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2.2 Gemeinsamkeiten 2.2.1 Transdisziplinarität in systemtherapeutischen Ansätzen

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Die Systemische Therapie verkörpert einen transdisziplinären Ansatz und ist seit jeher offen für Einflüsse anderer Psychotherapieverfahren. Insbesondere spiegeln sich Aspekte der psychoanalytischen Bindungstheorie, der Lerntheorie bis hin zu sozial-ökologischen und entwicklungspsychologischen Aspekten in den verschiedenen systemtherapeutischen Ansätzen wider. Im Folgenden seien einige ausgewählte Beispiel zur Verdeutlichung dargestellt. Eine umfassende Übersicht ist bei von Sydow et al. (2007) zu finden.

Die Attachment Based Family Therapy (ABFT) (Diamond et al. 2003) integriert Aspekte der Bindungstheorie (Bowlby 1969, 1973, 1980), Emotionsfokussierten Therapie (Auszra et al. 2016) und Kontextuellen Familientherapie (Böszörményi-Nagy et al. 2015) ( Kap. 1.1.1). Sie richtet sich an Familien mit Jugendlichen, die unter einer depressiven Störung leiden. Zunächst wird auf die Identifikation und Bearbeitung bindungsrelevanter Familienkonflikte aus Vergangenheit und Gegenwart fokussiert. Aufbauend auf einem verbesserten Bindungsstatus der Familie als Ganzem wird anschließend die Bezogene Individuation ( Kap. 1.1.2) des betroffenen sozialen Systems gestärkt. Themen der ABFT umfassen u. a. die Arbeit mit übermäßiger elterlicher Kritik, fehlender Motivation der Jugendlichen, elterlichem Stress, ineffektivem Erziehungsstil, dysfunktionaler Affektregulation und negativem Selbstkonzept spezifischer Familienmitglieder sowie der Familie als Ganzem.

Mehrzählige Beispiele existieren mit Bezügen zu lerntheoretischen und verhaltenstherapeutischen Ansätzen. Die Behavioral Family Systems Therapy (BFST) (Robin und Foster 1989) wurde zur Behandlung von Familien mit Jugendlichen, diagnostiziert mit einer Essstörung, entwickelt und wird inzwischen auch bei Diabetes genutzt. Sie fokussiert darauf, (sub-)systemische Verstrickungen und Hierarchieumkehr innerhalb eines betroffenen sozialen Systems zu erkennen und zu verändern. Es wird mit Problemlöse- sowie Kommunikationsfertigkeitstrainings, Reframings und mit kognitiven Dysfunktionen einzelner Systemmitglieder sowie der Familie als Ganzem gearbeitet. Unrealistische Überzeugungen bzgl. des Essverhaltens sowie fehlgeleiteter Körperwahrnehmungen werden durch kognitive Restrukturierungen bearbeitet. Strategische Interventionen dienen der Modifizierung von Beziehungsmustern. Die Funktional Family Therapy (FFT) (Sexton 2009) verbindet systemisch-strukturelle Familientherapie mit behavioristischen Ansätzen. Erneut werden dysfunktionale Kommunikations- und Interaktionsmuster eines betroffenen sozialen Systems insgesamt erarbeitet und verändert. Die FFT geht davon aus, dass jedes Familienmitglied über tief verinnerlichte Erfahrungen verfügt, die sein Verhalten in Beziehung zu anderen Menschen positiv wie auch negativ prägen. Das betroffene soziale System wird dabei unterstützt, soziale Negativität in den familiären Interaktionen zu minimieren und die Kommunikationen positiver sowie funktionaler zu gestalten. Verschiedene Settings (z. B. Klinik, Wohnung) dienen der kontextsensiblen Erprobung sowie Stabilisierung veränderten Verhaltens und Steigerung seiner ökologischen Validität. Die FFT ist einer der ältesten schulenintegrativen Ansätze. Gleichzeitig ist ihre Zuordnung zur Familientherapie in der Systemischen Therapie vs. Verhaltenstherapie am wenigsten eindeutig. Die Systemic Behavioral Family Therapy (SBFT) (Brent et al. 1997) ist eine Kombination der FFT und BFST, mit Fokus auf der Identifikation dysfunktionaler Verhaltensmuster analog der FFT in der ersten Therapiephase und Training adaptiver Kommunikations- und Problemlösefähigkeiten analog der BFST in der zweiten Phase.

Ein Beispiel für die Verbindung systemtherapeutischer, verhaltenstherapeutischer und sozial-ökologischer Ansätze verkörpert die Multisystemic Therapy (MST) (Henggeler und Borduin 1990, Henggeler und Schoenwald 1998, Henggeler und Swenson 2005). Die Bedingungen der beschriebenen Probleme werden multikausal rekonstruiert und in ihren verschiedenen sozialen Kontexten angegangen. So bezieht sie über den familiären Kontext hinaus soziale Umwelten wie Schule und Peers in den Therapieprozess ein, ganz i. S. des ökosystemischen Ansatzes (Bronfenbrenner 1981), der sozial-ökologischen Theorie (Henggeler et al. 1990) und der sozialen Lerntheorie (Bandura 1977, Rotter 1954). Die MST arbeitet primär systemtherapeutisch und nutzt Elemente der anderen Ansätze zu ihrer Ergänzung. Es handelt sich um ein ambulantes Therapieangebot, welches ähnlich hochfrequent wie die Bedürfnisangepasste Behandlung im Offenen Dialog ( Kap. 11.3.2) mit einem 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche erreichbaren Therapeutensystem v. a. in der natürlichen Umgebung des betroffenen sozialen Systems und damit ausgesprochen ökologisch valide stattfindet.

Die Multidimensional Family Therapy (MDFT) (Liddle 2002) ist ein Beispiel für die Integration systemtherapeutischer, verhaltenstherapeutischer, sozial-ökologischer und entwicklungspsychologischer Ansätze. Störungen werden im Kontext verschiedener Einflussfaktoren verstanden und deren Reduktion in verschiedenen sozialen Kontexten und mit verschiedenen Mechanismen über multiple Pfade angestrebt. Es werden individuelle Faktoren (z. B. Kognition, Emotionsregulation; Geschwister-, Eltern-Kind-, Paar-Beziehung, elterliches Erziehungsverhalten; psychosoziale Belastung), innerfamiliäre Beziehungsqualitäten (z. B. emotionale Unverbundenheit) und bedeutsame außerfamiliäre soziale Kontexte (z. B. Schule, Arbeitsplatz, Peers, Strafbehörden) einbezogen. Nach Exploration der Symptomatik werden neue Kommunikations- sowie Problemlösefähigkeiten und Ausdrucksmöglichkeiten für emotionale Erfahrungen im direkten Kontakt mit wichtigen Systemmitgliedern zur Reduktion sozialer Negativität und Verbesserung der Beziehungsqualität vermittelt. In vier Modulen werden die Jugendlichen, Eltern, familiäre Interaktionen und extrafamiliäre Beziehungen adressiert und über die Therapie hinweg zu einem größeren Ganzen der beschriebenen Symptomatik und ihrer Lösungsmöglichkeiten integriert.

Systemische Therapie

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