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Funktionalität und Ästhetik

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Zusätzlich zu den Prunkbauten fanden sich zahlreiche Funktionsbauten, die für den täglichen Arbeitsablauf in einem Hafen unentbehrlich waren. So gab es Magazine für das nötige Material in einem Hafen – neben Tauwerk und Segeltuch sicher Holz und Werkzeuge aller Art. Ein berühmtes Beispiel dafür ist die Skeuothek (das Arsenal) des Philon für die Militärhäfen im Piräus. Dazu standen Verwaltungsbauten und Lagerhäuser für die ankommenden und ausgehenden Waren zur Verfügung. Schon in den frühesten Häfen in der Ägäis wie z.B. im bronzezeitlichen Malia wurden entsprechende Gebäude nachgewiesen. Funde von Gewichten, Siegeln und Tontafeln belegen, dass diese nicht nur für die Lagerung, sondern auch für das Messen, Wiegen und Registrieren aller Vorgänge genutzt wurden.

Bis in die römische Zeit hatte sich ein ganzes System von Lagerhäusern entwickelt. Die horrea genannten Gebäude werden nach drei Funktionsbereichen unterteilt: militärisch, ländlich (einfache Getreidespeicher bei Bauernhäusern und Landsitzen) und städtisch. Eine spezielle Variante im Zusammenhang mit der Schifffahrt kennen wir jedoch nicht. Das Erscheinungsbild der horrea war ebenso vielfältig wie ihre Aufgaben. In ihrer Innenausstattung wurden sie flexibel den Gütern angepasst, die in ihnen gelagert werden sollten. Daher waren sie ein charakteristisches und unverzichtbares Merkmal römischer Frachthäfen.

Zu den Verwaltungsbauten kamen auch die Niederlassungen auswärtiger Händler, die sich entweder an den großen Umschlagplätzen für ihre Waren oder an deren wichtigstem Bestimmungsort Büros dicht am Hafen einrichteten.

Ob ein Hafen gleichzeitig auch als Marktplatz genutzt wurde, lässt sich nicht eindeutig beantworten (s. S. 133–138). Es gibt Hinweise darauf, dass in manchen griechischen Orten, z.B. im Piräus, ein eindeutig definiertes und abgegrenztes Gebiet für den Handel existierte. Dagegen fanden sich etwa in London Belege für die gleichzeitige Funktion des Hafens als Markt. Dort wurden die Kais direkt von einer langen Reihe von tabernae gesäumt, die offenbar auch zum Direktverkauf genutzt wurden. Bei den tabernae handelt es sich um sehr einfache Geschäftsräume, die meist aus ein oder zwei Kammern bestanden und für alle Arten von Gewerbe genutzt werden konnten; das erklärt ihre Beliebtheit und große Verbreitung über das Römische Reich. Ihre gesamte Straßenfront war offen gestaltet und konnte bei Bedarf durch große Bretter komplett verschlossen werden, die in dafür vorgesehene Rillen eingeschoben wurden.

Funktionalität und ästhetische Bauweise schlossen sich auch in der Antike nicht aus. Zu den besonders guten Beispielen gehören Stoas oder Portiken – lang gestreckte Säulenhallen, die die Hafenfront mit ihren Säulen in regelmäßige Abstände gliederten und somit bereits von weitem ein eindrucksvolles Bild lieferten. Römische Wandmalereien, aber auch Reliefs und Bilder auf Münzen zeugen von der Faszination, die von diesem Anblick ausging. Die Ausführung der Säulenhallen konnte an den verfügbaren Platz sowie an unterschiedliche Bedürfnisse angepasst werden. Grundsätzlich bestanden sie aus einer vorderen Reihe von Säulen und einer dahinterliegenden, geschlossenen Rückwand, die ein gemeinsames Dach trugen. Portiken waren multifunktional und tauchten in antiken Städten entsprechend zahlreich auf. Sie konnten als Markthallen dienen, boten Arbeitsplätze für geschäftliche Transaktionen, nahmen Bibliotheken und Sammlungen auf oder bildeten lediglich den architektonischen Rahmen für einen Durchgang. Für diese Mehrzweckbauten findet sich in modernen Städten praktisch keine Entsprechung. In einem Hafen boten sie beispielsweise Platz für die Abwicklung der in den Häfen üblichen Zollformalitäten und kommerzieller Unternehmungen; aber sie gaben auch genügend Raum etwa für Statuen oder einfach Bewegungsfläche für zahllose Aktivitäten.


Blick über die Ruinen des antiken Ostia. Links des Tiberlaufs, unmittelbar vor der modernen Brücke, lag das ehemalige Hafenbecken, das heute verlandet ist. Wäre das Bild in römischer Zeit entstanden, wäre im Hintergrund noch das Meer zu sehen. Inzwischen hat sich die Küste jedoch deutlich verschoben.

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