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5. Nero als Princeps

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Die ersten Regierungsjahre

Die ersten Jahre von Neros Regentschaft werden als felix quinquennium bezeichnet, als besonders glückliche und freiheitliche Zeit. Die Überlieferung allerdings, besonders durch Tacitus, verschweigt auch nicht, dass der Einfluss Agrippinas zunächst jedenfalls noch gewaltig war; sie erscheint auf Neros Münzen und beeinflusst die Personalpolitik. Nero scheint seine kulturellen Interessen in die Regierungsgeschäfte eingebracht zu haben. Er feiert die Iuvenalia, ein Fest, bei dem gerade Mitglieder der senatorischen Familien aufgefordert waren, öffentlich mit musischen Darbietungen aufzutreten. Auch die Neronia, ein Fest, das künftig im fünfjährigen Turnus gefeiert werden sollte, wird in dieser frühen Zeit, nämlich 59, zum ersten Mal begangen. Nero kümmert sich um die Einführung griechischer Sportarten in Rom, er lässt Bäder mit einem Gymnasium errichten (siehe unten S. 13). Seneca hatte dem jungen Princeps in der Schrift De clementia (siehe unten S. 33) die entscheidenden Herrschertugenden vorgehalten; es gibt zahlreiche Beispiele seiner – vielleicht nicht immer klugen – Freigebigkeit. In seiner ersten Ansprache an den Senat hatte Nero versprochen, diesen in Zukunft wieder an den Entscheidungen zu beteiligen, und so geschieht es zunächst auch. An Gerichtsverfahren nimmt der Kaiser, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Claudius, nur zurückhaltend teil; es gibt zunächst auch keine oder kaum Anklagen wegen Majestätsverletzung. Das Konsulat bekleiden die Mitglieder der alten römischen Familien; Nero lehnt das Angebot des consulatus continuus (58) ebenso wie den Titel pater patriae und auch andere Ehrungen bereits zum Zeitpunkt der Thronbesteigung ab.

Veränderungen in Neros Umkreis – Brand Roms – Pisonische Verschwörung – Galba und Otho

Wann die Wende zum Schlechten eintritt, lässt sich kaum genau datieren; sicher ist, dass das Jahr 62 in Neros Umkreis drastische personelle Veränderungen sieht. Burrus stirbt, Seneca wird gestürzt, Tigellinus steigt zum neuen Favoriten auf. Schon im Jahre 59 hatte Nero seine Mutter Agrippina umbringen lassen. Jetzt lässt er sich von Octavia scheiden und heiratet Poppaea Sabina. Er tritt öffentlich als Wagenlenker und Schauspieler in Erscheinung. Weitere markante Ereignisse, der Brand von Rom und die erste Christenverfolgung, prägen die nächsten Jahre. Nach dem großen Brand werden eine Reihe sinnvoller Maßnahmen ergriffen, um das erste Chaos zu lindern. Man macht sich an einen planmäßigen Wiederaufbau. Gleichzeitig beginnt Nero eine ungeheure bauliche Aktivität, um auf einem circa 50 Hektar großen Gelände die Domus aurea, einen Palast von in Rom bisher ungeahnten Ausmaßen, entstehen zu lassen. Gerüchte, der Brand sei mit Willen oder Einverständnis des Kaisers im Interesse dieser Bauprojekte gelegt worden, müssen wohl bald entstanden sein. Jedenfalls wird in der Folge die erste Christenverfolgung durchgeführt; den Mitgliedern der damals noch kleinen römischen Gemeinde wird die Schuld am Brand gegeben. 65 n. Chr. kommt es dann zur Pisonischen Verschwörung. Der offenbar recht dilettantisch organisierte Versuch, Calpurnius Piso auf den Thron zu heben, scheitert. Die meisten Verhafteten sind – außer Piso – nicht Angehörige alten Adels, sondern Ritter oder Offiziere der kaiserlichen Garde. Einige Stoiker wie Thrasea Paetus und Helvidius Priscus standen der Verschwörung nahe. Aber es war doch keine ideologisch motivierte Bewegung, die eine andere Staatsform zum Ziel hatte, sondern es ging offenbar darum, den Princeps durch eine andere Person zu ersetzen. Piso war eine beliebte Persönlichkeit, jemand, der sich mit begabten Leuten umgab, und großzügig war. Die Reaktion, die seit April 65 auf die fehlgeschlagene Verschwörung folgte, war außerordentlich blutig. Viele politische und geistige Größen der Zeit überlebten die folgenden Säuberungen nicht, so Seneca (und seine Brüder), Lucan, Petron sowie die angesehenen Senatoren Thrasea Paetus und Barea Soranus. Im Jahre 66 wird auch der General Domitius Corbulo zum Selbstmord gezwungen. Nero ist allmählich nur noch von Freigelassenen und Schmeichlern umgeben; die meisten fähigen Leute sind ausgeschaltet, ehrliche Ratgeber wird er nicht mehr gehabt haben. Eine neue Revolte bahnt sich im Jahre 68 an. Einer ihrer Urheber ist der Statthalter von Gallien, Iulius Vindex. Nero reagiert zunächst nicht auf die Botschaften, die ihn aus Lugdunum (Lyon) in Neapel erreichen; doch als sich wichtige Generäle wie Galba und dann auch Otho in Spanien anschließen, versucht er, Truppen in Norditalien zusammenzuziehen. Er selbst verlässt Rom nicht mehr. Es schließt sich dann auch Clodius Macer, Befehlshaber in Afrika, der Erhebung an. Der genaue Verlauf der Ereignisse bis zur Erhebung des Generals Verginius Rufus und dem (möglichen) Abfall des nerotreuen Befehlshabers Petronius Turpilianus ist verwickelt und unklar; Tacitus’ Bericht besitzen wir nicht, der des Sueton ist freilich sehr ausgeschmückt. Jedenfalls erreichen die schlechten Nachrichten Nero in Rom. Flucht ist nicht mehr möglich; allerdings wird Galba erst zum Kaiser ausgerufen, als man in der Öffentlichkeit glaubt, Nero habe Rom verlassen. Nero wird zum Staatsfeind erklärt. Einer seiner Freigelassenen, Epaphroditus, hat ihm schließlich am 11. Juni 68 geholfen, sich in einer Villa außerhalb von Rom zu erstechen, als schon die Prätorianergarde im Anrücken war. Ob die letzten Worte „Qualis artifex pereo – Was für ein Künstler stirbt in mir!“ echt oder gut erfunden sind, werden wir nie erfahren. Man deutet sie mitunter auch anders: Nero habe nicht seine Lebensleistung, sondern die kümmerliche Inszenierung seiner letzten Stunden gemeint. Jedenfalls leiten sie für uns über zu einer etwas ausführlicheren Darstellung von Neros kulturellen Ambitionen.

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