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4.3 | Sozialformen

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In den beschriebenen Methoden kommen jeweils verschiedene Sozialformen zur Anwendung.

Frontalunterricht FrontalunterrichtFrontalunterricht bezeichnet ein durch Lehrervortrag, Erklärungen und eine lehrergesteuerte Frage-Antwort-Interaktion charakterisiertes Unterrichtsformat, das zunächst eng mit der Grammatik-Übersetzungs-Methode verbunden ist, aber auch heute noch relativ häufig eingesetzt wird, obwohl es den Schülerinnen und Schülern wenig Gelegenheit zum selbständigen Sprachhandeln in der Fremdsprache gibt. Auch für Maßnahmen, die gezielt auf das individuelle Leistungsniveau der Lernenden eingehen, lässt der Frontalunterricht in den seltensten Fällen Raum, so dass die Motivation zum Agieren in der Fremdsprache eingeschränkt wird.

Befürworter des Frontalunterrichts machen geltend, dass er effektiv und zeitsparend ist und sich außerdem für die Darbietung und Einübung bestimmter sprachlicher Inhalte wie z.B. Aussprache und Intonation besonders gut eignet. Unterstützt werden die Verfechter des Frontalunterrichts dadurch, dass oftmals äußere Bedingungen (keine ausreichende mediale Ausstattung, kleine Räume u.Ä.), aber auch viele der derzeit verfügbaren Lehrwerke durch ihre Grundkonzeption (vgl. Einheit 5) das frontale Unterrichten begünstigen.

Die völlige Abwendung vom Frontalunterricht fordern nachdrücklich die Vertreter des KonstruktivismusKonstruktivismus. Auch die kommunikative Didaktik und das neokommunikative Paradigmaneokommunikatives Paradigma, in dem Handlungs- und Schülerorientierung eine vorrangige Rolle einnehmen (vgl. Einheit 12), treten für eine Abkehr vom Frontalunterricht ein. Im auf die Praxis des institutionellen Sprachunterrichts bezogenen didaktischen Diskurs plädiert man allerdings für einen Kompromiss, d.h. für gut geplante und zeitlich begrenzte Phasen von Frontalunterricht, die, um den Sprechanteil der Schülerinnen und Schüler zu erhöhen, dialogisch aufgebaut sind.

Einzelarbeit, Partner- und GruppenarbeitBei der EinzelarbeitEinzelarbeit spielt Mündlichkeit kaum eine Rolle. Mehrheitlich als Stillarbeit angelegt – z.B. als Hausaufgabe – ermöglicht sie dem Lernenden, in individuellem Tempo konzentriert die gestellte Aufgabe zu lösen. So wird ihm keine Sozialkompetenz abverlangt, die wiederum für Partner- und Gruppenarbeitsphasen bedeutsam ist. Während bei der Partnerarbeit zwei Lernende oft auf Tandembögen konzipierte Aufgaben zusammen lösen, variiert die Anzahl der Schülerinnen und Schüler bei einer GruppenarbeitGruppenarbeit. Solche Phasen von Teamarbeit sind inzwischen regelmäßiger Bestandteil des Fremdsprachenunterrichts, u.a. weil moderne Lehrwerke fast generell einige entsprechende Übungs- und Aufgabenformen enthalten (vgl. Symbole und Arbeitsaufträge beispielsweise in Schmiel / Stöckle (2012), 66: Che cosa si fa … Fate quattro gruppi. Chi trova più frasi? …).

Von der Lehrkraft müssen Gruppenarbeitsphasen genau geplant und vorbereitet werden, z.B. hinsichtlich der zeitlichen Vorgaben, der Gruppenzusammensetzung und der Arbeitsanweisungen (ein identischer Auftrag für alle Gruppen oder verschiedene Aufträge für die Gruppen). Positive Auswirkungen der Partner- und Gruppenarbeit sind Motivation durch Selbsttätigkeit, die Gelegenheit zum Gebrauch der Fremdsprache als Arbeitssprache in natürlichen Kommunikationssituationen und die bessere Merkfähigkeit des selbständig Erarbeiteten. Gruppenarbeit trägt außerdem zur BinnendifferenzierungBinnendifferenzierung bei (vgl. Einheit 13), wenn die Leistung des einzelnen Lernenden in der Gruppe durch die Aufgabenstellung berücksichtigt wird. Die Gruppenzusammensetzung kann leistungshomogen (annähernd gleiches Kompetenzniveau in einer Gruppe) oder leistungsheterogen (Unterstützung der leistungsschwächeren durch stärkere Lernende) gestaltet werden. Im Idealfall befähigt die Gruppenarbeit die Schülerinnen und Schüler dazu, unter freier Wahl der Methoden und Materialien eine Aufgabe autonom zu bewältigen. Die Lehrkraft beschränkt sich während der Arbeitsphase auf die Rolle des Beobachters, Beraters und Ansprechpartners bei Fragen. Damit die Schülerinnen und Schüler die Arbeit ernst nehmen, muss jede Gruppe am Ende der vorgegebenen Arbeitszeit ihr Ergebnis präsentieren und der Diskussion aussetzen können.

Folgende Ausformungen von Einzel-, Partner- und Gruppenarbeitsphasen sind denkbar:

Freiarbeit FreiarbeitFreiarbeit begünstigt als Einzelarbeit die Individualisierung des Lernens und binnendifferenzierende Maßnahmen (vgl. Einheit 13). Die Lernenden erhalten von der Lehrkraft Angebote an Unterlagen für die individuelle Wiederholung bzw. Erarbeitung eines Stoffgebietes und müssen selbständig das Gebiet auswählen, zu dem sie besonderen Übungsbedarf haben. Freiarbeit setzt also einen Lernenden voraus, der sich seiner eigenen Stärken und Schwächen bewusst ist und seine Sprachkompetenz verbessern möchte. Da in den Materialien Lösungen zur Eigenkontrolle vorhanden sein müssen, ist zudem die Disziplin notwendig, die Lösungen erst nach der Erledigung der Übung oder Aufgabe einzusehen.

Projektarbeit Eine vertiefte Verarbeitung des Stoffes und eine hohe Behaltenseffizienz verspricht die themenzentrierte, offene Unterrichtsform der ProjektarbeitProjektarbeit, die sich normalerweise über einen längeren Zeitraum – meist mehrere Unterrichtsstunden – in Form von Gruppenarbeit erstreckt. Sie fordert Handlungs- und Prozessorientierung und stärkt die Selbstverantwortung der Lernenden, v.a. wenn diese ausdrücklich in die Vorbereitung einbezogen werden, um so ihre Interessen einzubringen. Das Potenzial des Verfahrens liegt in der Verbesserung der Recherchekompetenz, der möglichen Berücksichtigung unterschiedlicher Lernertypen, in motivationsfördernden Aufgaben auf der Basis vornehmlich authentischen Textmaterials und im Gebrauch der Fremdsprache als Arbeitssprache. Soziales Lernen und die Entwicklung der Fähigkeit, Ergebnisse komprimiert und anschaulich zu präsentieren, sind zusätzliche bedeutende Bausteine für die nachschulische Lebenswelt der Jugendlichen.

Am Beginn der Projektarbeit stehen Planung und Themenfindung. Überlegungen zum bereits vorhandenen Wissen und zu weiteren benötigten Informationen folgen. Danach erstellen die Schülerinnen und Schüler, meist in Kooperation mit der Lehrkraft, einen Projektentwurf und beraten über die erforderliche Zeit sowie die notwendigen Materialien. Das Produkt wird dann in Gruppen erarbeitet und nach Fertigstellung vor der ganzen Klasse, eventuell auch der Schulgemeinschaft präsentiert. Abschließend wird der Arbeitsprozess reflektiert (z.B. in Bezug auf die erreichten Ziele, auf Art und Umfang der Kooperation in der Gruppe, auf den Bedarf an Nachbesserungen).

Unterrichtspraktisch ergeben sich Probleme aus den vielfach nur 45 Minuten dauernden Schulstunden, die für das Fach Italienisch vorgesehen sind. Die normalerweise längere Dauer von Projektarbeitsphasen ist damit nur schwer in Einklang zu bringen. Außerdem sehen einige Lehrkräfte Schwierigkeiten beim konsequenten Abarbeiten des von Lehrplan und Lehrwerken vorgegebenen Stoffes durch die Projektarbeit.

Stationenlernen, Lernzirkel Beim StationenlernenStationenlernen, auch LernzirkelLernzirkel genannt, bereitet die Lehrkraft unterschiedliche Arbeitsaufträge zu einem übergeordneten Thema vor (z.B. zu Il Risorgimento: situazione in Italia prima del Risorgimento, tappe storiche, personaggi importanti, effetti, il Risorgimento nella letteratura usw.). Die Arbeitsblätter und benötigten Materialen zu den einzelnen Lernstationen (z.B. CD-Spieler, Folien, Folienstifte, Wörterbücher, Textgrundlagen in Kopien) stehen auf einer ‚Lerntheke‘ im Klassenraum zur Verfügung. Die Aufgabenblätter müssen von den Lernenden allein oder in Kleingruppen bearbeitet werden, und zwar gemäß einer auf einem Laufzettel festgelegten Reihenfolge, die sicherstellt, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler gleichzeitig an einer Station tätig sind. Daraus folgt, dass die Konzeption der Arbeitsaufträge eine variierende Abfolge ermöglichen muss. Wie die Projektarbeit auch, entspricht das Verfahren Grundsätzen des modernen Fremdsprachenunterrichts, denn es ist handlungsorientiert und erlaubt je nach Aufgabenstellung und verfügbarem Material einen ganzheitlichen Zugang zum Thema über verschiedene Sinneskanäle (Gehör, Geschmack, Tastsinn usw.).

Weitere offene, schülerzentrierte Unterrichtsformen sind z.B. (vgl. Klink / Schattschneider 2007):

Ein-Minuten-VortragDer Ein-Minuten-VortragEin-Minuten-Vortrag, bei dem zu einem vorbereiteten Thema ein Kurzvortrag in einer Minute gehalten wird. Begonnen wird mit dem Vorstellen des Themas und des Ablaufs des Vortrags. Es folgen die Darlegung der Teilaspekte und als Abschluss ein knappes Fazit. Der freie oder stichwortgestützte Vortrag muss in zuhörerfreundlicher Form präsentiert werden.

ExpertenpuzzleDas sog. ExpertenpuzzleExpertenpuzzle, eine Sonderform der Gruppenarbeit, ist in drei Phasen konzipiert. In Phase eins bearbeiten Gruppen mit jeweils gleich vielen Mitgliedern einen Text zu einem Thema. In Phase zwei formieren sich die Gruppen neu. Ein Mitglied aus den Gruppen der ersten Phase erklärt den neu hinzugekommenen Gruppenmitgliedern den Text, der in der ersten Phase bearbeitet wurde. In Phase drei werden die Informationen im Plenum verarbeitet.

RollendiskussionAuch die RollendiskussionRollendiskussion / TalkshowTalkshow, bei der ein kontroverses Thema in einer Runde diskutiert wird, ist als Gruppenarbeit angelegt. Nachdem festgelegt wurde, welche Standpunkte in der Diskussion verteidigt werden sollen und welchen Personentypen sie zugeordnet werden, werden die Mitglieder der Lerngruppe ausgewählt, die sie verkörpern sollen. Jede an der Diskussion beteiligte Person macht sich stichwortartige Notizen zur Rollenfüllung. Ein Gruppenmitglied übernimmt die Rolle des Moderators. Die Talkshow wird in Kleingruppen geübt, im Plenum präsentiert und abschließend evaluiert.

FeatureDas FeatureFeature basiert ebenfalls auf der Gruppenarbeit. Mündliche Beiträge zu einem Thema in Form verschiedener Textsorten (z.B. Faktenlage, Hintergrunderläuterung, Kommentar) werden verfasst, so dass das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt wird. Das Feature wird auf einem Tonträger aufgenommen, so dass die Lerngruppe abschließend über ein fertiges Produkt verfügt.

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