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Tausend gute Gründe zu feiern

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Warum dieser lange Schlenker über das Gnadenjahr in einem Buch über die Kirche? Weil ich glaube, dass genau darin unsere tiefe Berufung liegt: Wir sind diejenigen, die dieses Gnadenjahr in der Welt verkünden! Wir sind beauftragt, den Armen diese gute Nachricht zu bringen, den Zerbrochenen und allen, die Hoffnung, Vergebung und Befreiung brauchen. Und überall da, wo diese Nachricht verbreitet wird, gibt es gewaltig Grund zu feiern. Vielleicht ist das die schönste und am meisten unterschätzte Form der Evangelisation! Unser Vater schmeißt gerne Partys. Also sollte die Familie Gottes lernen zu feiern!

Unser Vater schmeißt gerne Partys. Also sollte die Familie Gottes lernen zu feiern!

Ich habe über vierzehn Jahre lang in einem Heim für Kinder mit Behinderung gearbeitet und sie haben mich unter anderem gelehrt, dass es so unglaubliche viele Gründe zu feiern gibt. Es waren nicht die Erfolge der Welt, die wir feiern konnten. Keiner hat in diesen Jahren sein Abitur bestanden und leider konnten wir auch keine Heilung oder erste Laufschritte bejubeln. Was wir aber feiern konnten, waren kleine, fast unscheinbare Zeichen: den Erhalt wichtiger Fähigkeiten. Die Abwesenheit schlimmerer Erkrankungen. Das Überwinden alltäglicher Krisen. Und vor allem: das Da-Sein. Ich frage mich, wie eine solche Art zu feiern in unseren Kirchen aus­sehen würde? Vielleicht könnten wir den Alkoholiker feiern, der zwar letzte Woche einen Rückfall hatte, aber heute trotzdem vorbeigekommen ist und damit den Totalabsturz vermieden hat. Wir könnten die Helden feiern, die sich mit psychischen Erkrankungen, mit chronischen Schmerzen oder langen Phasen von Arbeitslosigkeit durch den Alltag kämpfen; Standing Ovations für jeden, der nicht aufgibt! Wir könnten die Leute in den letzten Reihen feiern und die Leute, die treu in der ersten Reihe sitzen. Wir könnten Welcome-Home-Partys feiern für diejenigen, die zu Gott nach Hause gefunden haben, sei es zum ersten oder sei es zum hundertsten Mal: „Du bist wieder da! Wie schön, das feiern wir!“ Wir könnten Versöhnungen feiern, das Einssein in Jesus trotz unserer unterschiedlichen Ansichten, das Aufstehen nach den Misserfolgen, Feste der Dankbarkeit für so viel Gutes, das uns Jesus schenkt, für die Vergebung der Sünden. Und wir könnten feiern, einfach weil wir DA sind – geliebt, so wie wir sind. Wir könnten auch mit denen feiern, die sonst nie eingeladen werden. Sie müssen nicht stöhnend nach einem Termin im Kalender suchen. Sie freuen sich und kommen gerne vorbei. Ach, die Gnade kennt tausend Gründe, um zu feiern. Das müssen keine Mega-Partys sein. Vielleicht ein wenig so wie die Kerzen-Kuchen-Feste in unserer kleinen Küche: Wir ergreifen die Momente der Gnade und feiern sie, in den kleinen Ritzen des Alltags.

Warum ich da noch hingehe

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