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Teil II – Kontext

3 Geistes- und Forschungsgeschichte: der Archipel universalistischer Ideen

Anthropologie ist immer im Begriff unterzugehen zwischen der Skylla biologischer Binsenweisheiten und der Charybdis des humanistischen Kitschs.

Thomas Hauschild, 2005

Dieses Buch ist systematisch angelegt und will somit keine Geschichte des Denkens über Universalien bieten. Eine knappe Übersicht der Wandlungen und Kontinuitäten in der Befassung mit Universalien ist aber dennoch notwendig. Anhand der Forschungsgeschichte wird klar, wie schwierig und umstritten das Thema ist. Ferner macht sie deutlich, dass das Thema nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisannahmen und Ontologien, sondern darüber hinaus weitergehend außerwissenschaftliche Kosmologien, Weltbilder und Ideologien betrifft. Dies wiederum macht verständlich, warum es bei der Beschäftigung mit Universalien so schwer fällt, bei der Feststellung des Seins zu bleiben, warum Autoren bei der Befassung mit Universalien so schnell zu normativen Statements, zu Sollaussagen, übergehen. Schließlich erleichtert ein geschichtlicher Überblick den Zugang zum Thema und dabei kristallisieren sich auch schon einige Fallstricke der Universalienforschung heraus. Der Begriff der Universalie impliziert sowohl bei Universalisten wie auch ihren Gegnern zwei Gefahren:

„Der Begriff schleppt eine lange und schwierige Geschichte mit sich und kann dahingehend missverstanden werden, als bezeichne er im Sinne des hochmittelalterlichen Universalienstreits irgendwelche transzendentalen Wesenheiten beziehungsweise etwas Unhistorisches, Starres, Unabänderliches.“ (Opolka 1999:2)

Universalien wurden bis heute kaum jemals in frontaler Weise angegangen. Als explizite Forschungsfrage besteht das Thema jedoch spätestens seit Darwin (Schiefenhövel 1999:1). Charles Robert Darwin (1809-1882) hatte für sein 1871 erschienenes Werk über „Gemüthesbewegungen“ bei Tier und Mensch von Fragebögen an Missionare, Verwaltungsbeamte und Landwirte verschickt, um universale Ausdrucksweisen von Emotionen zu finden (Darwin 2000). Einzelne Denker fragten sich schon immer, worin sich Menschen gleichen, sei es körperlich, in den Ideen oder in ihrer Kultur. Seit der Antike befassten sich Philosophen mit der Frage nach Universalien Dieses ältere Interesse an Universalien war weitestgehend nicht empirisch orientiert, sondern bestand großteils in philosophischen Erörterungen. Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit gehe ich hier im Galopp durch die Geistes- und Wissenschaftsgeschichte. Nach Disziplinen und Denkschulen gegliedert zeige ich innerhalb der Fächer wichtige Stationen, Trends, Kontinuitäten und Brüche. Dabei spielen sehr unterschiedliche kulturgeschichtliche und regionale Strömungen, geistesgeschichtliche Positionen und Fachdisziplinen eine Rolle. Ich reiße sie jeweils nur kurz an, weil die Befunde und Diskussionen, soweit sie heute noch Gültigkeit oder Relevanz haben, bei den einzelnen Sachformen von Universalien (Kap. 6) behandelt werden.

Was ist den Menschen gemeinsam?

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