Читать книгу Jesus ruft seine Braut - Cornelia Weinmann - Страница 5
Prolog: Wie alles begann
ОглавлениеDas Hohelied, geistlich gelesen, beschreibt die Geschichte der größten Liebe überhaupt. Sie begann in der Dimension des Himmels, im Herzen des dreieinigen Gottes.1 Der Teil der Menschheit, der ihm glaubt, hat dadurch Anteil an einer unvergleichlichen Berufung, einer Berufung, durch die er zugleich eine Perspektive gewinnen kann, die befreiend ist. Die Menschen, die Gott glauben, sind es dann, die zur Braut des himmlischen Bräutigams werden und so auch persönlich ihr eigenes wahres Wesen kennenlernen. Auf diese Weise können sie die Liebe erfahren, für die sie geboren und geschaffen wurden. Wie im Himmel, sollte es auf der Erde sein. Doch durch den Unglauben ihrer Erwählung gegenüber verlor die Menschheit den Himmel und die Erde und damit auch sich selbst. Und anstatt im Garten des Lebens in Gemeinschaft mit Gott seine Schöpfung zu regieren, begann eine Geschichte von Neid, Hass und Kriegen, die im Geist der Rebellion gegen die Königsherrschaft Gottes geführt wurden und Menschen bis heute zu Sklaven machen.
Doch mit dem schönsten aller Lieder, das übrigens am Höhepunkt des jüdischen Passahfestes gelesen wird, dürfen wir zusammen mit den Jüngern Jesu von damals auch heute Gottes Ruf nach Herzensgemeinschaft mit jedem einzelnen Menschen hören wie ein Liebeslied. Denn er selbst singt es und will dadurch unsere Herzen heilen und eine Bewegung auslösen – vergleichbar den leichten Schritten einer Braut, wenn sie am Tag der Hochzeit auf dem Weg bis zum Altar ihrem Bräutigam entgegengeht.
A: Glaubensschritte der Braut Christi – Gründe im Wort Gottes
„Seht, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen!“2 Jesus selbst ruft seine Braut in diesem Gleichnis von den zehn Jungfrauen im Rahmen seiner Endzeitreden. Denn er selbst ist der Bräutigam.3 Doch wer ist es, der nach Himmelfahrt und Pfingsten sein zweites Kommen ankündigt und die Einladung ausspricht, aus dem Bisherigen hinauszugehen, ihm entgegen? Und was hat das mit dem Hohelied zu tun, dessen Entstehung dem Friedenskönig Salomo vor fast 3000 Jahren zugeschrieben wird, der ein Mädchen zur Braut erwählt hat und um sie wirbt? Das gemeinsame Band wird allein darin sichtbar, dass bis zum 19. Jahrhundert dieses kleine Liebeslied geistlich mit Gottes unvergleichlicher Liebe zu seinem Volk als seiner Braut im Alten wie im Neuen Testament verbunden wurde.4 Auch seit der Zeitrechnung nach Christi Geburt hat es auf dieser geistlichen Ebene zusammen mit dem Römerbrief die meisten Kommentare hervorgebracht. Erst im 19. Jahrhundert, nach der Aufklärung, wurde das Hohelied fast ausschließlich auf der horizontalen Ebene einer menschlichen Liebesgeschichte behandelt.5 Dadurch ging in Deutschland und vielleicht der ganzen westlichen Welt die geistliche Dimension, der innerste Kern dieser tiefen und zugleich weltumspannenden Liebe Gottes, weitgehend verloren.
Doch seit den 1990er-Jahren fingen Männer und Frauen Gottes wieder an, im Hohelied den himmlischen Bräutigam zu entdecken, der wiederkommt, und in den Nachfolgern Jesu aus allen Völkern die Braut, die er in eine reife Partnerschaft mit sich ruft, denn die Hochzeit im Himmel steht bevor. Schon der Apostel Johannes hatte dieses Ereignis in Offenbarung 19,7 im Geist – das heißt in einer Dimension außerhalb von Raum und Zeit – gesehen und prophetisch in Vorfreude ausgerufen: „Wir wollen uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereit gemacht!“
Doch bis zu dieser Hochzeit sind es gerade der Heilige Geist und die Braut, die einer Welt ohne Jesus zurufen: „Seht, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen!“ Diese Überbringer der Botschaft werden bis ins letzte Kapitel der Bibel bezeugt: „Und der Geist und die Braut sagen: ‚Komm!‘ … Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens geschenkt.“6 Und ganz am Ende ist es der Ruf der Braut, die ihn bittet: „Komm, Herr Jesus!“, auf den er hört und handelt: „Ja, ich komme bald.“7 Dieser Ruf der Sehnsucht ist wie die ganze Bibel in der Sprache des Herzens verfasst, die von Bildern und Vergleichen lebt. Zugleich hat die Sehnsucht nach Jesus am Beginn des dritten Jahrtausends viele neue Lieder hervorgebracht, die zu Glaubensschritten wie im Tanz mit dem König aller Könige einladen und in die Bitte: „Dance with me, O Lover of my soul to the song of all songs.“8
BWie ich selbst die Aufforderung zum Tanz mit dem König erlebte – persönliche Gründe
Wie ich dazu kam, im Hohelied Jesus als König und Bräutigam zu entdecken und mich in diesen Ruf des Geistes und der Braut einzureihen, ist auch eine Geschichte, die am Anfang stehen soll. Denn es ist nicht zuletzt eine Geschichte mit dem Heiligen Geist, ohne den die Braut Christi nicht im Namen Jesu einladen kann, das Lied dieser Liebe zu singen und die Tanzschritte des Glaubens zu lernen.