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4.1 | Definitionsprobleme
Оглавлениеuneinheitliche Verwendung des Begriffs Der auf Unterricht allgemein und Fremdsprachenunterricht im Besonderen bezogene Begriff ‚Methoden‘ ist terminologisch nicht verbindlich gefasst. Noch über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus wurde eine klare Trennung von Didaktik und Methodik propagiert (z.B. Klafki 1971), wobei ‚Didaktik‘ die Inhalte, die Wissenschaft vom Lehren, Lernen und Lernprozessen sowie die Theorie und Wissenschaft vom Unterricht umfasste. Unter der nachgeordneten ‚Methodik‘ begriff man die Lehre von den verschiedenen Maßnahmen und Verfahren, um das Lernen lehrer- und lernerseitig vorzubereiten und auszuführen sowie Inhalte so zu vermitteln, dass sie jederzeit abrufbar sind und in kommunikativen Kontexten angewendet werden können.
Diese grundsätzliche Zweiteilung wird in der fachdidaktischen Literatur seit längerem genauso wenig eingehalten wie die strikte Trennung von ‚Methoden‘ (z.B. Audiolinguale Methode) und ‚Sozialformen‘ (z.B. Frontalunterricht). Um die Schwierigkeiten einer eindeutigen begrifflichen Festlegung zu umgehen, wird häufig auf den Begriff ‚Unterrichtsverfahren‘ zurückgegriffen.
Andere Differenzierungsvorschläge kommen beispielweise aus dem angelsächsischen Raum mit der Unterscheidung zwischen „approachapproach(theoretische Grundlagen), methodmethod(Unterrichtsprinzipien und -strategien) und techniquetechnique(spezifische Aktivitäten und Verfahren in der Unterrichtspraxis)“ (Stern 1983, 474).
Bewährt hat sich das Methodenmodell von Richards / Rodgers (1993) mit der Aufteilung in MakroebeneMakroebene, d.h. theoretische Annahmen mit Bezügen zu Sprachtheorie, Lernpsychologie und anderen Bezugswissenschaften, MesoebeneMesoebene, d.h. Unterrichtsziele und Organisation des didaktischen Felds mit Entscheidungen über Lernziele, Inhalte, Lehr- und Lernkonzepte, Lehr- und Lernmaterialien, Rolle der Lehrenden und Lernenden, und MikroebeneMikroebene, d.h. konkrete Unterrichtstechniken mit der Festlegung von Lehr- und Lerntechniken, Interaktionsmustern und Übungsformen (Richards / Rodgers 1993; zit. nach Reinfried 2001, 3; vgl. Abb. 4.1).
Abb. 4.1
Methodenmodell in Anlehnung an Richards & Rodgers 1986; 91993 (nach Reinfried 2001, 3)
Für den modernen Italienischunterricht empfiehlt sich eine weite Definition des Begriffs ‚Methoden‘, bei der alle Lehr- und Lernverfahren berücksichtigt werden, die helfen, das Hauptlernziel der kommunikativen Kompetenz zu realisieren und den Unterricht schülergerecht zu gestalten (post-method-Periode). Aktueller Fremdsprachenunterricht in Deutschland ist folglich von MethodenpluralismusMethodenpluralismus bestimmt, durch den ein offenes und variables Unterrichtsgeschehen gewährleistet ist. Es ist davon auszugehen, dass „in zentralen Punkten als gegensätzlich wahrgenommene Vermittlungsmethoden … parallel zueinander in Gebrauch sind“ (Doff 2016, 321).