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7. Das Hohelied lädt zum Träumen mit Gott und zum Tanz mit ihm ein

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Die Geschichte der größten Liebe kommt uns in der Form eines Liebesliedes in acht Strophen entgegen.29 Wie jedes Lied, das die Liebe zum Thema hat, löst es in Menschenherzen Schwingungen aus; es ruft darin eine Resonanz hervor, die träumen lässt und zugleich in die Leichtigkeit einer Bewegung bringt wie in einem Tanz. Gerade geistlich gelesen lädt das Hohelied darum sowohl zum Träumen ein als auch zu Glaubensschritten in einer neu geschenkten Leichtigkeit.

In dieser Botschaft an den deutschen Teil der „Braut Christi“ steht darum auch die Frage im Raum: Welche Träume am Tag und in der Nacht lassen unser Herz schneller schlagen? Sind es Träume von eigener oder nationaler Größe wie im großdeutschen Reich? Seit seiner Gründung im Jahr 1871 mit allen Wirren wurden solche Träume dann bis ins nationalsozialistische Dritte Reich in Deutschland geträumt, das Europa und die ganze Welt umfassen sollte.30 Doch sind mit dem Zusammenbruch Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg nicht auch diese Träume zerbrochen? Und blieben nicht die Alpträume der Zerstörung zurück sowie die Traumata, die wie offene Wunden der Seele bis heute zerstörerisch alle Beziehungen belasten, einschließlich der Beziehung zu Gott?

Dieser Durchgang durch das Hohelied fragt darum nach Perspektiven und Wegen, die aus der himmlischen Berufung heraus für jeden Einzelnen aufleuchten. Jesus will gerade den deutschen Teil der Braut Christi mit ihren Träumen und Alpträumen aus aller (Selbst)-Abwertung, -anklage und -ablehnung herausrufen und sie dazu ermutigen, den Mantel der Scham und des Schweigens abzulegen und das königliche Hochzeitskleid seiner Gerechtigkeit ganz neu zu ergreifen und zu tragen. In der mütterlichen Annahme durch Gottes Geist wird sich dann auch der deutsche Teil der Braut Christi einreihen können, andere in die Freiheit der Gottesbeziehung einzuladen. Denn am Ende sind es der Geist und die Braut, die gemeinsam singen und der Menschheit zurufen: „‚Komm!‘ Und wer es hört, der sage: ‚Komm!‘ Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens geschenkt.‘“31 Angesichts dieser endzeitlichen Dimension bis ins letzte Buch der Bibel hinein, kommt dem Hohelied, das die Liebe des Königs aller Könige singend beschreibt, der Platz des größten prophetischen Liedes zu, das der Gemeinde unserer Zeit gegeben ist.32 Wenn sich das Lied der Gemeinde mit dieser Güte und Liebe Gottes verbindet, dann ist es gerade dieser Lobpreis, durch den selbst die größten Gedankengebäude und Festungen des Feindes fallen. Denn das Lied, das durch die Hilfe des Heiligen Geistes unter allen Umständen diesen König preist, lebt von der Gewissheit: „Es ist ein Größerer mit uns als mit ihm.“33

Auf der persönlichen und damit seelsorgerlichen Ebene gewinnt das Hohelied darüber hinaus auch die Bedeutung einer Traumaerzählung, in der für jeden persönlich die Möglichkeit besteht, das eigene Leben im Licht dieser göttlichen Liebesgeschichte neu zu schreiben und sich aus den Traumata samt aller Alpträume heraus und in einen neuen Rhythmus der Hoffnung hinein zu bewegen.34 Wie in einem Film kann dabei der Platz verschiedener Akteure eingenommen und auch wieder verlassen werden, um sich an einem anderen Platz und in einer neuen Rolle zu sehen. Das Ziel Gottes ist erreicht, wenn der Blick auf die Bewegung der Braut fällt, ganz gleich von welchem erkannten Standpunkt der oder die Einzelne herkommt. Denn Gott hat jeden Menschen berufen, diesen Platz der Braut an der Seite des himmlischen Bräutigams einzunehmen.

Mit dem Erlernen der „Tanzschritte des Glaubens“ wird eine Bewegung möglich, die nicht – wie ein Marsch im Gleichschritt eines Heeres – jede eigene Herzensbewegung verhindert. Vielmehr werden Bewegungen wie im Tanz möglich, in dem es unterschiedlichste Ausdrucksformen gibt, die dennoch kunstvoll unter der Choreographie des Heiligen Geistes zusammengefügt werden. Durch ihn inspiriert beugen sich die Tänzer und Tänzerinnen in immer neuen Wellen vor dem, der jeden in Liebe erhoben hat, seine Braut zu sein. In der Gewissheit dieser Liebe ist dann auch Raum im Herzen, die Träume Gottes von seinem Reich und seiner Herrschaft der Liebe und des Lebens zu träumen und schon jetzt im eigenen Leben auf die Erde zu bringen. Denn der uns zu beten gelehrt hat: „Vater unser im Himmel, … Dein Reich komme! Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden!“,35 der will es auch in uns, durch uns und mit uns vollbringen. Das entfaltet dieser Durchgang durch das Hohelied der Liebe Gottes zu seiner Menschheit.

Jesus ruft seine Braut

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