Nummer.“

„Du meinst, er verpfeift uns?“

Quadrone schluckte trocken.

„Darauf kannst du Gift nehmen. Der hängt schon am Telefon, damit er nicht zwischen die Fronten gerät“, nickte Salvatore Pacutti und gab mehr Gas als notwendig.

„Sag’ mir Bescheid, wenn du eine geeignete Karre siehst!“, meinte er ärgerlich. „Ich habe das Gefühl, ich sitze auf glühenden Kohlen. Sciavo wird uns umlegen lassen, wenn er uns erwischt.“

„Sollen wir uns der Polizei stellen?“, erkundigte sich Paolo Quadrone vorsichtig.

„Die Mafia hat einen langen Arm, der bis in jedes Staatsgefängnis reicht. Nein, wir müssen ins Ausland.“

„Schmeiß das Unglücksding über Bord, wenn wir über die Brücke fahren!“, stöhnte Quadrone. „Ich kann’s nicht mehr sehen ...“

Madonna-Mörder: Super Krimi Sammelband 3 Romane

Подняться наверх