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2 Kulturen unterscheiden und gleichen sich

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Given the diversity of human forms of life, what must be true of humans in general?

Michael Carrithers, 1992

In diesem Kapitel möchte ich zeigen, dass es nicht darum gehen kann, Varianz einfach „einzudampfen“, um Universales zu finden. Eine Perspektive, die die Vielfalt menschlicher Gesellschaften in den Mittelpunkt rückt, verträgt sich gut mit dem Interesse an Universalien, statt ihm antithetisch gegenüberzustehen. Ich argumentiere darüber hinausgehend, dass sich beide Sichtweisen sogar notwendig voraussetzen bzw. einander benötigen. Mein Grundansatz geht davon aus, dass universalistische und relativistische Forschungsansätze in einem komplementären Verhältnis zueinander stehen.

Entscheidend ist die vergleichende Untersuchung von Variation unter der Maxime, dass Varianten nicht als Ausnahmen oder Abweichungen gesehen werden, sondern als Teil eines Spektrums im Rahmen universaler Phänomene (Abb. 1). Universalität ist nicht mit Uniformität gleichzusetzen. Wenn sich aber innerhalb eines breiten und empirisch dokumentierten Kaleidoskops klare Tendenzen, Ähnlichkeiten, Muster und Regelhaftigkeiten zeigen, wird es interessant. So können Verallgemeinerungen über den Menschen und über Kulturen auf eine solide Basis gestellt werden. Hierzu gebe ich zwei Aussagen von Wissenschaftlern wieder, deren Gebiete tendenziell eher die kulturellen Unterschiede und Besonderheiten betonen, der sprachorientierten Kulturphilosophie und der Kognitionsethnologie:

„Der neue Universalismus bestreitet nicht die Vielfalt von Sprachen und Kulturen. (Wie sollte er?) Was er bestreitet, ist die Beliebigkeit der Variation. Sein Hauptinteresse gilt den Schranken der (inter- wie der intrakulturellen) Variation.“ (Holenstein 1998a:245; vgl. Lemke 2006:27)

„… the range of variation is turning out to be a good deal less wide than we thought it might be. The same domains (des Denkens, Erg. CA) are turning up in different cultures and the diversity in semantic categories in at least some domains is turning out to be a good deal less extreme than one might have expected.” (Keesing & Keesing 1971:122)


Abb. 1: Das Spektrum kultureller Vielfalt und Universalität: Einheiten und Maßstäbe (grobe Schätzwerte; nach Antweiler 2003:47 und 2007a:18; Quellen ebendort)

Was ist den Menschen gemeinsam?

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