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10. Das Hohelied geistlich lesen

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Jesus und seine Braut im Hohelied geistlich zu entdecken, bedeutete für mich dann, aus der Sphäre des Geistes heraus zu lesen, aus der alles Leben in Existenz kam. Es hieß im Blick auf meine nationale Identität, im Bild gesagt, die Deutschland-Fahne umzudrehen und im Gold „von oben her“ den Ursprung zu erkennen, aus dem heraus auch wir mit einer himmlischen Berufung geschaffen wurden.24 Denn als Ebenbild Gottes, der Geist ist,25 haben auch wir eine geistliche Identität; es ist unser wahres Ich. Dieses ist dazu bestimmt und befähigt, mit geistlichen Sinnen die Welt und das eigene Leben „von oben her“ – so wie er – zu sehen und zu gestalten. Dadurch wird es möglich, die eigene Seele mit allem Denken, Fühlen und Wollen in diese Höhe zu rufen und mitzunehmen, um sie in Übereinstimmung mit unserem wahren Ich, das sein Ebenbild ist, zu bringen.26 In Gemeinschaft mit ihm können wir dann wie er durch das gesprochene Wort in seiner Autorität und Kraft Leben hervorrufen und so seine Welt bebauen und bewahren.

Dabei gewann ich auf meiner Reise durch das Hohelied ganz neu ein Verständnis dafür, dass die Sprache des Geistes oder, anders gesagt, des Herzens Gottes, die Sprache der Bilder ist,27 die die Macht haben, auch unser Herz „von oben her“ zu bewegen, sodass wir mit seinen Mitteln bauen können, was er uns zeigt.28

Darum ist auch die Ursprache der Bibel, das Hebräisch, eine Bildsprache, in der wiederum jeder Buchstabe nicht nur eine Wortebene, sondern ebenso eine Bildebene enthält.29 Beispielhaft besteht allein das Wort für Gott, im Hebräischen EL, das von rechts nach links geschrieben wird, aus mehreren Worten, die Bilder hervorrufen. So bedeutet das E auf der rechten Seite, im Hebräischen Alef,30 „ewiger Gott, Anfang, Stärke, Anführer und Opferstier.“ Das L auf der linken Seite, im Hebräischen Lamed, bedeutet „Ochse, Treiberstock, Kontrolle.“ Wenn Gott sich im ersten Satz der Bibel dann mit dem Namen Elohim vorstellt, was „Gott über alle Götter“ bedeutet, dann kommt bereits hier ein Zweifaches zum Ausdruck. Zum einen bedeutet es, dass er über allen steht und niemand ihn entthronen kann. Zum andern bedeutet es aber auch, dass diese Position des Königs über alle Könige infrage gestellt wird und ein anderer die Kontrolle über alle anstrebt, die mit Druck umgesetzt werden soll.31 Auf der Wortebene bedeutet es, dass die Buchstaben Lamed und Alef vertauscht werden, wodurch das Wort LO entsteht, was im Deutschen Nein bedeutet. Wenn jedoch der Geist, der Gottes Herrschaft und Plan verneint, den Platz des Anführers einnimmt, dann wird Leben in Unfruchtbarkeit und Tod führen, wofür auf der Bildebene der Ochse steht, der kein Leben hervorbringen kann. Er ist vielmehr für schwere, körperliche Arbeit abgerichtet und wird schließlich zum Schlachtvieh. Das zu entdecken, nahm mir im Blick auf unsere deutsche Geschichte fast den Atem. Denn ich konnte es nicht mehr als Zufall ansehen, dass das jüdische Volk und alle, die nicht dem Bild des Gewaltherrschers Adolf Hitler im nationalsozialistischen Deutschland entsprachen, in Viehwaggons für schwere Arbeit bis zum Tod abtransportiert wurden.

Und ich sah: Auch in der Bannerform der Deutschland-Fahne kommt diese Richtung auf den Tod hin zum Ausdruck. Denn der Bundesadler blickt in dieser Form in das Schwarz auf der linken, und nicht in das Gold auf der rechten Seite, das für ewiges, wertvolles Leben steht.32 So bleibt er am Boden und wird wie die Hühner Körner picken und ohne Vision auf der Erde scharren bis zu seinem Ende, obwohl er ein Adler ist, der König der Lüfte.33 Als mir das bei meinem geistlichen Lesen des Hoheliedes im Blick auf Deutschland auffiel, verspürte ich den Impuls, den Adler zu rufen, seinen Kopf zu wenden und in die Sonne zu blicken. Das würde ihn auffliegen lassen in die Höhe, für die er geschaffen ist. Und dann könnte er sich erheben über alle anderen Vögel, selbst die, die ihn angreifen und ihm das Genick brechen wollen wie die Krähen.34 Denn sie können die Luft nicht atmen, in der er zu Hause ist, wenn er emporsteigt; sie müssen von ihm abfallen. Ich folgte in diesem Bild der Einladung, das Hohelied in der Höhe des Geistes zu lesen und mich selbst darin zu bewegen wie ein Adler, der in die Sonne blickt. Das hieß und heißt für mich dann: ihm zu glauben und von dieser Höhe aus auch andere ins Leben und zum Glauben zu rufen. Denn „die, die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie vorwärtsgehen und nicht müde werden.“35

Jesus ruft seine Braut

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