Читать книгу Die Musik des Mittelalters - Christian Berger - Страница 17
2.1 Allgemeiner hinweisende Symbolnotationen
ОглавлениеDie allgemeiner und, wie es scheint, mitunter eher unspezifisch hinweisenden Symbolnotationen sind mit sehr vielen verschiedenen Begriffen bezeichnet worden. Vielfach gibt dies auch eine besonders große Unsicherheit wieder. Nicht selten ist unklar, wie die entsprechenden Zeichen funktioniert haben könnten und wofür sie stehen. Denn vielfach sprechen die Indizien dafür, dass sie nicht Tonfolgen oder Melodien anzeigen, die man als konstante Gestalten wiedererkennen könnte, sondern eher den Rahmen festlegen für sehr viel stärker wandelbare Klangereignisse. Die in der Forschung verwendeten Begriffe wie beispielsweise Kantillationszeichen oder ekphonetische Notationen sind ihrerseits problematisch. Das Kunstwort Kantillation meint eine sehr am Deklamatorischen der Sprache orientierte Vortragsart, bei der Merkmale des Sprachvortrags wie das Pausieren beziehungsweise Atemholen an bestimmten Orten den musikalischen Gang ganz wesentlich bestimmen und eine musikalische Schicht vom konkreten Wortlaut und Sprachfluss kaum abtrennbar erscheint. Ekphonetisch wurden insbesondere bei der Auseinander setzung mit der byzantinischen Musiktradition jene Zeichen genannt, die sich eher auf die gesprochenen Texte als die gesungenen beziehen, bei diesen jedoch auf in gewissem Sinne musikalische Merkmale hinweisen. Bei Kantillationszeichen und ekphonetischen Zeichen sind oft nur einzelne Textstellen bezeichnet. Sie geben in der Regel nur gewisse Grundmerkmale der klanglichen Gestalten an, wie beispielsweise, ob eine lange feierliche oder eine kurze schmucklose Formel gewählt werden soll. Spezifischere Detailaspekte des Melodieverlaufs oder Einzeltöne werden nicht bezeichnet. Zumeist kann man die Anzahl der Töne nicht genau angeben.