Читать книгу Madonna-Mörder: Super Krimi Sammelband 3 Romane - Cedric Balmore - Страница 17

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Das Trio überwand eine sumpfige Wiese. Bei jedem Schritt gab der schmatzende feuchte Boden nur widerwillig den Fuß wieder frei. Roberto hielt die Spitze. Er brauchte sich nicht umzudrehen. Die beiden Gefangenen, noch immer in Handschellen, hielten sich dicht hinter ihm. Ihnen war klar, dass der Anschlag nicht nur dem Regierungsagenten gegolten hatte. Die Leute des Don Tonio hatten es genauso auf die beiden Einbrecher abgesehen, die gefährliche Zeugen sein mussten in dem Prozess gegen seinen Unterführer Perucci.

Roberto beeilte sich, weil er sicher war, dass die Mafiosi ihre Anstrengungen vervielfachen würden. Sie wollten dafür sorgen, dass keiner der drei jemals wieder in New York auftauchte. Und sie hatten jetzt jede erdenkbare Chance. Es war ihnen gelungen, Roberto und seine Begleiter von ihrem Fahrzeug zu trennen und so ihre Beweglichkeit auf ein Mindestmaß herabzusetzen. Sie hatten die drei von der Highway abgedrängt in ein fast unwegsames unbekanntes Gelände. Sie brauchten den Trupp nur noch aufzuspüren und zu vernichten.

Roberto biss die Zähne zusammen. Es kam alles darauf an, dass sie das Gehöft vor den Verfolgern erreichten. Er kannte sich hier zwar nicht aus, aber er setzte voraus, dass der Wagen mit den Gangstern einen größeren Umweg machen musste, um zu der Farm zu kommen, deren Hauptgebäude mit Scheunen und Stallungen inmitten ausgedehnter Weiden lag.

Stacheldrahtzäune und Wassergräben hinderten die Flüchtenden am Vorwärtskommen. Die beiden Gefangenen fluchten unaufhörlich. Im Grunde waren sie Stadtmenschen, die von der guten Landluft und den weiten Spazierwegen dort lieber träumten, als sie in Wirklichkeit zu erleben.

Abgehetzt erreichten sie das Farmgebäude und wurden sofort von einem wütenden Hund empfangen, der an seiner Kette zerrte bei seinem verzweifelten Versuch, die Beine der Fremden mit seinen furcht einflößenden Zähnen zu erwischen.

Der Lärm des Wächters brachte den Farmer auf den Plan, einen hageren Burschen mit kurz geschorenem Haar, verdreckten Gummistiefeln und der gesunden Gesichtsfarbe von Menschen, die sich viel im Freien aufhalten. Der etwa Vierzigjährige hielt eine Shotgun in den Fäusten und stand da wie der Erzengel Gabriel, bereit, jeden Fußbreit seines Bodens gegen Eindringlinge zu verteidigen.

„Sieht aus wie in ’ner Fernsehserie, wo so etwas ja auch hingehört“, japste Quadrone, der erbärmlich aussah. Irgendein Stacheldraht hatte gehörigen Tribut gefordert.

Nicht das abgerissene Äußere seiner unerwarteten Besucher erregte den Zorn des Farmers, sondern die Tatsache, dass zwei von ihnen Handschellen trugen.

„Macht, dass ihr weiterkommt!“, schrie er und brachte drohend die Schrotflinte in die Waagerechte. Das vorsintflutliche Modell, dass bereits manchem Tramp oder Hühnerdieb zum Verhängnis geworden sein mochte, zielte genau auf Robertos Magen.

Roberto versuchte vergeblich, dem Bauern klarzumachen, worum es ging. Der Mann war unbelehrbar, aufgeschreckt durch die ewigen Hiobsbotschaften über entsprungene Häftlinge, die sich in einsamen Gegenden einnisteten und die Einwohner tyrannisierten, bis wie durch ein Wunder die Polizei sie wieder dingfest machte.

Im Hintergrund zeigte sich die Hausherrin, die ein kariertes Kopftuch trug und aussah, als käme sie gerade aus dem Kuhstall.

Robertos Hoffnungen belebten sich, weil er seine Wirkung auf weibliche Wesen kannte. Aber in diesem Fall versagte sein sprichwörtlicher Charme. Die Dame des Hauses sagte kein Wort, starrte nur feindselig auf die Städter. Männer in solcher Aufmachung, wusste sie, fuhren in PS-starken Straßenkreuzern über die Highway, von der sie eine Meile entfernt waren.

Roberto hatte nicht geahnt, dass eine Meile im Leben eines Menschen so viel ausmachen konnte.

Gerade wollte er den Rückzug an treten, da verlöschte schlagartig das Licht. Jemand musste die Zuleitung gekappt haben.

Die Verwirrung war unbeschreiblich.

Der Köter tanzte an seiner Kette und drehte fast durch.

Die Frau schrie auf.

Der äußerst nervöse Mann mit dem Gewehr hätte fast geschossen, hielt sich aber zurück, weil auf der Zufahrt zum Hof, etwa dreihundert Meter entfernt, die Scheinwerfer zweier Autos aufflammten und Lichtkegel in die Finsternis stanzten.

Roberto war klar, wer da anmarschierte. Die Kerle hatten erst einmal den Strom unterbrochen, damit niemand telefonieren konnte und Hilfe holen.

„Freunde von Ihnen?“, fragte der Farmer drohend.

„Eben nicht“, seufzte Roberto. „Wir verschwinden lieber!“

Sie setzten sich rückwärtsgehend ab und drehten sich erst in sicherer Entfernung um, aus Furcht, eine Schrotladung in den Rücken zu kassieren.

Indessen brummten ganz in der Nähe bereits schwere Motoren, als sich die Wagen der Gangster durch Schlamm und Schlaglöcher heranschoben. Die Beifahrer standen auf den Trittbrettern und spähten nach vorn, sicher, irgendwoher beschossen zu werden.

Stattdessen machte der Farmer mit den Neuen gemeinsame Sache und wies sie lautstark ein.

Da die Wagen nicht weiterkamen, saßen die Gangster ab, und Roberto stellte fest, dass sie von sechs zu allem entschlossenen Mafiosi verfolgt wurden, die zu allem Überfluss auch noch schwereres Kaliber führten als er.

Pacutti verlor fast die Nerven und überholte Roberto. Auch Quadrone sah sich von Kugeln durchsiebt am Boden, und Roberto hatte alle Mühe, eine kopflose Flucht zu verhindern und seine beiden Gefangenen zu zwingen, jede Deckung auszunutzen.

Die Verfolger hatten eine Kette gebildet und durchkämmten das Gelände wie auf einer Treibjagd, immer darauf gefasst, dass das Wild irgendwo aus der Deckung aufsprang.

Roberto nutzte einen Wassergraben aus, der Schutz bot. Die dunkle Brühe, die den Kanal entlangtrieb, hatte nicht gerade Badetemperatur, aber ihnen war so heiß, dass sie es gar nicht spürten. Sie stampften vorwärts, schleppten sich der Highway entgegen, die unerreichbar fern schien.

Als sie die Böschung hinaufstürmten, wurde hinter ihnen das Feuer eröffnet. Eine MPi-Salve ratterte. Mit knapper Not erreichte Roberto die Fahrbahn, flankte über die Leitplanke und stellte zufrieden fest, dass auch seine beiden Gefangenen unversehrt geblieben waren.

Wie der Teufel wollte, ließ sich in diesem Augenblick nirgends ein Fahrzeug sehen, das sie stoppen konnten. Vielleicht hätten sie auch nicht mehr die Zeit gefunden. Denn die Verfolgerschar hatte sich in einen wilden Galopp gesetzt und raste heran, um den Gesuchten den Garaus zu machen.

Gehetzt blickte Roberto sich um. Auf der anderen Seite bemerkte er den Lagerplatz einer Baufirma, der Schutz versprach. Zwischen den Stapeln von Material gab es genügend sturmfeste Stellungen und Eichenbohlen von dieser Dicke, oder auch Steinhaufen konnten sehr wohl den Kugelhagel abfangen, der bevorstand.

Die beiden Gefangenen, immer noch in Handschellen und daher stark behindert, drehten fast durch vor Angst. Roberto wies ihnen das neue Ziel und deckte selbst ihren Rückzug. Er kniete am Rande der Autobahn und gab ein paar ungezielte Schüsse aus seinem 38er ab, die zwar kein Unheil anrichteten, es bei dieser Entfernung auch gar nicht konnten, aber immerhin dafür sorgten, dass die Verfolger erst einmal in Deckung gingen und sich vorsichtiger anpirschten. Das gab Roberto die ersehnte Gelegenheit, seinen längst fälligen Stellungswechsel durchzuführen.

Quadrone und Pacutti, die zunächst versucht hatten, den festen Drahtzaun, der das Grundstück der Baufirma einfriedete, zu durchbrechen, hatten sich entschließen müssen, das Hindernis zu überklettern. Keine Kleinigkeit, wenn die Hände gefesselt waren. Aber die Gangster halfen sich gegenseitig, und als Roberto heranfegte, hätte es auch der ungeschicktere Quadrone gerade geschafft, plumpste auf der anderen Seite herunter wie eine reife Tomate und verstauchte sich zum Überfluss auch noch das Bein. Er humpelte schleunigst in Deckung.

Roberto, gut trainiert, zeigte den Burschen, wie man mit einem schlichten Drahtzaun fertig wird, auch wenn er übermannshoch ist. Aus vollem Lauf sprang er das Hindernis an, während er den 38er zwischen die Zähne genommen hatte. Er krallte sich fest, schwang seine Beine hoch und rollte förmlich über die Lage Stacheldraht, die den Zaun krönte. Er federte herunter und ging in Stellung.

Madonna-Mörder: Super Krimi Sammelband 3 Romane

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