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1.3.2 Autopoiese

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Lebewesen als Systeme produzieren und reproduzieren sich und ihre Bestandteile (Elemente) über Stoffwechselprozesse selbst. In der Logik der Selbstorganisation erscheinen sie immer geordneter, je mehr sie sich selbst überlassen werden. In dieser Feststellung vereinen sich zwei Traditionen des systemischen Denkens: die organismische Biologie mit ihrem Interesse an den biologischen Formen von Lebewesen und die Kybernetik mit ihrem Interesse an der Steuerung von Systemen. Historisch richtungsweisend sind in diesem Zusammenhang die Arbeiten der chilenischen Biologen und Neurowissenschaftler Umberto Maturana (*1928) und Francisco Varela (1946–2001). Sie schlugen die Analogie von den Prozessen des Lebens zu den Prozessen der Kognition, und wechselten den Fokus von der Frage nach dem Sein, d. h. der Existenz einer objektiven Realität unabhängig vom Beobachter, zur Frage nach dem Tun, d. h. den (bedeutsamen) Unterscheidungen, die Beobachter wahrnehmungsbezogen treffen (Maturana 1985). Auch psychische Systeme können als aus sich selbst heraus bestehend (Reifung), in Rückbezug jeder Operation auf sich selbst (Selbstreferenz) und somit als in sich geschlossene Systeme verstanden werden (Autopoiese). Autopoietische Systeme haben klare Grenzen (z. B. Familie), bestehen aus konstitutiven Elementen (z. B. Systemmitglieder, Gedanken, Gefühle, Neurotransmitter), deren Wechselwirkungen die Eigenschaften des Gesamtsystems bestimmen (z. B. unsicher-ängstliches System) und deren Komponenten reziprok aus Komponenten der Einheit selbst oder durch Transformation von externen Elementen durch interne Komponenten hergestellt werden (z. B. der Vater blickt skeptisch auf die Berufswahl seines Sohnes, der Sohn ebenfalls; beide wollen im Guten auch mit Blick auf den Anderen entscheiden, nur haben sie bisher wenig darüber gesprochen, was »gut« für den Anderen bedeutet). Kommunikation in sozialen Systemen dient der Verhaltenskoordination durch strukturelle Koppelung der beteiligten Elemente untereinander und mit den sie umgebenden Umwelten. Jede Kommunikation wird als wirksame Handlung verstanden, mit dem Ziel, den Fortbestand eines Systems in seiner Umgebung zu sichern, um so einen Raum zu schaffen, die systemimmanente Welt weiter hervorbringen zu können. Gleichfalls erscheint damit die Unterscheidbarkeit einer objektiven Realität von subjektiver Illusion unlösbar, und auch nicht länger zielführend. Es stellen sich Zweifel an einer gezielten und planmäßigen Veränderbarkeit von Systemen. Umso bedeutsamer werden kommunikative Austauschprozesse.

Systemische Therapie

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