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Bauern und Viehzüchter

Die Archäologen des 19. Jahrhunderts prägten den Begriff „Jungsteinzeit“ (Neolithikum), um die Epoche der polierten Steinwerkzeuge zu benennen, die den behauenen Steinwerkzeugen der Altsteinzeit folgten. Obwohl spätere Anthropologen erkannten, dass die polierten Steinwerkzeuge Teil eines viel weiter gehenderen Wandels waren, des Beginns der Nahrungsproduktion, hat sich die Bezeichnung erhalten.

Trotz ihres Namens war die neolithische Revolution kein scharfer Bruch mit der Vergangenheit, sondern die Fortführung der intensiveren Ressourcenausbeutung, die in der Mittelsteinzeit begann. Für die Menschen dieser Epoche musste der Wandel fast unmerklich sein, nicht nur weil er Jahrhunderte dauerte, sondern weil sie ihre alte Lebensweise beibehielten und gleichzeitig mit einer neuen experimentierten.

Wie sie genau vom Sammeln zum Kultivieren von Pflanzen kamen, ist unklar. Es muss Zwischenschritte gegeben haben, wie das Ausjäten konkurrierender Pflanzen oder die Bewässerung erwünschter Pflanzen bei Trockenheit. In wenigen Fällen manipulierten Menschen Pflanzen, aber nicht bis zur Kultivierung, wie in der folgenden Geschichte, die der Umwelthistoriker Neil Roberts erzählt:

Die schmale Trennlinie zwischen Landwirtschaft und Sammeln lässt sich gut am Australien der Aborigines zeigen, wo Frauen gewohnheitsmäßig Pflanzen beschwören, großzügig zu sein und ihnen eine große Knolle zu geben, während sie sie ausgraben. Wenn die Knolle aus dem Boden ist, egal wie groß sie ist, fordert die Tradition, dass die Frau sich beklagt und die Pflanze ausschilt: „Du wertlose Pflanze, du faules Ding. Du geizige Pflanze. Geh zurück und mach es besser.“ Darauf hackt sie die Spitze der Pflanze ab, steckt sie zurück in den Boden, und uriniert darauf.1

Archäologen haben lange über die Motive diskutiert, die Menschen dazu brachten, mit Pflanzenanbau und Tierzucht zu beginnen. War die Übervölkerung oder der Klimawandel ausschlaggebend? Oder war es der Wunsch, sesshaft zu werden? Wahrscheinlich lebten in vielen Teilen der Welt schon so viele mesolithische Jäger und Sammler, dass eine Gruppe nach Erschöpfung ihrer örtlichen Ressourcen nicht einfach auf neues, unbewohntes Gebiet ziehen konnte. Wenn außerdem die Belastbarkeit des Landes vermindert war, wurde das Bedürfnis nach neuen Ressourcen noch drängender. Die Suche nach Sicherheit war vielleicht ebenfalls ein starkes Motiv. In vielen Regionen schufen große jahreszeitliche Differenzen einen Anreiz, Nahrung für die mageren Monate aufzusparen, indem man Körner und Nüsse lagerte oder Tiere einsperrte, um sie später zu essen. Zudem durchliefen sogar die reichsten Gegenden Zyklen von Überfluss und Knappheit und Zeiten von Fülle und Mangel. Bestimmte Nahrungsquellen wie Nussbäume trugen von Jahr zu Jahr eine unterschiedliche Menge, auch in konstantem Klima. Nahrungsquellen zu finden, die Menschen durch eine Zeit des Mangels bringen konnten, muss ein machtvoller Antrieb für Experimente gewesen sein.

Macht euch die Erde untertan

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