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Hafendarstellungen

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Die Aussagekraft einer antiken bildlichen Darstellung hängt maßgeblich von der Intention des Künstlers und nicht zuletzt von der Größe der Darstellung ab. Wenn Häfen also auf Münzen in der Regel rund angegeben werden, geschieht das zunächst einmal unabhängig von ihrer Form in der Realität. Auf Münzen sind Schiffsdarstellungen häufig zu finden, und tatsächlich sind die Schiffe in manchen Fällen von einem Hafen umrahmt. Anlässlich der Eröffnung des ersten großen Hafens in Portus ließ etwa Kaiser Nero 64 n. Chr. Münzen mit entsprechendem Bild auf der Rückseite prägen (s. Abb. S. 74). Wiedergegeben sind die beiden Molen, die das riesige Hafenbecken begrenzten. Kaiser Trajan folgte diesem Beispiel um 113 n. Chr. nach dem großen Umbau ebenjener Hafenanlage (s. Abb. S. 75). Auf der Rückseite seiner Münze ist das neue hexagonale Hafenbecken gut zu erkennen, welches ja auch das charakteristische Merkmal dieses Hafens darstellt. Zu erwähnen sind an dieser Stelle auch Abbildungen von Häfen auf Öllämpchen, die etwa dem Hafen von Alexandria zugeordnet werden. Allerdings bildet der Hafen hier eher den maritimen Bildhintergrund idyllischer Szenarien. Darstellungen in der Malerei, auf Mosaiken und Münzen zeigen häufig auch Architekturkomplexe mit Säulen und Bögen, die den Anschein grandioser, zum Wasser hin geöffneter Portiken vermitteln – und das entsprach durchaus der Realität in vielen Häfen.


Öllampe aus Israel, 1. Jahrhundert v./n. Chr., mit der Darstellung des Hafens von Alexandria. Bei dieser Art Abbildung ging es weniger um die Vermittlung der technischen Einrichtungen eines Hafens, sondern vielmehr um einen idyllischen Gegenentwurf zur Realität.

In zahlreichen Reliefs, vor allem aus römischer Zeit, werden Aspekte der Schifffahrt dargestellt. Dabei spielen jedoch vor allem die Schiffe selbst eine zentrale Rolle. Anlegestellen werden nur in seltenen Fällen gezeigt. Die Trajanssäule bildet mit der Darstellung gleich mehrerer Häfen eine erfreuliche Ausnahme. Sie wurde 113 n. Chr. auf dem Trajansforum in Rom errichtet und hat sich bis heute erhalten. Mit dem in Spiralform um den Säulenschaft verlaufenden, fast 200 Meter langen Relief werden die Feldzüge Trajans gegen die Daker (101–102 und 105–106 n. Chr.) illustriert. Neben der häufigen Wiederholung typischer Szenen der kaiserlichen Selbstinszenierung und einer insgesamt stark stilisierten Schilderung des Kriegsgeschehens zeichnet sich die Trajanssäule aber auch durch die detaillierte Wiedergabe von Realien aus, was sich besonders an der Ausrüstung der Soldaten zeigt. So ist z.B. in einer Szene, die die römischen Legionäre bei der Überquerung der Donau mittels einer Schiffsbrücke zeigt, selbst das mitgeführte Kochgeschirr der Soldaten zu erkennen. Dabei ist von der ursprünglichen Farbigkeit des Reliefs nichts mehr erhalten.


Fast wie ein Comic-Streifen winden sich die Darstellungen der Feldzüge Trajans gegen die Daker spiralfömig um die Trajanssäule, die 113 n. Chr. in Rom errichtet wurde. An mehreren Stellen sind Hafenarbeiten zu erkennen, wie in diesem Ausschnitt oben links.


Auch bei fantasievollen Darstellungen wie diesem Mosaik aus dem 3. Jahrhundert mit einem Wettrennen von Eroten sind manchmal Details einzelner Häfen erkennbar. Rechts unten haben Schiffe an einer Mole in Leptis Magna festgemacht.

In zahlreichen Szenen sind Schiffsanleger in unterschiedlichen Ausführungen beziehungsweise angelegte Schiffe zu erkennen. Bereits ganz unten an der Säule, also am Anfang des Reliefbands, wird die eigentliche Erzählung mit einer Hafenszene eingeleitet. Hier sind drei voll beladene Lastschiffe zu sehen, im Hintergrund liegen weitere Fässer zum Verladen bereit. An anderer Stelle laufen Schiffe offenbar in den Hafen einer römischen Stadt ein. Doch auch wenn die Trajanssäule Details zeigt, die in archäologischen Ausgrabungen nachgewiesen werden konnten, ist es trotz zahlreicher Versuche sehr schwierig, die dargestellten Orte zu identifizieren.

Das sogenannte Torlonia-Relief, das 1863/1864 nahe dem hexagonalen Hafenbecken von Portus gefunden wurde (s. Abb. S. 90f.), weist ebenfalls eine detaillierte Darstellung auf. Um eine zentrale große Neptunsfigur ist ein lebendiges Bild eines Hafens mit zwei Segelschiffen angeordnet. Im Hintergrund ist ein Leuchtturm zu erkennen, der mit einer Statue geschmückt ist und aus dessen Spitze Flammen lodern. Eine Reihe von weiteren Reliefs zeigt Be- und Entladungsvorgänge im Hafen: Träger erklimmen über steil angelegte Planken ein Schiff oder rollen Fässer heran. Andere Reliefs, die den Vorgang des Treidelns darstellen, sind für die Betrachtung der Hafenanlagen ebenfalls nicht unbedeutend, zeigen sie doch, dass zum Treideln, d.h. zum Ziehen eines Schiffes mithilfe von Seilen entlang des Ufers, in römischer Zeit noch keine Zugtiere eingesetzt wurden. Wenn also Ochsen oder Pferde bei der in der antiken Flussschifffahrt unverzichtbaren und häufig genutzten Technik des Treidelns noch keine große Rolle spielten, so sind in den römischen Häfen weder für Zugtiere geeignete befestigte Wege am Ufer, noch Ställe zur Unterbringung der Tiere zu erwarten.

Auch auf Mosaiken finden sich Hafendarstellungen, wie z.B. auf einem Mosaik aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. mit Mole und Leuchtturm (s. Abb. S. 94). Ein anderes Beispiel aus der gleichen Zeit zeigt Eroten, die sich im Hafen von Leptis Magna ein kurioses Wettrennen liefern. Einer der Teilnehmer segelt dabei auf einer Amphore! Viele dieser Bildwerke sind lediglich als allgemeine Darstellung maritimen Lebens gemeint, doch in manchen lassen sich tatsächlich interessante Details erkennen, unter anderem die Darstellung von Schiffshäusern.

Ein Beispiel dafür wurde in Frankreich in Grange-du-Bief, 2 Kilometer südlich von Anse, das direkt an der Saône liegt, in einer römischen Villa entdeckt. Über schmalen Pilastern oder Säulen mit schlicht gestalteten Kapitellen spannen sich Bögen, die in keinem weiteren architektonischen Zusammenhang stehen.

Unter diesen sind Schiffe abwechselnd in Frontalansicht und schräg von vorn zu sehen, wobei durchgehend der gleiche Schiffstyp dargestellt ist. Das Vorschiff, prora, ist stets mit einer Bugvolute und einem Paar Augen zur Abwehr des Bösen versehen, weist jedoch keinen Rammsporn auf. In der einzigen erhaltenen Ecke des Mosaiks ist ein Anker unter einem vergrößerten Bogen dargestellt. Allgemein ist die Aussagekraft solcher Dekorationselemente nicht als besonders hoch einzustufen. Sie sollten kaum dem Betrachter vermitteln, wie ein Schiffshaus ausgesehen hat, sondern lediglich die Dekoration in einen maritimen Zusammenhang stellen.

Schon auf sehr frühen Wandmalereien wurden Häfen verewigt, unter anderem auf einem berühmten minoischen Fresko aus Thera (Santorin) (s. Abb. S. 48f.). Über die Hafenanlagen im 13. Jahrhundert v. Chr. lässt sich aus diesem Bild jedoch praktisch nichts entnehmen. In dieser Hinsicht sind die römischen Wandmalereien zum Thema schon deutlich ergiebiger. So geben einige, aus den Städten am Fuß des Vesuv stammende Wandmalereien Hafenszenen wieder (s. Abb. S. 152). Bei diesen fällt vor allem die Darstellung von Molen auf, die auf Bögen im Wasser ruhen. Der Maler bezog sich dabei wahrscheinlich auf den Hafen von Puteoli, wo noch im 18. Jahrhundert Reste der Molen auf Bögen sichtbar waren. Der gleiche, offenbar sehr berühmte Hafen ist kurioserweise als Ritzung auf Glasflaschen abgebildet worden, die vielleicht als Souvenirs dienten (s.Abb. S. 16f.).


Mosaik aus dem Grange-du-Bief. Unter den Bögen im oberen Bildbereich sind Schiffe abgebildet, die mal von vorn, mal in Dreiviertel-Ansicht zu sehen sind. Wie bei antiken Schiffen üblich, sollten aufgemalte Augen mögliches Unheil von ihnen fernhalten. Mit den Bögen könnten Schiffshäuser angedeutet sein.

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