Читать книгу Fachdidaktik Italienisch - Christine Michler - Страница 8
Оглавление1.3 | Aktuelle Entwicklungslinien des Italienischunterrichts
Aktuell zeichnen sich Entwicklungen in folgenden Bereichen ab:
1 „Konkurrenz“ des SpanischenDie „Konkurrenz“ des SpanischenZwar ist auch der Italienischunterricht nach wie vor im Ausbau begriffen und wird von immer mehr Schülerinnen und Schülern gewählt, der Anstieg ist jedoch im Verhältnis zum Spanischen deutlich weniger ausgeprägt, so dass mancherorts der Eindruck entsteht, das Italienische werde vom Spanischen zurückgedrängt. Hier gilt es, mit Umsicht zu agieren, um diese beiden nach wie vor insgesamt „kleinen“ Fremdsprachen weiterhin gemeinsam zu stärken und keine neuen Fronten entstehen zu lassen; zugleich sollte bei der Sprachenberatung die aktuell im Verhältnis zu Spanien und Hispanoamerika größere wirtschaftliche Bedeutung Italiens für die Außenhandelsbilanz der Bundesrepublik Deutschland immer wieder hervorgehoben werden, um späteren Enttäuschungen seitens der Absolventinnen und Absolventen vorzubeugen. Nimmt man etwa als Grundgesamtheit die Summe des Umsatzes nur mit romanophonen Gebieten im Jahr 2014, so verteilt sich der Handel auf Räume, in denen die vier romanischen Schulsprachen gesprochen werden, wie folgt:
Abb 1.4
Handel mit romanophonen Gebieten 2014 nach Sprachräumen
1 Klare Schulprofile und ggf. Erwägungen, Englisch und Spanisch auf einer Schiene einander im grundständigen Fremdsprachenunterricht ablösender ,Weltsprachen‘ (bei Fortführung des Englischen im bilingualen Sachfachunterricht) anzusiedeln, wodurch Raum für zwei weitere Fremdsprachen in den schulischen Sprachlernbiographien entstehen würde, könnten hier Lösungsansätze bieten, um die kulturell und wirtschaftlich bedeutenden Sprachen Italienisch und Französisch neben dem Spanischen mittelfristig als gut ausgebaute Schulfremdsprachen bestehen zu lassen.
1 SprachenfolgeDiversifizierung der SprachenfolgenSprachenfolgeNeben diesen vor allem durch die „Abnehmerseite“ (Eltern / Lernende) gesteuerten und nur bedingt durch umsichtiges Argumentieren beeinflussbaren Entwicklungen ist festzustellen, dass – letztlich wiederum durch Elternnachfrage bedingt – Italienisch schon heute verschiedene Positionen der Fremdsprachenfolge einnehmen kann, insbesondere auch die Position der bereits in der Unterstufe einsetzenden zweiten Fremdsprache ab Jahrgangsstufe 6 bzw. 7 (z.B. in Sachsen und Thüringen, seit 2017/2018 auch in Nordrhein-Westfalen (Duisburg)), punktuell auch die der ersten Fremdsprache (v.a. an deutsch-italienischen Schulen in Hessen, NRW, Niedersachsen, Hamburg und Berlin), im Primarbereich sowie an Real- und Gesamtschulen, vereinzelt auch an Haupt- und Mittelschulen (z.B. Baden-Württemberg, Bayern) sowie an diversen Typen beruflicher Schulen. Ferner wird Italienisch nach wie vor als Arbeitsgemeinschaft angeboten (vgl. Reimann 2009b). Bisher entwickelte Konzepte und Lehrwerke tragen indes insbesondere den Spezifika des Italienischen als dritter oder weiterer, spät beginnender Fremdsprache Rechnung, die im Regelfall auf Kenntnisse und Kompetenzen in mehreren vorgelernten Sprachen zurückgreifen kann. Angesichts sich diversifizierender Sprachenfolgen wären empirische Studien insbesondere zum Italienischen als zweiter Fremdsprache und die sich anschließende Entwicklung unterrichtsmethodischer Konzepte für das Italienische auf der Unterstufe angezeigt.
2 Kodifizierung in LehrplänenLehrplan
1 Lehr- und BildungspläneIn zahlreichen Bundesländern liegen inzwischen Lehr- und Bildungspläne für das Italienische auf verschiedenen Ebenen der Sekundarstufe vor. Im Folgenden werden die vorliegenden Lehrpläne (vgl. dazu auch Einheit 2), ausgewiesen nach Ausbildungszug (Italienisch als 1., 2., 3. oder neu einsetzende spät beginnende Fremdsprache), erfasst:
Bundesland | It 1. FS | It 2. FS | It 3. FS | It spät beginnend |
Baden-Württemberg | + | + | ||
Bayern | + | + | ||
Berlin | + | + | + | |
Hansestadt Bremen | ||||
Hansestadt Hamburg | + | + | + | |
Hessen | + | + | ||
Mecklenburg-Vorpommern | ||||
Niedersachsen | ||||
Nordrhein-Westfalen | + | + | + | |
Rheinland-Pfalz | + | + | ||
Saarland | + | + | ||
Sachsen | + | + | + | |
Sachsen-Anhalt | + | + | ||
Schleswig-Holstein | ||||
Thüringen | + | + | + |
Tab.1.1
Lehrpläne für das Fach Italienisch in der Sekundarstufe
Zusammenfassung In dieser Einheit haben Sie erfahren, dass das Italienische über Jahrhunderte hinweg eine verhältnismäßig stark nachgefragte Fremdsprache war, bis es im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert dem Französischen und Englischen als zunächst dominanten Schulsprachen weichen musste. Vor allem die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg kann als Zeit der Re-Konsolidierung des Schulfaches Italienisch vor allem auch als Arbeitsgemeinschaft gelten, bevor es ab den 1980er Jahren beinahe flächendeckend als dritte und spät beginnende Fremdsprache neue Verbreitung fand. Sie haben einen Überblick über verschiedene Ausbildungszüge zum Italienischen und über die Lehrpläne für das Fach Italienisch erhalten, durch die es zu einem vollwertigen, abiturrelevanten Kernfach geworden ist. Sie haben so gelernt, die aktuelle Situation des Italienischunterrichts historisch zu situieren und sind in der Lage, in der Sprachberatung (Informationsveranstaltungen, Elterngespräche) das Fach Italienisch auch mit geschichtlichen und sprachpolitischen Argumenten zu vertreten.
Aufgaben
1 Fassen Sie die Konsequenzen der „Schlüsseljahre“ (vgl. S. 9) für den Italienischunterricht in Deutschland zusammen.
2 Sammeln Sie Argumente, die Sie z.B. bei einem Elternabend für die Wahl des Italienischen vorbringen können und erläutern Sie sie durch Beispiele.
3 Vergleichen Sie zwei Lehrpläne Italienisch als 2. Fremdsprache und Italienisch als spät beginnende Fremdsprache aus zwei Bundesländern Ihrer Wahl (alle online verfügbar): Welche Unterschiede können Sie erkennen?
Zum Weiterlesen
Bogdanski, Gudrun / Reimann, Daniel (2004): „Vom Mauerblümchen zur Orchidee“. Die Entwicklung des Faches Italienisch an deutschen Schulen“, in: Becker, Norbert / Lüderssen, Caroline (Hrsg.): Wandlungen des Italienischunterrichts. Bamberg: C.C. Buchner 2004, 7–35