Читать книгу Die 3 Quellen echten Lebensglücks - Dami Charf - Страница 40
ANWESEND – UND DOCH NICHT DA
ОглавлениеDissoziation ist ein Begriff aus der Psychologie und Psychotherapie, der kaum bekannt ist. Er beschreibt eine innere Abspaltung von sich selbst. Ich halte sie für das häufigste Symptom überhaupt. Frühe Verletzungen in Verbindung mit nicht sicheren Bindungen sind so weit verbreitet, dass viele Verhaltensweisen inzwischen als »normal« gelten, obwohl sie es eigentlich nicht sein sollten. »Normal« ist ein schwieriges Wort, und ich versuche, es möglichst selten zu benutzen. Für mich bedeutet es eher »sehr weit verbreitet« als »so sollte es sein«.
Ich sehe immer mehr Menschen, die anwesend sind, aber nicht präsent. Ich sehe Menschen, die funktionieren, aber sich nicht fühlen. Ich sehe Menschen, die Angst haben vor Stille und einer Begegnung mit sich selbst.
Unsere Gesellschaft entwickelt sich dahin, dass immer mehr von uns im oberen Bereich des Toleranzfensters leben oder sogar im ständigen Kampf-oder-Flucht-Modus. Bestimmt ist dir schon einmal aufgefallen, dass die Leute sich im täglichen Miteinander auf der Straße viel schneller angiften, sich angegriffen oder schlecht behandelt fühlen, laut werden oder sogar beleidigend. Vielleicht hast du auch schon bemerkt, dass kaum noch jemand die Tür für die Person hinter sich aufhält. Ich habe eine Weile gebraucht, um zu begreifen, dass die meisten Leute mich gar nicht wahrnehmen. Viele Menschen leben inzwischen in einer Blase, zu der andere Menschen oder die Welt keinen Zutritt haben. Dadurch nimmt die Vereinzelung zu, was wiederum dazu führt, dass Menschen sich einsam fühlen und abgeschnitten.
EXPERIMENT: SCHAU DIR ZU
Beobachte dich einmal zwei bis drei Tage intensiver. Was stellst du fest?
Bist du präsent, wenn du durch den Tag gehst?
Wie freundlich gehst du mit anderen Menschen um?
Wie intensiv nimmst du andere wahr?
Wie viel nimmst du von dir selbst wahr, von deinen Gefühlen, Bedürfnissen, deinem Körper?