Читать книгу Madonna-Mörder: Super Krimi Sammelband 3 Romane - Cedric Balmore - Страница 14
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Die sechs Männer aus Italien scharten sich um die Schüssel mit Spaghetti alla Vongole.
Die Frau, die aufgetischt hatte, sagte mit Tränen in den Augen: „Die hat Mario am liebsten gegessen.“ Sie dachte an den Tag, an dem ihr Mann erschossen worden war, als er aus der Kirche kam. Nur weil er sich geweigert hatte, weiterhin einen Lastwagen für Sciavo zu fahren, der angeblich nichts als Wassermelonen aus Mexiko brachte, während in Wirklichkeit eine große Anzahl der Früchte mit kleinen Plastikbeuteln gefüllt waren, die reines Heroin für den New Yorker Markt enthielten. Mario Grinaldi hatte sich eben zu sehr gewundert, was ein einfacher Fernfahrer bei Sciavo verdiente, und war der Sache auf den Grund gegangen. Zu seinem eigenen Schaden.
Seine Witwe, maßlos wie viele Südländerinnen in Liebe und Hass, trug noch immer schwarz. Sie hatte Verwandte in der Heimat, die Sciavos Vergangenheit kannten und wussten, dass ihn Leute suchten, die sich an ihm rächen wollten. Sie hatte spontan ihre Wohnung als Versteck für die Delegation aus Neapel zur Verfügung gestellt. Sie wollte Sciavo, den Mörder ihres Mannes, so bald wie möglich im Jenseits wissen. Wobei sie keinen Augenblick daran zweifelte, dass nur die Hölle als ewiger Aufenthaltsort für den Mafiaboss in Frage kam.
Die Leute, die ihn dorthin schicken sollten, sahen vertrauenserweckend aus. Sie alle waren ruhige, besonnene Bauern, die Hände gezeichnet von schwerer Feldarbeit.
Aber nur drei von ihnen, die allerdings das Kommando führten, konnten die Ereignisse, die ihren Rachedurst geweckt hatten, noch selbst miterlebt haben. Die restlichen drei gehörten zur jüngeren Generation. Für sie bedeutete die Menschenjagd ein spannendes Abenteuer. Sie waren jung und lebhaft und genossen ihre Rolle. Vendetta -Blutrache -, war eine Vokabel, die aus dem Wortschatz ihrer Heimat noch nicht verschwunden war. Dort regelten die Männer ihre Streitigkeiten noch auf eigene Faust, ohne die Vertreter des Gesetzes einzuschalten.
So war die Delegation denn auch zünftig ausgerüstet. Jeder führte eine Lupara, eine abgesägte Schrotflinte, mit sich.
Die Waffen hatte die Witwe Grinaldi besorgt. Zwischen ihr und den Männern waren unzählige Briefe gewechselt worden, bis das Kommandounternehmen starten konnte.
Jetzt versammelten sich die Rächer in der kleinen Küche im Italienerviertel und ließen sich von Maria Grinaldi über Sciavo und seine Gewohnheiten berichten, um herauszufinden, wo seine Achillesferse war und wie sie ihn am besten erwischen konnten. Sie, die aus dem Heimatland der Mafia kamen, wussten, wie gut ein Boss abgeschirmt wurde und wie schwer es war, ihn zu stellen oder gar zu töten. Aber sie kannten genug Tricks, um zuversichtlich sein zu dürfen. Zumal besonders die drei älteren Männer bereit waren, sich zu opfern.
„Sciavos Eltern wohnen hier im Italienerviertel. Nur drei Häuser weiter.“
„Wie kommen wir am besten an die Alten heran?“, erkundigte sich Guido Monari und wischte sich die Tomatensoße vom Kinn. Er drehte und knetete die Weißbrotstücke zu kleinen Kugeln, ehe er sie zwischen seine prachtvollen weißen Zähne schob.
„Lasst sie zufrieden! Ihr könnt Sciavo nicht erpressen, wenn ihr seine Mutter und seinen Vater schnappt“, lehnte die Witwe ab. „Sciavo hat kein gutes Verhältnis zu seinem Vater. Der nimmt es ihm übel, dass sein Sohn zur Mafia gehört.“
„Dabei ist der Alte keinen Deut besser. Er hat schließlich geholfen, die Madonna aus der Kirche zu rauben und nach Amerika zu schmuggeln. Das war doch der Grundstock seines heutigen Vermögens. Sonst hätte er die Importfirma für Früchte nie aufziehen können. Ihr alle kennt doch die Sciavos als arme Tagelöhner, die froh waren, wenn sie nicht verhungerten“, antwortete Monari ärgerlich.
„Trotzdem - der Vater hat darauf bestanden, dass die Juwelen der Kirche zurückgegeben wurden, und er hat sich aus der Firma zurückgezogen, als Tonio Sciavo dort wieder das Kommando übernahm“, verteidigte die Witwe ihre Nachbarn. Sie hatte das schwarze Haar glatt zurückgekämmt und im Nacken zu einem Knoten geschlungen. Auf der Oberlippe gab es den Anflug eines Damenbartes. Eine selbst gestrickte Stola schlang sich um die schmalen Schultern. Die dunkle gestreifte Bluse wurde vorne durch eine Brosche zusammengehalten, die ein Bild ihres toten Mannes enthielt, eine ewige Mahnung an die Mörder. Maria Grinaldi versäumte es nie, ihren Schmuck demonstrativ zu zeigen, wenn sie bei einem sonntäglichen Kirchenbesuch den Schuldigen entdeckte. Aber Sciavo machte sich nichts daraus, er hatte es sogar gewagt, jede Mitschuld zu bestreiten und ihr Geld anzubieten, falls es ihr schlecht gehe. Das hatte ihren Hass auf Sciavo noch gesteigert. Aber er verdunkelte nicht ihren Sinn für Gerechtigkeit, und sie wusste sehr wohl, dass die alten Sciavos, die sehr zurückgezogen, wenn auch nicht gerade in Armut, im Italienerviertel lebten, die Karriere ihres Sohnes verurteilten.
Sie litten schon genügend darunter, dass ihre Vergangenheit einen Flecken aufwies und ihr jetziger, bescheidener Wohlstand einem Kirchenraub zu verdanken war. Auch wenn ihr Sohn damals behauptet hatte, es sei nur zum Besten der Kirche, die Madonna vor der plündernden Soldateska in Sicherheit zu bringen.
„Am besten erwischt ihr Sciavo, wenn ihr ihn am Sonntag nach der Kirche abfangt“, schlug Maria Grinaldi vor. Sie erkannte wohl die Ironie, die darin lag, dass der Mörder an der gleichen Stelle sterben sollte, an der sein Opfer von einer MPi-Salve getötet worden war.
„Das sind noch fünf Tage“, schüttelte Guido Monari den Kopf. „Wir müssen schnell handeln, ehe uns jemand verrät und Sciavo den Braten riecht. Dieses Viertel hat tausend Augen. Jeder Fremde fällt auf. Und auch Verwandtenbesuche entgehen nicht der Aufmerksamkeit der Spitzel, die Sciavo sicher auch hier unterhält. Ganz abgesehen davon, dass seine Eltern - egal, was sie sonst von ihm denken - ihn warnen würden.“
„Aber drüben in Brooklyn ist es völlig unmöglich, ihm aufzulauern“, lehnte ein jüngeres Mitglied der Verschwörergruppe ab. „Wir müssen es hier in Little Italy erledigen. Hier verstehen uns die Leute. Draußen, in der fremden großen Stadt, sind wir verloren. Keiner von uns spricht genug Englisch. Wir erregen Verdacht. Erinnere dich an den Beamten der Passkontrolle, wie genau er unsere Papiere angesehen hat. Sobald der nur das Wort Italiener hörte, dachte er doch schon an die Mafia.“
„Also gehen wir zu seinen Eltern“, entschied Grinaldi.
Er stand auf und wickelte seine Lupara in eine Wolldecke. Zwei der Männer trugen lange Mäntel, unter denen sie ihre Mordwaffen verbergen konnten. Die anderen fanden mehr oder weniger ausgefallene Verstecke.
Die Witwe, die sich des Vergnügens beraubt sah, Sciavo sterben zu sehen, protestierte vergebens. Sie bezog Posten am Fenster und sah die Gruppe, die in Abständen von fünf Minuten das Haus verließ, und sich in einem Torweg gegenüber dem Haus versammeln, das den Eltern Sciavos gehörte. Monari ging als Erster an die Tür und klingelte ...