Читать книгу Revolverfreunde: Wichita Western Sammelband 6 Romane - Conrad Shepherd - Страница 55

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Die Sonne hatte ihren höchsten Stand längst überschritten. Trotzdem war es immer noch brütend heiß. Gary Shaffer zog die Krempe seines hellgrauen Stetsons ein Stück tiefer in die Stirn. Er erreichte die Anhöhe unmittelbar nördlich der Ranch, zügelte den Braunen und drehte sich im Sattel um.

Nun sah er das Anwesen wie auf dem Präsentierteller.

El Rancho Nuevo.

Die neue Ranch.

Diesen Namen hatte sie schon von Reynas Großeltern erhalten, die das Haupthaus aus Stein errichtet hatten als Ersatz für den ursprünglich weiter westlich gelegenen Familienbesitz. Ein Pferdestall, ebenfalls aus Stein, war im Laufe der Jahre dazugekommen. Dann ein Wagenschuppen aus Holz. Die wenigen Cowboys, die die Familie Menendez beschäftigte, hatten kein eigenes Bunkhouse, wie sonst üblich. Vielmehr befand sich ihre Unterkunft in einem Seitentrakt des Haupthauses. Die Mahlzeiten nahmen sie stets mit den Familienmitgliedern gemeinsam ein.

Am südlichen Horizont glitzerte das Wasser des Brazos River. Die Vorfahren der Menendez hatten schon früh erkannt, dass man vor dem Fluss Respekt haben musste. Man durfte ihm nicht zu nahekommen. Denn nach starken Regenfällen, besonders im Frühjahr, trat er über die Ufer, und das Land verwandelte sich in eine riesige Seenplatte.

Gary brauchte nicht lange zu warten, dann trat unten seine Braut aus dem Haus. Sie trug ein einfaches weißes Kleid an diesem Tag. Es war ein kleiner Vorgeschmack auf den großen Tag, übermorgen, an dem sie ganz in festliches Weiß gekleidet sein würde.

Reyna schritt unter dem Dach der Veranda hervor, wandte sich nach Norden und winkte Gary zu. Es war eine Gewohnheit, die sie entwickelt hatten, seit sie wussten, dass sie füreinander bestimmt waren. Einerlei, in welche Richtung er auch ritt, Reyna wusste, wie viele Minuten verstrichen, bis Gary jenen Punkt erreichte, an dem er noch einmal verharrte und sich umdrehte, um ihr zuzuwinken. So sollte es für den Rest ihres Lebens bleiben; das hatten sie sich vorgenommen. Sie wollten sich nie auch nur für eine Stunde trennen, ohne sich bewusst und innig voneinander zu verabschieden.

Er erwiderte ihr Winken und setzte seinen Weg dann beruhigt fort.

Er war stolz auf das Zuhause, das er hier gefunden hatte. Seine künftigen Schwiegereltern gaben ihm nicht das Gefühl, ein »Eingeheirateter« zu sein. In der ersten Zeit, als er nur Cowboy gewesen war, hatte er bewiesen, dass er zupacken konnte und dass er etwas von der Arbeit mit Rindern verstand. Er war keiner, der sich ins gemachte Nest setzte und dann alle viere von sich streckte.

Zum ersten Mal in der Familiengeschichte hatten die Menendez ’ keinen männlichen Erben. Doch Reynas Eltern wussten, dass ihre Tochter die Tradition des Rancho Nuevo mit Garys Hilfe fortführen würde. Denn er war bei aller Tatkraft auch ein Mann, der diese Tradition zu würdigen wusste.

Zur Nordweide war es nicht weit. Gary würde noch vor Dunkelwerden zur Ranch zurückkehren, gemeinsam mit Adam Carson und Rory Fuller, den beiden Cowboys. Der Familienrat hatte beschlossen, dass Adam und Rory schon den ganzen kommenden Tag frei haben sollten, um sich in aller Ruhe auf das Hochzeitsfest vorbereiten zu können. Weiteres Personal gab es auf der Ranch nicht. Reyna und ihre Mutter erledigten alle Arbeiten im Haus und in der Küche selbst.

Gary hatte etwa eine Meile in dem hügeligen Land zurückgelegt, als er Hufgeräusche hörte. Erstaunt straffte er die Zügel des Braunen und horchte. Er befand sich auf dem Weg, der durch eine langgezogene Senke nach Norden führte. Im ersten Moment hatte er angenommen, dass Adam und Rory schon von sich aus heimkehrten. Doch nun stellte er fest, dass es wesentlich mehr Reiter waren als nur zwei.

Sie kamen von Osten, aus der Richtung, in der Red Springs lag.

Sie waren so plötzlich da, dass Gary Shaffer nicht einmal mehr zur Winchester greifen konnte.

Als düstere Streitmacht erschienen sie dort oben, auf der grasbewachsenen Anhöhe. Sechs Reiter, schwarz gekleidet, mit schwarzen Kapuzenmasken. Alle sechs Pferde waren edle, großrahmige Rappen. Die Maskierten hatten ihre Gewehre bereits im Anschlag. Über Kimme und Korn funkelten ihre hasserfüllten Augen in den Sehschlitzen.

Gary bekam noch mit, dass auch auf der gegenüberliegenden Hügelkuppe maskierte Reiter erschienen.

Mündungsblitze glühten auf, noch bevor er einen Gedanken fassen konnte.

Harte Schläge trafen ihn von beiden Seiten, schüttelten ihn durch. Doch er verspürte keinen Schmerz. Das Krachen der Schüsse verdichtete sich zu Donner, doch er vernahm nur dessen scheinbares Verklingen, wie einen Nachhall, der in der Ferne versiegte. In Wahrheit war es sein Gehör, das ebenso versagte wie seine übrigen Sinne ...

Revolverfreunde: Wichita Western Sammelband 6 Romane

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