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3. Die erhaltenen Verse der ernsten Dichtung

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Die erhaltenen Verse aus der ernsten Dichtung sollen nun kurz vorgestellt werden.

Persius zitiert mehrere sehr manierierte Verse, die dessen antike Kommentatoren Nero zuweisen, obwohl sie zugeben, dass diese Verse anderen Gewährsleuten zufolge nur eine Nachbildung des Persius seien (Persius 1,93):

Zitiert bei Persius

Cludere sic versum didicit „Berecyntius Attis“.

(So hat man den Vers zu schließen gelernt: berekynthischer Attis.)

Als neronisch überliefert werden auch 4 Verse über Bacchanalienfeiern (Persius 1,99–102):

Torva Mimalloneis inplerunt cornua bombis, et raptum vitulo caput ablatura superbo Bassaris et lyncem Maenas flexura corymbis Euhion ingeminat; reparabilis adsonat echo.

(Mit mimallonischem Dröhnen erfüllten sie grollende Hörner, Bassaris, die alsbald vom munteren Kälbchen den Kopf reißt, und die Maenade, bereit, den Luchs am Efeu zu lenken, sie wiederholt ihre Euhoi-Rufe, und hallend bringt Echo es wieder.)

Zitiert bei Lucan

Ein weiterer Vers soll, so die Lucan-Vita, von Lucan recht ironisch in einer öffentlichen Latrine geäußert worden sein:

sub terris tonuisse putes …, man könnte glauben, es hätte unter der Erde gedonnert.

Es gibt Nachrichten darüber, dass Nero Freundschaft und Feindschaft je nach dem ihm gespendeten Lob verteilte (Sueton, Nero 25,3):

Multisque vel amicitiam suam obtulerit vel simultatem indixerit, prout quisque se magis parciusve laudasset.

(Vielen bot er seine Freundschaft an oder sagte ihnen auch seine Feindschaft an, je nachdem ihn einer mehr oder weniger gelobt hatte.)

Aber über sein frühes Interesse an künstlerischen Aktivitäten, über die Abende in der Gesellschaft junger Adliger zum Austausch von Versen wird ja zunächst ohne negative Färbung berichtet, und so scheint E. Fanthams zusammenfassende Beurteilung sehr plausibel, dass diese positiv zu wertende Phase in der Berichterstattung überschattet worden sei durch sein späteres Verhalten. Das Wenige, was wir von seinen Versen wissen, zeigt jedenfalls, dass er sich nicht ohne Geschick stilistisch und thematisch im Rahmen des Geschmacks seiner Zeit bewegte.

Nero als Dichter und Mäzen zu beurteilen, bedeutet auch und vor allem, sich mit seinem Verhältnis zu Lucan, dem größten Dichter der neronischen Zeit, auseinanderzusetzen. Dies wird im Zusammenhang mit dem Überblick über Lucans Biographie geschehen (siehe unten S. 85).

Die Nero zugeschriebenen dichterischen Fragmente sind bei E. Courtney (1993) zusammengestellt und kommentiert. Weitere Belege, Quellenmaterial und Spottverse auf Nero sind zu finden in den Fragmenta Poetarum Latinorum.

Die Literatur im Zeitalter Neros

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