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Manchmal braucht man einen Schubs

Ein herrlicher Sommertag neigte sich seinem Ende zu. Herr A. saß mit Frau B. im Biergarten. Es war ein gemütliches Tête-à-Tête, wie die beiden es sich von Zeit zu Zeit gönnten.

Schon ein Jahr gingen sie nun miteinander aus. Allerdings stagnierte ihre Beziehung auf diesem Niveau. Gern wäre Herr A. seiner Begleiterin auch körperlich nähergekommen. Wie hübsch sie aussah in ihrem weißen Sommerkleidchen! Die blonden Locken glänzten golden in der Sonne, ihre großen blauen Augen blitzten verführerisch, der Kirschmund lächelte freundlich. Seine Hormone spielten verrückt, aber er wusste beim besten Willen nicht, wie er sich ihr nähern sollte. Noch nie hatte er ein Mädchen oder eine Frau richtig geküsst. Er war eben das Gegenteil eines Draufgängers.

Sie saßen also da auf der Bierbank und tranken ihr Bier, als plötzlich ein riesiger Kellner auf sie zukam – ein wahrer Hüne, ein muskelbepackter Koloss. Er hätte furchteinflößend wirken können, wenn er nicht so ein freundliches Gesicht gehabt hätte.

Wortlos trat er an ihre Bierbank heran, packte das eine Ende und stemmte es in die Höhe – an die zwei Meter hoch! Herr A. und Frau B., die am anderen Ende saßen, purzelten herunter, und zwar dergestalt, dass Frau B., die näher zum Kellner saß, auf Herrn A. fiel, der sich ans Ende gesetzt hatte. Im Fallen klammerte sich Frau B. haltsuchend an Herrn A., der unsanft auf seinem Hinterteil landete.

Pardauz!, da lagen sie auf der Erde, Frau B. auf Herrn A., und sahen sich verdutzt an.

„Du hast mich aufgefangen. Danke, mein Held!“, hauchte Frau B. und drückte Herrn A. einen Kuss auf die Lippen. Ihre Arme waren noch immer um seinen Hals geschlungen. Sie löste sie auch jetzt noch nicht. Im Gegenteil, sie schmiegte sich enger an Herrn A. und sah ihm tief in die Augen.

Herr A. war völlig perplex. Nur langsam kam sein begriffsstutziges Hirn in Gang, die Gedanken ratterten und formierten sich schließlich zu der Erkenntnis: Hier bot sich eine einmalige Gelegenheit – er musste sie zurückküssen! Herr A. nahm all seinen Mut zusammen und gab Frau B. seinerseits zaghaft einen Kuss.

Diese erwiderte den Kuss, Herr A. machte weiter, diesmal etwas feuriger, und die Sache nahm ihren Lauf. Die Küsse wurden leidenschaftlich und bald waren die beiden in eine hemmungslose Knutscherei versunken, vergaßen Ort und Zeit. Als sie endlich zu sich kamen, war es spät geworden. Sie beschlossen, zu ihm zu gehen, und verließen engumschlungen den Biergarten.

Herr A. schwebte auf Wolke sieben. Er war überglücklich und schloss kurz die Augen. So konnte er nicht sehen, wie seine Begleiterin in diesem Moment den Kopf wandte und dem riesigen Kellner fröhlich und verschwörerisch zuzwinkerte.

Die Erlebnisse des Herrn A.

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