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1.3.4 Herrschende und unterdrückte Geschichten

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Die Wegbereiter des Narrativen Ansatzes, der australische Sozialarbeiter und Psychotherapeut Michael White (1948–2008) und der neuseeländische Psychotherapeut David Epston (1944), folgten der Grundannahme, dass jede Geschichte (Narration) einen Erfahrungsgehalt verkörpert und Erfahrungen durch Geschichten erinnert werden (Bruner 1992). Es ist nicht die Erfahrung an sich, die Menschen prägt, sondern die Erzählung, die sie um eine Erfahrung konstruieren, ein sozialer Prozess, der Aufmerksamkeit von wichtigen Systemmitgliedern binden will (z. B. sexuelle Belästigung). Wirklichkeit besteht aus miteinander geteilten Geschichten (soziale Realitäten), Erzählungen organisieren Beziehungen und damit die Wahrnehmung von scheinbaren Wirklichkeiten. Wie Familienmitglieder miteinander klarkommen ist in hohem Maße davon abhängig, ob die erzählten Geschichten gemeinsam geteilt oder gegenseitig bekämpft werden. Insofern bilden Geschichten systemspezifische interne Erfahrungsmodelle. Die therapeutische Arbeit mit Geschichten ermöglicht, verändernde Erfahrungen zu machen. Es geht darum, aus welchen Geschichten welche familiären Glaubenssätze (Familiencredo) entstehen, wie diese Geschichten das eigene und familiäre Leben beherrschen und wo sie stärken sowie schwächen. Professionelle Neugierde und eine unbedingte Haltung des Nicht-Wissens dienen dazu, auch in vertrauten Geschichten Momente zu finden, in denen nicht alles wie erwartet gelaufen ist. Sie können als mögliche Ausgangspunkte für eine alternative (Lösungs-)Erzählung dienen.

Systemische Therapie

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