Читать книгу Der Casta-Zyklus: Initiation - Christina Maiia - Страница 19

Ehrgeiz

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Hinter Professor Todds unaufgeräumtem Schreibtisch blinkt das Display und signalisiert ihm einen eingehenden Anruf. Er ist nicht weiter überrascht. Entspannt setzt er sich in seinen bequemen Sessel und stellt sich eine Tasse Tee bereit, um den erwartungsgemäß pünktlichen, wöchentlichen Audio Call mit Avner aus dem Ältestenrat entgegenzunehmen. Mit einem kurzen mentalen Befehl schaltet er die Kommunikationseinheit frei. „Guten Morgen, Avner.“

„Guten Morgen, Professor Todd, wie geht es Ihnen heute?“, tönt Avners sachlich-kühle Stimme flach durch das Büro.

„Danke, ich kann nicht klagen, und Ihnen?“

„Alles soweit bestens, Professor. Können wir beginnen?“

„Sicher, wie immer gleich auf den Punkt, das schätze ich so an Ihnen“, erwidert Todd ein wenig amüsiert.

„Danke, ich nehme das durchaus als Kompliment. Sie wissen, wir haben keine Zeit zu verlieren, und ich muss unsere heutige To Do Liste noch um einen Punkt erweitern.“

„Und der wäre?“, will Todd überrascht wissen. Avner bereitet den Call sonst immer perfekt vor. Er kann sich nicht erinnern, wann er schon einmal spontan einen neuen Punkt mit auf die Liste genommen hätte.

„Salomon Stone hat gestern beim Ältestenrat in Sachen Kisha Moon vorgesprochen. Ich weiß, Sie beide kennen sich aus der Akademie und sind befreundet. Wussten Sie von seiner Absicht, mit dem Ältestenrat zu sprechen, und wissen Sie von dem Ergebnis dieses Gesprächs?“, bohrt Avner nach, wie immer nicht ohne konkrete Absicht.

„Ehrlich gesagt, nein, aber es verwundert mich auch nicht weiter. Salomon ist sehr engagiert in dieser Sache, ich denke wegen Kishas Großmutter“, erwidert er wahrheitsgemäß, aber vorsichtig. Nicht zu viel preisgeben. Avner ist ein gerissener Hund mit einer immer etwas eigenen Agenda. Nicht umsonst ist er der Spezialbeauftragte des Rats für die große Mission geworden.

„Gut. Sollen wir dann das Thema als erstes auf unsere heutige Agenda aufnehmen? Ich weihe Sie gerne in die Entscheidung des Rats ein, zumal das auch Relevanz für unsere weiteren Themen haben wird“, schlägt Avner vor.

„Einverstanden. Beginnen Sie doch einfach.“ Todd lehnt sich in seinem gepolsterten Bürostuhl zurück und lauscht aufmerksam. Jetzt will ich mal sehen, welche Note er seinem Bericht geben wird, denkt er neugierig.

„Nun, um es auf den Punkt zu bringen: Salomon hat den Rat um eine Rettungsaktion für Kisha Moon gebeten, was er im Wesentlichen mit dem übergeordneten Interesse am Gelingen der großen Mission verargumentiert hat. Es wurde jedoch deutlich, dass er auch ein privates Interesse verfolgt, was vor dem Hintergrund Ihrer vorherigen Bemerkung allerdings nachvollziehbar ist. Nichtdestotrotz ist der Rat übereingekommen, noch weitere vier Tage abzuwarten, bevor er eine solche Aktion genehmigt. Der Kontaktbestätigung durch Gesandtem X fällt hierbei natürlich eine wesentliche Rolle zu. Insofern, Professor Todd, möchte ich Sie bitten, mich umgehend zu informieren, sobald und falls Sie entsprechende Bestätigung erhalten sollten. Darüber hinaus würde ich es gerne Ihnen überlassen, den Gesandten so weit wie nötig über unsere Planungen zur Rettungsmission einzuweihen.“

„Aber natürlich, Avner, ich werde das gleich im Anschluss erledigen.“ Diesem Schlaukopf gefällt die private Komponente in Sals Anliegen überhaupt nicht, stellt Todd amüsiert, aber auch ein wenig besorgt fest. Ich muss aufpassen, dass hier nichts aus dem Ruder läuft.

„Gut. Dann kümmern wir uns nun um die weiteren Punkte.“

Avner übernimmt wie gewohnt die Führung des Calls und Todd lässt ihn in seiner ihm ureigenen Gemütsruhe gewähren. Wenn manche Leute nur wüssten, wie viel man wirklich über sie erfährt, wenn man einfach nur genau zuhört, denkt er gelassen. Während Avner die folgenden beiden Punkte der Agenda knapp skizziert und beide Männer schnell und unkompliziert ihre Aufgaben für die folgende Woche daraus ableiten, kann Todd nicht umhin, seine Gedanken abschweifen zu lassen. Noch vier ganze Tage, das ist eine Menge. Ob sie wohl so lange allein durchhalten wird?

„Professor Todd, hören Sie mich?“, holt ihn Avner mit sicherem Gespür für mangelnde Aufmerksamkeit wieder in die Realität zurück.

„Aber sicher, bitte fahren Sie fort. Halt, noch eine kurze Zwischenfrage meinerseits: Wie sieht es mit dem aktuellen Zeitplan für die Flotte aus? Werden wir noch rechtzeitig fertig?“

„Ich denke schon“, antwortet Avner, nicht ohne ein kleines Zögern in der Stimme zu offenbaren. „Meiner letzten Inspektion im Hangar vor zwei Tagen nach zu urteilen ist der Zeitplan zwar eng, aber nach wie vor machbar. Wir haben bereits entsprechend umorganisiert und die Teams erweitert. Insofern dürfte jetzt alles wieder on Track für den großen Tag sein.“

Er ist besorgt, folgert Todd, irgendetwas läuft nicht rund. „Gibt es etwas, das ich seitens der Akademie noch beisteuern kann? Sie wissen, wir haben sehr fähige Studenten in den höheren Semestern, die durchaus noch weitere Aufgaben übernehmen und Ihnen wertvolle Dienste leisten könnten“, operiert er taktisch klug.

„Nein, vielen Dank, Professor, wir schaffen das auch ohne weitere Unterstützung. Wenn Sie sich bitte nur um den Kontakt mit dem Gesandten X kümmern möchten.“

„Wie gesagt, Sie erfahren alle Neuigkeiten persönlich und unverzüglich von mir.“

„Gut. Dann sind wir für heute durch, denke ich. Nächster Call kommende Woche, selber Tag, selbe Zeit?“

„In Ordnung. Ich gehe davon aus, Sie bereiten wieder unsere Themenliste vor“, schließt Todd mit einer Feststellung, ohne ernsthaft eine Antwort zu erwarten. Avner hat immer gerne alles im Griff. Nur im Moment scheint ihm irgendetwas quer im Magen zu liegen. Und das muss mit Sal und Kisha zu tun haben. Ich werde mich ein wenig diskret umhören müssen, folgt Todd seinem inneren Gefühl.

„Auf Wiederhören, Professor Todd.“

„Einen schönen Tag Ihnen noch, Ältester Avner.“

Ein kaum hörbarer Knacks in der Audio-Übertragung signalisiert das Abschalten des Calls vom anderen Ende her. Todd beendet per mentalen Befehl die seinige und sitzt dann noch ein paar Minuten nachdenklich in seinem Stuhl. Was könnte es nur sein, das Avner an dieser Mission von Kisha und an Sals Engagement für sie so stört? Er grübelt unter seine buschigen, zusammengezogenen Augenbrauen nach, bis ihm plötzlich ein bestimmter Gedanke kommt. Sein Gesicht erhellt sich ein wenig. Dann formt sich ein wissendes Lächeln in seinen Mundwinkeln. Dieser Sauhund. Dieser gewitzte, ehrgeizige Sauhund. Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen.

Der Casta-Zyklus: Initiation

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