Читать книгу Madonna-Mörder: Super Krimi Sammelband 3 Romane - Cedric Balmore - Страница 15

Оглавление

8


Roberto erwartete die beiden Flüchtlinge an der ersten Tankstelle, die sie anlaufen mussten. Da hatten Pacutti und Quadrone schon vierzig Meilen zwischen sich und die Stadt New York gelegt und fühlten sich ziemlich sicher. Es war alles erstaunlich glatt verlaufen. Sie hatten einen Wagen gestohlen, einen kanariengelben Ford Pinto. Jetzt befanden sie sich auf der Heimreise nach St. Louis.

Sie wussten wohl, dass sie sich dort nicht frei bewegen konnten, wollten auch dort nur ihre Sachen packen und dann in Mexiko untertauchen, bis Gras über die Sache gewachsen war.

Sie brausten der aufgehenden Sonne entgegen und planten, nicht mehr Stops einzulegen, als nötig waren, um den Wagen aufzutanken. Vorsichtig kurvten sie auf den Parkplatz, schauten sich gründlich um, ehe sie ausstiegen. Verfolgt wurden sie nicht, soviel stand fest. Niemand hatte sich an sie gehängt oder sich unterwegs über die Maßen für sie interessiert.

Aber Tankstellen und Raststätten waren neuralgische Punkte jeder Fluchtroute, und die Verbindungen Sciavos reichten weit.

An Roberto Tardelli dachte keiner der beiden. Sie hielten ihn für tot. Als sie ihn zuletzt gesehen hatten, befand er sich gerade mit drei ernstzunehmenden Gegnern in einem finsteren Raum und schoss sich mit ihnen, dass die Fetzen flogen. Bei allem Respekt vor der Leistungsfähigkeit eines Regierungsbeamten: Viele Hunde waren des Hasen Tod.

Im Schankraum herrschte um diese späte Stunde wenig Betrieb. Ein Ehepaar mit vier Kindern nahm das verspätete Abendessen ein. Die Sippe schnitzelte lustlos an Steaks herum.

Eine ältere Dame begnügte sich mit einer Tasse schwarzen Bohnenkaffees, und ein nervöser Herr, der dauernd auf die Uhr schaute, raschelte mit der Abendzeitung.

Beruhigt schnappten sich die beiden Reisenden Tabletts und marschierten an den Vitrinen vorbei, die alles bargen, was das Herz begehren konnte.

Roberto beobachtete durch die große Glastür, wie sich die beiden Gangster einen Tisch aussuchten, von dem aus sie den Eingang im Auge behalten und notfalls auch durch eine Seitentür schleunigst verschwinden konnten.

Roberto wählte den Umweg durch die Küche. Sein Gewährsmann hatte ihm verraten, dass die beiden Burschen aus St. Louis sich längst wieder Waffen besorgt hatten. Jeder trug einen Colt Python. Mit Hilfe dieser Kanonen hatten sie sich auf sehr unschöne Art den Wagen einer harmlosen alten Dame ausgeliehen. Eine Methode, die zuerst die Aufmerksamkeit der Polizei wieder auf die beiden Flüchtigen gelenkt und schließlich COUNTER CRIME erneut ins Rennen gebracht hatte. Colonel Myer mochte nicht auf diese beiden erstklassigen Zeugen verzichten, die allein dafür sorgen konnten, dass Perucci und seine beiden Komplizen so lange hinter Gitter wanderten, wie sie es verdienten.

Roberto warf den Köchen einen beruhigenden Blick zu, die erstaunt von Pfannen und Schüsseln aufsahen, als ein Fremder ihr Reich betrat. Ohne auf die Proteste des Ersten Kochs zu achten, setzte Roberto seinen Weg fort. Der Weißgekleidete verlor auch jede Lust an seiner Befehlsgewalt, als Roberto sich halb umwandte und ihm einen Blick auf sein gut bestücktes Schulterholster gewährte.

Unangefochten erreichte Roberto die Verbindungstür zwischen Küchenbereich und Restaurant. Durch ein gläsernes Bullauge konnte er noch einmal einen Blick auf die beiden Gesuchten werfen, die sich mit Ham and Eggs herumschlugen.

Roberto betrat die Cafeteria und legte gut fünfzehn Schritte zurück, bis er bemerkt wurde.

Salvatore Pacutti blieb der Bissen im Hals stecken. Er ließ klirrend die Gabel fallen. Seine Hand flitzte unter den Tisch. Aber da richtete sich bereits der 38er auf ihn.

Roberto ließ die beiden Burschen aufstehen und nahm ihnen die Waffen ab, ehe er ihnen Handschellen verpasste. Diesmal hatte er sich gründlicher auf eine Festnahme vorbereitet, zumal er allein unterwegs war und nicht alles gleichzeitig tun konnte: den Wagen nach New York zurückfahren und die beiden Gefangenen in Schach halten.

„Ihr werdet noch als Zeugen in New York gebraucht“, erklärte Roberto spöttisch.

Er verwahrte seinen 38er wieder und forderte die beiden Männer aus St. Louis auf, vorauszugehen. Sie gehorchten enttäuscht und verfluchten zum zigsten Mal ihren Einfall, ausgerechnet in New York auf Diebestour zu gehen.

Roberto verständigte die State Police, damit sie sich um den gestohlenen Wagen kümmerte, und ließ die Festgenommenen in seinen Wagen steigen, in einen grasgrünen Chrysler.

Quadrone und Pacutti waren ärgerlich, aber nicht in Panikstimmung. Ihnen erschien Roberto Tardelli als das kleinere von zwei Übeln. Wenn Sciavos Leute sie geschnappt hätten, wären sie besorgter gewesen, weil die Mafia für jemanden, der ihr in die Quere gekommen war, nur eine Strafe kannte: den Tod.

Noch ahnte keiner der drei, dass genau dieser Spruch gefällt worden war, nachdem ein Beamter der State Police, der auf der Schmiergeldliste von Tonio Sciavo stand, seinem Herrn und Meister einen gezielten Hinweis gegeben hatte.

Aber sie bekamen sehr schnell zu spüren, dass die vierzig Meilen zurück nach New York zu einer Todesrallye werden sollten. Es wurden die schlimmsten Meilen, die Roberto jemals in seinem Leben hinter sich gebracht hatte. Der Gegner zog alle Register.

Es begann mit einem Zwischenfall, der ihnen zugleich den Ernst der Lage vor Augen führte. Als sie einen Rastplatz passierten, bemerkte Roberto gerade noch rechtzeitig einen himmelblauen Ford, neben dem ein Mann stand. Der Unbekannte trug eine Art Ofenrohr auf der Schulter, dessen gewaltige Mündung Richtung Autobahn zeigte.

Roberto begann sofort, zickzack zu fahren, und beschleunigte aufs Äußerste. Auf dem Rastplatz blitzte es auf. Ein dumpfer Knall. Die Bazooka-Rakete zischte los, einen feurigen Schweif hinter sich herziehend. Die Geschwindigkeit des tödlichen Geschosses betrug wie üblich 108 m/Sekunde.

Hinter Robertos Wagen erfolgte der Einschlag. Ein donnernder Explosionsknall, ein Lichtblitz.

Die beiden Gefangenen nahmen erschrocken die Köpfe herunter, während Roberto im Rückspiegel den Schaden betrachten konnte, den die Rakete angerichtet hatte. Ein schwärzlicher Krater auf der Fahrbahn zeugte von der Sprengkraft des Geschosses, das erfreulicherweise wenig Splitterwirkung erzielte.

Roberto wusste jetzt, dass er erkannt worden war. Also fuhr er von der Autobahn herunter. Und er wartete nicht, bis er die nächste Ausfahrt erreichte. Er fuhr vorsichtig in schrägem Kurs die Böschung hinunter, um einen Feldweg zu gewinnen, der entlang eines Waldstückes parallel zur Highway verlief. Das Fahrzeug bockte und sprang, schaffte es aber doch, ohne hängen zu bleiben.

„Mann, das ist ja heller Wahnsinn“, stöhnte Salvatore Pacutti. „Wir kommen niemals durch. Wir sollten die Polizei alarmieren.“

„Bei der nächsten Gelegenheit“, versprach Roberto. „Wenngleich ich fürchte, dass wir nicht nur Freunde dort haben. Ich meine, irgendjemand muss doch die Leute von Sciavo mit Rat und Tat unterstützen. Und eigentlich wusste nur die State Police, dass und wo ich euch geschnappt habe.“

„Der Hinweis kann auch von einem Angestellten der Raststätte stammen“, widersprach Paolo Quadrone und stellte erstaunt fest, dass er die Polizei verteidigte.

Der Wagen fuhr mit mäßiger Geschwindigkeit den Feldweg entlang. Es gab unzählige Schlaglöcher. Sie zogen eine lange Staubfahne hinter sich her. Es hatte lange nicht geregnet.

Bis zur nächsten Abzweigung, von der Roberto nicht wusste, wo sie enden würde, waren es noch gut zweihundert Meter.

Da schoss ein grauer Pontiac heran, dessen Seitenfenster heruntergekurbelt waren. Roberto versuchte Deckung zu finden, aber die wenigen Bäume des lichten Waldes reichten nicht aus. Deshalb sprangen die Insassen des grasgrünen Chryslers aus dem Wagen und warfen sich flach auf die Erde.

Der Pontiac verlangsamte die Fahrt. Er befand sich jetzt gut sechzig Schritt von der Stelle entfernt, an dem Roberto und seine beiden Begleiter in Deckung gegangen waren. Die Burschen in dem Gangsterwagen konnten das Gelände gut übersehen, denn die vierspurige Highway verlief etwa zehn Meter höher als das umliegende Gelände.

Dann sangen die MPis ihr Lied.

Roberto hätte sich am liebsten in einem Mauseloch verkrochen.

Ein Schauer von Projektilen riss Zweige von den Bäumen, zerfetzte die Rinde und wühlte den Boden auf. Die Einschläge lagen manchmal beängstigend nahe.

Ein Truck brachte Rettung. Der silbergraue Laster donnerte heran. Der Fahrer hatte das Intermezzo beobachtet. Er hupte drohend. Gleichzeitig griff er nach seinem Funksprechgerät.

Die Gangster dort oben suchten das Weite.

Sie sprangen in ihren Wagen und rasten davon. Aber sie würden wiederkommen. Soviel stand fest.

Roberto richtete sich als Erster auf. Erst jetzt merkte er, dass er in einem sehr nassen Teil des Waldes gelandet war. Seine Knie waren lehmverkrustet, aber er hatte keine Schramme abbekommen. Das allein zählte.

Auch Pacutti und Quadrone rappelten sich fluchend hoch. Sie trugen noch immer Handschellen.

„Und jetzt?“, fragte Pacutti.

Er hatte als Erster bemerkt, dass der grasgrüne Chrysler außer Gefecht gesetzt worden war. Eine verirrte Kugel hatte den Tank leckgeschlagen. Das kostbare Benzin versickerte nutzlos in dem Boden. Der Wagen war schrottreif. Eine ganze Garbe hatte den Motorblock erwischt. Sie mussten bis zum nächsten Haus marschieren, um Hilfe zu bekommen.

Madonna-Mörder: Super Krimi Sammelband 3 Romane

Подняться наверх