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12. In den Garten der Gemeinschaft mit Gott gerufen

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Ich entdeckte, dass im Hohelied das Bild des Gartens den Ort der Gemeinschaft mit dem Friedenskönig Jesus darstellt (für den Salomo steht).40 Durch seine Gegenwart kann unser eigenes Leben aufblühen und die Schönheit Gottes widerspiegeln, wie schon im ersten Garten in Eden, in dem er alles und jeden mit Liebe betrachtet und ins Leben gerufen hatte. Und wie der erste Mensch die Berufung hatte, diesen Garten zu pflegen und zu gestalten,41 so ist auch die junge Frau im Hohelied dazu erwählt. Sie darf in der Liebe dieses Königs erst selbst aufblühen und dann in Gemeinschaft mit ihm auch andere in diese verwandelnde Vertrautheit mit Gott rufen, bis sie sich unter seinem Blick als schön erkennen und ihr Leben lieben kann, wie auch er es tut. Und wie sich das Mädchen als die „Rose von Scharon“ erkennt, die er im Tal dieser Welt erblickt und pflückt, will sie später auch andere einladen, sich so zu sehen. Denn für diese Rose, in der Herzenssprache des Hoheliedes gesagt, verließ er den Himmel, um ihre Dornen auf sich zu nehmen und sie selbst an sein Herz zu legen.42 In dieser Bildsprache leuchtet die Berufung Gottes an jeden Menschen auf: In der Gemeinschaft mit ihm dürfen wir die Welt aus Disteln und Dornen, die nach der Ablehnung des Schöpfers entstanden ist,43 zurückverwandeln in einen einzigen großen Garten seiner gnädigen Herrschaft. In diesem Garten soll durch seine Gegenwart buntes und vielfältiges Leben aufblühen können, das Gottes Design der Liebe und Wahrheit trägt und darum auch neues Leben hervorbringt.44

Doch der Geist Satans, der diesen Liebesplan verneint und bereits die ersten Menschen zur Ablehnung der Autorität ihres gemeinsamen Schöpfers verführte,45 will bis heute durch Lügen und Verdrehen der Wahrheit aus dem Garten des Lebens und der Liebe einen Friedhof machen, in dem Hass und Tod das Sagen haben. Jede Ablehnung von Leben hat hierin ihren Ursprung; das wurde mir beim Lesen des Hoheliedes aufs Neue bewusst. Zugleich ist der Geist Satans dadurch gekennzeichnet, dass er gerade die Schöpfungen und Bilder Gottes, die für Leben, Liebe und Schönheit stehen, dazu benutzt, sie zu verdrehen und ins Gegenteil zu verkehren. Im Blick auf die Regierungsriege des 3. Reiches in Deutschland ab 1933 fand ich es darum bezeichnend, dass sie in diesem Geist der Ablehnung Gottes mit dem Bild des Gartens fast ein ganzes Volk dafür gewinnen konnte, zu Handlangern der Vernichtung zu werden. Denn wie im ersten Garten, den die Bibel beschreibt, näherte sich das Böse in der Gestalt des Schönen und ging in so kleinen Teilschritten vor, dass die Rechtfertigung der kleinen Einzeltat die Sicht für das Schreckliche der ganz großen Tat verblendete.46 Ausgerechnet mit dem verdrehten Bild des Gartens, der von Gott her ursprünglich für Entfaltung und das Aufblühen alles Lebendigen gestanden hatte, wertete man nun Menschen als „Unkraut“ der Gesellschaft ab, das „ausgerottet“ werden müsse, um der – vermeintlichen – Schönheit des „germanischen Gartens“ willen.

In Johannes Czwalinas Buch Das Schweigen redet, das ich im Sommer 2019 parallel zum Hohelied las, fand ich die Begründung dafür, warum dieser Gedanke in vielen Ohren edel klang. Demnach wertete dieses Bild vom „germanischen Garten“ das im Keller befindliche Selbstwertgefühl einer Nation nach dem verlorenen ersten Weltkrieg auf und erhob eine resignierte Volksseele. Dabei dachte man nicht an das Verwerfliche eines Genozids. Der Massenmord diente scheinbar einem guten Zweck. Johannes Czwalina kam zu dem Schluss: „Viele kleine Schritte der Rechtfertigungen führten somit zur Blindheit für die perverse Fratze des schrecklichsten Massenmords der Geschichte.“47

Das Bild des Gartens wurde für mich somit zu einem Schlüssel, um sowohl Gottes Gedanken der Gemeinschaft mit ihm, dem König aller Könige, zu verstehen, als auch die teuflische Perversion in unserer deutschen Geschichte. Denn dieser im Geist des Todes pervertierte „Friedhofsgarten“ trug die Handschrift dessen, der Gott und die Seinen hasst und zerstören will.

Gerade vor dem Hintergrund des Hasses und angesichts der unsagbaren Schuld gegenüber Gott und seinem Volk leuchtete für mich im Hohelied die Liebe des himmlischen Vaters auf, der wie ein Gärtner in diesem deutschen Boden der Gewalt noch Generationen von Menschen sieht, die er nach seinem Bild geschaffen hatte und die er jetzt ins Leben rufen will. Trotz einer vernichtenden Ideologie, die alles Mitgefühl und alle Barmherzigkeit aus den Herzen gerissen hatte, als wäre es Unkraut, sieht er auch in Deutschland nicht nur Kinder und Enkel des Krieges.48 Vielmehr sieht er in den Generationen der vater- und mutterlosen Gesellschaft schon Kinder des wahren Vaters im Himmel, die durch den Heiligen Geist sein Herz der Liebe kennenlernen und auch sich selbst als geliebt und schön erkennen dürfen.49 Es überwältigte mich, im Hohelied Jesus zu entdecken, den König der Juden und Heiland der Welt, der auch uns als Deutsche nicht abgeschrieben hat, sondern uns von Herzen liebt wie ein Bräutigam seine Braut. In dieser Erwählung konnte ich darum auch seine Berufung an unsere jetzige Generation erkennen: in Herzenseinheit mit Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist zu regieren und den von Hass verbrannten und hart getretenen Friedhofsboden erneut in einen Garten des Lebens und der Liebe zu verwandeln – „wie im Himmel, so auf Erden.“50

Jesus ruft seine Braut

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