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Mehr als nur eine Anlegestelle – Ort der Repräsentation

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Es ist leicht vorstellbar, wie der Anblick eines Hafens auf einen Seereisenden gewirkt haben mochte, der tage- oder wochenlang nichts als Wasser zu sehen bekommen hatte. Gleichzeitig war die Uferfront für eine Hafenstadt die erste und dazu noch einzigartige Möglichkeit, sich zu präsentieren. Kein Wunder also, dass ihr Aussehen eine große Rolle spielte, sobald die für den Hafenbau politisch Verantwortlichen die einmalige Gelegenheit erkannt hatten, damit ihren Machtanspruch zum Ausdruck zu bringen.

Bei der Gestaltung eines Hafens war man – abgesehen von technischen und funktionalen Notwendigkeiten – völlig frei. Selbst bei Bauten und Installationen, die leicht hätten standardisiert werden können, entschied man sich für individuelle Lösungen. Daraus ergaben sich zahllose Gelegenheiten, einen repräsentativen Gesamteindruck zu schaffen. In Hafenstädten standen zahlreiche Lagerhäuser, Zollstellen und Verwaltungsgebäude zur Verfügung, daneben mangelte es aber auch nicht an prächtigen Tempeln und Portiken, Triumphbögen und Statuen. Von welcher Faszination Hafenansichten waren, belegen Glasflaschen aus römischer Zeit mit der eingeschliffenen Ansicht des Hafens von Puteoli, dem heutigen Pozzuoli. Vermutlich fertigte man sie als Souvenirs für Reisende an.

Zu den besonders prunkvollen und beeindruckenden Bauten gehörten die Tempel in der Nähe vieler Hafenbecken. In Caesarea in Palästina stand etwa ein Tempel der Roma und des Augustus genau auf den von Herodes dem Großen erbauten Hafen ausgerichtet (s. Abb. S. 29). Ebenso empfing in Ostia ein durch eine Unterkonstruktion erhöht stehender Tempel gut sichtbar die Besucher. Zusätzlich bot der Hafen auch einen passenden Platz für öffentliche Ehrungen und Frömmigkeitsbekundungen in etwas kleinerem Rahmen, wie Gedenkbögen und Götterstatuen etwa in Leptis Magna belegen. Aber auch in Binnenhäfen wie in Lausanne fanden sich Weihesteine der Binnenschiffer an Neptun.

Wie prachtvoll ein Hafenviertel insgesamt sein konnte, ist gut am Beispiel von Ephesos zu erkennen. Dort erwarteten den Schiffsreisenden statt Lagerhallen in unmittelbarer Nähe des Hafenbeckens vor allem Marktbauten, aber auch Hafenthermen und ein Hafengymnasium. Dazu führte eine mit Säulen umrahmte Prachtstraße vom Hafenbecken in die Innenstadt, zu der mehrere Torbauten gehörten. Auch in Milet entwickelte sich der Hafenbereich zu einem außerordentlich mondänen Zentrum.

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